Mehr Anreize für Haus- und Kinderärzte
10.07.2024 Fricktal, GesundheitIn einem Postulat fordert der Fricker SP-Grossrat Rolf Schmid den Regierungsrat auf, rasche Fördermassnahmen zu prüfen, damit der Hausarzt- und Kinderarztberuf insbesondere in ländlichen Regionen an Attraktivität gewinnt. Im oberen Fricktal ist die Unterversorgung gross.
...In einem Postulat fordert der Fricker SP-Grossrat Rolf Schmid den Regierungsrat auf, rasche Fördermassnahmen zu prüfen, damit der Hausarzt- und Kinderarztberuf insbesondere in ländlichen Regionen an Attraktivität gewinnt. Im oberen Fricktal ist die Unterversorgung gross.
1800 bis 2500 Patientinnen und Patienten pro Hausarzt-Vollzeitstelle ist kein aus der Luft gegriffener Wert, sondern entspricht in den ländlichen Regionen zum Teil bereits der Realität. Der Mangel an Fachkräften beschert den Haus- wie auch Kinderärzten nicht selten 80-Stunden-Wochen. Gerade Landpraxen beklagen schon länger eine grosse Not bei den Nachfolgelösungen. Das wiederum führt dazu, dass praktizierende Ärztinnen und Ärzte weit über ihr Pensionsalter hinaus im Beruf bleiben müssen. Hören sie dann auf, ist das oft gleichzeitig das Ende der Praxis.
Laut Bundesamt für Statistik weist der Kanton Aargau schweizweit den zweittiefsten Wert bei der Hausarztdichte aus. Ein Thema, mit dem sich auch der Planungsverband Fricktal Regio vermehrt auseinandersetzt. Laut der von ihm bei der Argomed Ärzte AG in Auftrag gegebenen Erhebung, beträgt die Hausarztdichte auf dem Land nur 0,4 bis 0,55 auf 1000 Personen. «Die Realität zeigt, dass heute viele Leistungserbringende keine neuen Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen, weshalb diese vermehrt die Notfallstationen aufsuchen», betont der SP-Politiker Rolf Schmid.
Dringender Handlunsbedarf
Der Grossrat aus Frick unterstreicht die vorhandene Problematik zusätzlich mit: «Besonders dramatisch ist die Situation im Bereich der kinderärztlichen Versorgung.» Es besteht seiner Ansicht nach dringender Handlungsbedarf. Deshalb hat er aktuell ein Postulat eingereicht, in welchem er die Prüfung rascher Massnahmen fordert, um damit Gegensteuer bei der zunehmenden ärztlichen Unterversorgung zu geben.
In seinem Vorstoss bestätigt Schmid zwar, dass der Regierungsrat den Handlungsbedarf erkannt hat und auch bereit ist, gezielte Fördermassnahmen zu beschliessen. «Die gegenwärtige Situation in gewissen Regionen, so beispielsweise dem oberen Fricktal, lässt jedoch keinen weiteren Aufschub zu», drängt der SP-Grossrat auf schnelleres Handeln. Übergeordnete Veränderungen auf Bundesebene liessen auf sich warten, während sich die Situation für Patienten ohne Praxisplatz laufend verschärfen würde.
Immer mehr Fachärzte
Durch veraltete Systeme habe die Attraktivität des Hausarztberufes massiv gelitten. Im Gleichzug nehme die Beliebtheit der Facharztspezialisierung mit besseren Möglichkeiten und teuren Behandlungen zu. «Kostentreiber im System sind vermehrte Spezialuntersuchungen», ist Schmid überzeugt. «Wenn die Versorgung durch Haus- und Kinderärzte weiter schwindet, wird das System entsprechend teurer.»
Im Kanton Aargau sei eine Hürde bei den Hausarztpraxen, dass keine direkte Medikamentenabgabe möglich ist. In anderen Kantonen sei diese erlaubt, was sich beim Lohn bemerkbar mache. Im Kanton Uri werde die Attraktivität des Hausarztberufes gesteigert, indem die Gemeinden die Hausärzte anstellten, zeigt Rolf Schmid ein Verbesserungsbeispiel auf. Möglich wären auch Modelle, bei denen die öffentliche Hand Investitionen wie Praxisausstattung oder Umbaumassnahmen unterstützt. Auch
das sei eine Massnahme, um die Ansiedlung von Haus- und Kinderärzten zu fördern. Als weiteres Beispiel nennt Schmid die Gemeinde Ebnat-Kappel. Dort wird seit 2012 eine Genossenschaftspraxis betrieben. Der Mangel an Hausärzten werde sich in den nächsten zehn Jahren dramatisch verschärfen. Rolf Schmid fordert deshalb, mit gezielten Massnahmen das negative Anreizsystem zu korrigieren, um so Gegensteuer gegen die rasch zunehmende Unterversorgung zu geben. (sh)