Siedlungsentwicklung der Hitze anpassen

  28.02.2024 Fricktal, Rheinfelden

Klimakarten machen Klimawandel sichtbar

Die Sommer werden heisser, die Starkniederschlagsereignisse nehmen zu. Dies erfordert Anpassungen in den Siedlungsräumen – städtebaulich und sozial. Welchen Weg verfolgt die Stadt Rheinfelden?

Walter Herzog

Wenn wir mit der zunehmenden Klimaveränderung weiterhin in unseren Städten und Gemeinden leben wollen, sind Anpassungen notwendig. Der Kanton Aargau erstellt präzise Klimakarten, welche wertvolle Unterstützung für eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung liefern. Wie die Abteilungen Landwirtschaft und Gewässer sowie Raumentwicklung in einem Bericht aufzeigen, wollen sie damit den Klimawandel sichtbar machen. Denn auch im Kanton Aargau gehört der Klimawandel zu den grossen Herausforderungen mit direkten räumlichen und physiologischen Auswirkungen. Das zentrale Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 bis maximal 2 Grad zu begrenzen, erfordert Anstrengungen auf lokaler, nationaler, aber auch globaler Ebene.

«Klimafit» werden
Die zunehmende Erwärmung lässt sich gerade im Siedlungsgebiet feststellen. Nicht zuletzt auch als Folge städtebaulicher Entwicklungen wird das Leben im Hochsommer für alle anstrengender. Dabei sind Kinder, ältere und kranke Menschen besonders stark von der zunehmenden Hitzebelastung betroffen. Das Leben im Wohn- und Arbeitsumfeld muss auch zukünftig trotz erhöhter Sommerhitze für uns alle möglich sein. Damit dies gelingt, braucht es eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung. Als unterstützende Grundlage hat der Kanton Aargau vor vier Jahren begonnen, die Klimaanalysekarten für die Gegenwart und die Zukunft zu rechnen. Seit 2021 sind diese Karten für alle Gemeinden verfügbar. Die Klimaanalyse- und Planhinweiskarten geben Aufschluss über die klimatische Situation: Wo befinden sich Gebiete mit besonders ausgeprägter Hitzebelastung? Welche Grün- und Freiräume sind wichtig für die Kaltluftproduktion? Wo gilt es wichtige Kaltluftleitbahnen freizuhalten?

Massnahmen für eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung
Eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen bebauten und unbebauten Flächen mindert den Wärmeinseleffekt und schafft gleichzeitig attraktive Begegnungs- und Erholungsräume. Für die Hitzeminderung im Siedlungsgebiet gilt es, die Tages- und die Nachtsituation differenziert zu betrachten. Eine Überhitzung ist am Tag insbesondere in stark frequentierten Gebieten wie Ortszentren, öffentlichen Räumen, Freizeitanlagen und Arbeitsplatzgebieten mit hoher Arbeitsplatzdichte sowie in Gebieten mit hitzesensiblen Einrichtungen wie Spitälern, Altersheimen und Kindergärten zu vermeiden. In der Nacht ist vor allem in Wohnquartieren und in Gebieten mit sensiblen Einrichtungen ein angenehmes Klima wichtig. Effektive Massnahmen zur Reduktion der Hitzebelastung im Siedlungsgebiet aus der Sicht des Kantons sind:
• Eine gute Durchlüftung des Siedlungsgebiets sicherstellen,
• eine klimaoptimierte Bebauung anstreben,
• die öffentlichen Freiräume und Begrünung fördern (Begrünung mit Bäumen),
• Sickerfähige Oberflächen schaffen und offene Wasserflächen erhalten, fördern und erlebbar machen.

Was macht Rheinfelden?
Anpassungen im Siedlungsgebiet sind folglich in den nächsten Jahren unabdingbar, wenn wir weiterhin ein gutes Leben in den zu erwartenden Hitzesommern ermöglichen wollen. Die NFZ hat die Stadt Rheinfelden gefragt, wie stark sie dieses Thema beschäftigt und was sie konkret unternimmt. Christine Arnold, (Energiebauftragte der Stadt) und Roger Erdin, Stadtschreiber, äussern sich dazu wie folgt:

NFZ: Welche konkreten Schlussfolgerungen zieht die Stadt Rheinfelden aus dieser Klimakarte?
Rheinfelden:
Die Karte bestätigt die bisherigen Erkenntnisse, wonach bei der Gestaltung auf die stark versiegelten und «steinernen» Räume geachtet werden muss. Die Karte dient in diesem Sinne als Unterstützung, weil sie die heutige Situation objektiviert.

Im Bericht steht, dass Siedlungen «klimafit» werden müssen. Wie stehen Sie/die Stadt dazu und was wurde bereits unternommen?
Das Thema beschäftigt Rheinfelden seit vielen Jahren. Bisher achteten wir bei der Entwicklung der Stadträume auf Entsiegelung von «steinernen» Räumen, die Begrünung oder die Beschattung durch Bäume oder etwa auch die Freilegung von Fliessgewässern. Ein gutes Beispiel dafür ist die Gestaltung der Fröschweid mit grosszügigen entsiegelten Flächen, dem freigelegten Bächlein, der Gestaltung der Habich-Dietschy-Strasse mit der Baumallee und dem begrünten Stadtgraben beziehungsweise begrünten Dach des Müller-Brunner-Parkings. Neuer ist das Thema der Sicherstellung der Luftströmungen bzw. das Verhindern von Bauten, welche diese beeinträchtigen. Dieses Thema wurde erstmals im Rahmen des Räumlichen Entwicklungskonzeptes von 2021 aufgenommen und wird nun im Rahmen der Gesamtrevision der Nutzungsplanung bzw. dem Richtplan Landschaft und Erholung vertieft. Dem Thema Stadtklima wurde ein spezielles Kapitel im Räum lichen Entwicklungskonzept (REK) gewidmet.

Welches sind konkrete Projekte und Pläne in der Zukunft?
Massnahmen, die das Stadtklima erträglicher machen können, werden grundsätzlich bei allen Projekten geprüft. Namentlich ist dies die Entsiegelung von Flächen und die Beschattung von öffentlichen Räumen und Strassen. In den nächsten Monaten machen wir dies beispielhaft bei der Umgestaltung des Haldenweges oder der Neugestaltung der Hermann-Keller-Strasse.

Wie können Verbesserungen auch in der Altstadt realisiert werden?
Die Stadt hat vor wenigen Jahren die Begrünung von verschiedenen, auch privaten Räumen oder Fassaden gefördert. Schöne Beispiele dafür finden sich etwa am Zähringerplatz oder in der Rindergasse, wo ganze Hausfassaden begrünt sind oder Gewächse gezielt über den Gassenraum ragen. Die zahlreichen vorhandenen Grünflächen und der Baumbestand in der Altstadt muss weiterhin gepflegt und erneuert werden. Bäume müssen mit standortangepassten Sorten ersetzt werden.


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