«Man muss das Wasser lesen können»
05.08.2023 Persönlich, WallbachAlicia und Yasmin Nussbaum: Erfolgreiche Pontonierfahrerinnen
In Wallbach sind gleich zwei Landesmeisterinnen zuhause: Ende Juni kürten sich die Schwestern Alicia (21) und Yasmin (19) Nussbaum in Schwaderloch zu Schweizer Meisterinnen im Pontonierfahren (die NFZ ...
Alicia und Yasmin Nussbaum: Erfolgreiche Pontonierfahrerinnen
In Wallbach sind gleich zwei Landesmeisterinnen zuhause: Ende Juni kürten sich die Schwestern Alicia (21) und Yasmin (19) Nussbaum in Schwaderloch zu Schweizer Meisterinnen im Pontonierfahren (die NFZ berichtete).
Jordi Küng
Wer glaubt, dass im Pontonierfahren nur Erfolg haben kann, wer über aussergewöhnliche Kräfte verfügt, irrt. Bestes Beispiel dafür sind Alicia und ihre jüngere Schwester Yasmin Nussbaum. Wie aber kamen die Schwestern zu dieser Sportart, welche lange Zeit von Männern dominiert wurde? «Ich war in der 5. Klasse, als ein Schnuppertag für den Pontoniersport stattfand. Ich war fasziniert und bin noch am gleichen Abend ins Training gegangen», erklärt Yasmin, welche damals zehn Jahre alt war. Und wenig später konnte sie auch ihre ältere Schwester animieren und überzeugen, sich dem Pontonierfahrverein Wallbach anzuschliessen. Es gab eine (kurze) Zeit, wo eine jede mit einer anderen Partnerin fuhr, doch es zeichnete sich schnell ab, dass Alicia und Yasmin ein «Dream-Team» bildeten und noch immer bilden. Alicia, die ältere der Nussbaum-Schwestern fungiert als Steuerfrau und steht hinten im Boot, Yasmin ist die Vorderfrau. Erklärend fügen sie hinzu: «Wir steuern eigentlich fast jedes Element zusammen an. Dann können auch beide beim Rudern Vollgas geben. Es ist beim ‘Malochen’ wie auch beim Steuern ein Zusammenspiel zwischen Vorder- und Hinterfahrerin». Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist auch, dass «man das Wasser lesen kann», so Alicia und Yasmin unisono. Denn das Wasser, oder eben der Bach, wie der Rhein auch genannt wird, verändert täglich seine Phy siognomie.
Ein spezieller Dank an Rolf Herzog
Die Saison dauert von April (ab Ostern) bis Anfang September. In dieser Zeit trainieren die Wallbacherinnen bis zu dreimal in der Woche. In der wasserfahrlosen Zeit «machen wir Fitness-Training, biken oder joggen als Alternative», so Alicia und Yasmin, die sich nahezu in allem einig sind. Nach der Matura am Gymnasium Muttenz absolviert Alicia aktuell eine Ausbildung zur Biologielaborantin bei der Firma Syngenta in Stein und wird die Ausbildung im nächsten Jahr abschliessen. «Garantiert mit Erfolg, sie hat einen gesunden Ehrgeiz», fügt Yasmin mit Stolz an. Sie selber arbeitet in einem Basler Weltkonzern, auf Kleinbasler Seite, als Chemielaborantin. Alicia engagiert sich zudem im Vorstand und hat dort den Posten der Aktuarin inne.
Die Geschwister Nussbaum gingen an den Schweizer Meisterschaften in Schwaderloch nicht unbedingt als Favoritinnen an den Start, auch wenn man um ihre Stärke wusste. Eine wichtige Person im sportlichen Leben der Geschwister Nussbaum ist Rolf Herzog, «ein sehr erfahrener Pontonierfahrer aus unserem Klub. Er hat viel mit uns trainiert, stets auf Kleinigkeiten geachtet und uns so vieles beigebracht. Er hat sich immer Zeit genommen, um unsere Fragen zu beantworten. Vor den Wettkämpfen inspizieren wir mit ihm den Parcours – man darf ruhig sagen, dass wir ohne seine Unterstützung über die Jahre hinweg nicht dort wären, wo wir heute sind», so die neuen Schweizer Meisterinnen.
Geselligkeit und Kameradschaft
Pontoniere sind Amateure, welche die Kameradschaft und Geselligkeit hegen und pflegen. Vereinspräsident Dominique Koch erklärt gegenüber der NFZ: «Unser Verein hat 30 Aktive, inklusive zehn Frauen, sowie 20 Junioren, welche die Zukunft garantieren. Dazu kommen noch 20 Senioren, die aber nicht mehr wettkampfmässig aufs Wasser gehen. Doch sie sind wichtige Stützen und nehmen rege am Vereinsleben teil.» Zum Beispiel am traditionellen Fischessen am Badeplatz in Wallbach. Mitte Juli jeweils ein absoluter Höhepunkt im Vereinsjahr.
Für den sportlichen Höhepunkt haben Alicia und Yasmin Nussbaum gesorgt, die als stolze Schweizer Meisterinnen, ausgezeichnet mit einem Lorbeerkranz von Schwaderloch nach Wallbach zurückkehrten. Für einmal nicht auf dem Bach, sondern auf der Strasse.