«Seit der Operation plagen mich Alpträume»
06.05.2025 Rheinfelden, KaiseraugstBei einer Zwerchfelloperation im Gesundheitszentrum Fricktal kam es zu Komplikationen. Dem Patienten musste notfallmässig die Milz entfernt werden. Seine Lebensqualität ist seither eingeschränkt und auf den Folgekosten bleibt er selber sitzen – damit ist er nicht ...
Bei einer Zwerchfelloperation im Gesundheitszentrum Fricktal kam es zu Komplikationen. Dem Patienten musste notfallmässig die Milz entfernt werden. Seine Lebensqualität ist seither eingeschränkt und auf den Folgekosten bleibt er selber sitzen – damit ist er nicht einverstanden.
Valentin Zumsteg
«Ich fühle mich vom Gesundheitszentrum Fricktal im Stich gelassen», sagt John Riesen. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein Ordner, der seine Krankheitsgeschichte und die Korrespondenz mit den juristischen Vertretern des Spitals Rheinfelden dokumentiert. Anfang 2024 litt der 58-jährige Kaiseraugster an einer sogenannt symptomatischen Refluxkrankheit. Dabei fliesst Magensäure in die Speiseröhre, die der Schliessmuskel des Magens nicht zurückhält. Ursache war ein Zwerchfellbruch. Dadurch verschob sich ein Teil des Magens in den Brustraum. Sodbrennen und saures Aufstossen waren die Folgen. «Der Arzt im Gesundheitszentrum hat mir zu einer Operation geraten», schildert Riesen.
Viel Blut verloren
Die Operation wurde am 12. November 2024 im Spital Rheinfelden, das zum Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) gehört, unter Vollnarkose durchgeführt. Im Verlauf des Eingriffs gab es Komplikationen. Der operierende Arzt stellte eine Verklebung zwischen Milz und Magen fest. Riesen ist der Meinung, dass die Operation zu diesem Zeitpunkt hätte abgebrochen werden sollen. «Man hätte mich über die neue Situation und die damit zusammenhängenden Risiken informieren müssen», sagt er. Stattdessen versuchte der Arzt, die Verklebung zu lösen. Dabei riss die kurze Magenvene und die Milz wurde verletzt. Es kam zu einer starken Blutung. Der Arzt entschied sich daraufhin, die Milz zu entfernen. «Vor der Operation war nie über die Möglichkeit einer Organentfernung gesprochen worden», betont Riesen. Erst am folgenden Tag teilte man ihm mit, dass er keine Milz mehr hat. «Das war ein Schock für mich. Es hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Vom Arzt gab es nur eine halbbatzige Entschuldigung», erklärt der dreifache Familienvater. Nach der Operation und dem Spitalaustritt war er sechs Wochen zuhause. «Ich hatte starke Schmerzen. Seither leide ich unter Alpträumen, in denen mir Organe entfernt werden.» Seit Januar arbeitet er wieder, aber nur zu 80 Prozent. «Ich bin schneller müde und ausgelaugt.»
Die Milz ist kein lebenswichtiges Organ. Menschen, denen sie entfernt wurde, sind aber anfälliger auf bestimmte Infektionen; diese können auch schwerer verlaufen. «Bei einer Lungenentzündung oder einer Blutvergiftung ist meine Überlebenschance deutlich geringer als bei Menschen mit Milz. Wenn ich leichtes Fieber habe, muss ich Medikamente nehmen und zum Arzt oder ins Spital gehen. Diese Kosten bleiben bei mir hängen.»
«Das ist nicht gerecht»
Das Gesundheitszentrum will zum konkreten Fall keine Stellung nehmen: «Aus rechtlichen Gründen können wir diese Anfrage nicht beantworten», heisst es auf Anfrage der NFZ. Die Versicherung des GZF hat aber in einem Schreiben an John Riesen Folgendes festgehalten: «Die Akten haben wir mit unserem beratenden Arzt besprochen. Dieser kommt zum Schluss, dass anlässlich der Operation vom 12. November 2024 alles richtig und sorgfältig gemacht worden ist. Gerade bei intraoperativ angetroffenen Situationen mit Verklebungen zwischen Milz und dem Magen, welche gelöst werden müssen, kann es zu einer Verletzung der Milz kommen, was eine Entfernung nötig machen kann.» Es gebe keinen Anlass zur Annahme, dass der Operateur unsorgfältig gehandelt habe.
John Riesen sieht das anders: «Vor der Operation ging es mir besser. Meine Lebensqualität ist heute deutlich eingeschränkt und ich bleibe auf den Mehrkosten sitzen. Das ist nicht gerecht.» Er prüft rechtliche Schritte gegen das Gesundheitszentrum Fricktal.