Lieber im Wald als am Handy
21.12.2024 Persönlich, BöztalPeter Rüfenachts Weihnachts-Hobby und sein Leben ohne Mobiltelefon
Während Peter Rüfenacht an seinen Krippen arbeitet, läuft im Hintergrund Weihnachtsmusik ab Schallplatte. Die Werkstatt von Peter Rüfenacht in Hornussen ist auch ein Museum mit unzähligen ...
Peter Rüfenachts Weihnachts-Hobby und sein Leben ohne Mobiltelefon
Während Peter Rüfenacht an seinen Krippen arbeitet, läuft im Hintergrund Weihnachtsmusik ab Schallplatte. Die Werkstatt von Peter Rüfenacht in Hornussen ist auch ein Museum mit unzähligen Sammlerstücken.
Karin Pfister
Heisse Augusttage verbringt Peter Rüfenacht gerne in seinem eigenen Waldstück in Hornussen oder wie er es nennt in «Böztal West». Dort sammelt er schon im Sommer Material für seine Krippen; zum Bauen nützt er «alles, was der Wald hergibt» wie Holz, Tannzapfen, Wurzelwerke und Wurzelstücke oder Schindeln. «Ich suche nicht, ich finde.» Manche Fundstücke passen gut, andere eignen sich nicht. «Jede Krippe ist ein Unikat.» Peter Rüfenacht zeigt die Krippen regelmässig an regionalen Märkten, wobei es ihm viel mehr darum geht, vor Ort zu sein und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen als ein Geschäft zu machen. «Wenn ich etwas verkaufe, freue ich mich, aber ich baue die Krippen nicht, um Geld zu verdienen, sondern weil ich es gerne mache.»
Seine Krippen sind Naturkrippen. «Sie müssen nicht perfekt aussehen», ergänzt Peter Rüfenacht. Meistens hat er mehrere Werke parallel in Arbeit. «Ich schaue jeweils spontan, welches Fundstück zu welcher Krippe passt.» Für die kleinen Krippenfiguren konnte er bisher auf die Hilfe seiner Mutter zurückgreifen. Die 94-Jährige habe immer mit viel Begeisterung Kleider für die Figuren gebastelt und genäht.
Als Koch im Engadin
Mit eineinhalb Jahren ist Peter Rüfenacht, der Jahrgang 1957 hat, zusammen mit seiner Familie aus dem Zürcher Oberland ins Fricktal gekommen. Seine Eltern hatten damals einen Teil des ehemaligen Säckinger Amtshauses gekauft, das mehrere Wohnungen beherbergt. Das stattliche Gebäude an der Hauptstrasse stammt aus dem Jahre 1594 und gehört unter anderem Peter Rüfenacht. Ursprünglich hat er Koch gelernt und viele Jahre lang im Engadin gearbeitet, bevor er ins Fricktal zurückkehrte und bei den Kabelwerken in Brugg tätig war. «Seit ich pensioniert bin, verbringe ich meine Zeit gerne mit handwerklichen Tätigkeiten.»
Er selber wohnt nicht mehr im Säckinger Amtshaus, sondern zusammen mit seiner Frau Claudia im Einfamilienhaus hinter der Scheune. Seit 2020 sind die beiden verheiratet; ein Paar sind sie seit 20 Jahren.
Claudia Rüfenacht hat eine Zeitlang das inzwischen geschlossene Restaurant Gotthard geführt. Sie ist in Möhlin aufgewachsen und im unteren Fricktal als Taubenwartin der Stadt Rheinfelden sowie als Vogelzüchterin bekannt. Ausserdem ist sie verantwortlich für die aufwändige und bunte Weihnachtsdekoration rund ums Haus. «Die letzten zehn Jahre habe ich das jeweils gemacht, nun habe ich diese Aufgabe delegiert», erzählt Peter Rüfenacht. Auch das Adventsfenster, welches er jährlich gestaltet hat, hat er weitergegeben. «Meine vier erwachsenen Söhne wohnen mit ihren Familien oder Partnerinnen gleich hier in der Nähe und leben diese Tradition weiter», so Claudia Rüfenacht.
Ein unscheinbarer Schopf
In der Nähe befindet sich ein unscheinbarer alter Schopf, im Innern lagern allerlei historische Besonderheiten. «Das ist mein Museum und meine Werkstatt.» Dort baut Peter Rüfenacht an den Krippen und sammelt, was ihn interessiert wie zum Beispiel landwirtschaftliche Werkzeuge, alte Nähmaschinen, Schallplatten und Holzradios oder ein Grammophon. Schallplatten und Singles besitzt er inzwischen je rund 2000 Stücke. Vieles wird ihm gebracht wie zum Beispiel ein über 100-jähriger Kinderwagen aus Holz. «Ich lasse die Sachen gerne im Original-Zustand und restauriere oder poliere sie nicht. Es muss nicht schön aussehen, mir gefallen einfach diese historischen Gegenstände. Ich finde es schade, wenn solche Sachen weggeworfen werden.»
Das Museum war bisher nicht öffentlich zugänglich. «Ich sammle nur für mich.» Gerne öffnet Peter Rüfenacht die Türe aber für Führungen und er überlegt sich momentan, ob er im nächsten Jahr einen Tag der offenen Tür für Interessierte durchführen möchte. «Da lagern viele spannende Gegenstände», ergänzt Claudia Rüfenacht.
Das gute alte PTT-Münztelefon
Nicht nur die Krippen sind Unikate, auch er selber sei eines, sagt seine Frau. Peter Rüfenacht besitzt weder Handy noch Computer, lieber weist er auf das alte PTT-Münztelefon hin, das beim Eingang von «Petis Bierstübli» steht. «Das ist mein Sommerund Wintergarten», sagt er über das kleine, gemütliche Refugium mit Holzofen, in dem er sich gerne mit Freunden und Familie trifft. Das Münztelefon ist natürlich nicht angeschlossen, erreichbar ist Peter Rüfenacht im Notfall über das Handy seiner Frau. Er habe nie das Bedürfnis gehabt, für sich selber ein Handy zu kaufen. Auf die Frage nach dem Warum, antwortet er: «Braucht man ein Handy?»