Jörg Klaws ergänzt das Angebot
31.10.2023 Frick, GesundheitSo viel vorneweg: Jörg Klaws (46) ist zwar als Heimarzt in mehreren Kantonen tätig, die freie Arztwahl wird durch seine Tätigkeit aber allerorts nicht tangiert. Wie der ambulant tätige Arzt dem Alterszentrum Bruggbach in Frick helfen kann und in welchen Bereichen er die ...
So viel vorneweg: Jörg Klaws (46) ist zwar als Heimarzt in mehreren Kantonen tätig, die freie Arztwahl wird durch seine Tätigkeit aber allerorts nicht tangiert. Wie der ambulant tätige Arzt dem Alterszentrum Bruggbach in Frick helfen kann und in welchen Bereichen er die niedergelassenen Hausärzte entlasten könnte, darüber wurde am Freitagabend im «Bruggbach» diskutiert.
Simone Rufli
Donnerstagabend im Alterszentrum Klostermatte in Laufenburg. Die Vereinsversammlung des Vereins für Altersbetreuung im Oberen Fricktal (VAOF; vgl. Bericht auf Seite 3) ist beim Traktandum «Verschiedenes» angelangt, da bringt Fricks Vizeammann Gunthard Niederbäumer einen Stein ins Rollen. Niederbäumer will von Jacqueline Mathis, der Leiterin des Alterszentrums Bruggbach in Frick wissen, wie im «Bruggbach» die medizinische Betreuung jener Bewohnerinnen und Bewohner sicherstellt wird, die derzeit von Hausarzt Guido Giger betreut werden, wenn Giger per Ende 2023 in Pension geht. Der langjährige Fricker Hausarzt hat vor wenigen Tagen erst – für seine Patientinnen und Patienten, das Alterszentrum und den Gemeinde - rat – überraschend kurzfristig die Schliessung seiner Praxis per Ende Jahr angekündigt.
Gegen 4000 suchen einen Hausarzt
Anhand von konkreten Zahlen wird das Ausmass des Problems offensichtlich: Zwischen 3000 und 4000 Patienten machen sich dieser Tage auf die Suche nach einem neuen Arzt. Nicht nur die Bewohner des Alterszentrums. Dass viele Leute besorgt sind, bekommt auch Gunthard Niederbäumer zu spüren: «Fast täglich treten besorgte Menschen an mich oder andere Personen auf der Gemeindeverwaltung in Frick heran. Vorwiegend ältere Frauen und Männer, die jahrzehntelang bei Dr. Giger in Behandlung waren, befürchten jetzt, dass sie in keiner Praxis mehr aufgenommen werden.» Wegen des fortgeschrittenen Alters, aber auch, weil viele Fricktaler Hausarzt-Praxen ausgelastet sind. «Als Gemeinde können wir nur beschränkt weiterhelfen. Wir können Leute zusammenbringen, Gespräche mit dem Gesundheitszentrum Fricktal führen und eine Übersicht über das bestehende Angebote schaffen. Was die Gemeinde aber nie tun wird, ist eine Arztpraxis eröffnen.» Niederbäumer warnt vor einer Verschärfung der Situation: «In Frick sind mit einer Ausnahme alle Hausärzte über 60 und alle sagen, es ist aussichtlos, einen Nachfolger zu finden.»
Besprechung im «Bruggbach»
Am Freitagabend im Pavillon des Alterszentrums Bruggbach in Frick: Jacqueline Mathis und Pflegedienstleiter Michael Risch haben die 15 Hausärztinnen und Hausärzte, welche Patienten im «Bruggbach» betreuen, zu einem Gedankenaustausch eingeladen. Drei Mediziner und zwei Apotheker sind der Einladung gefolgt. Dazu Jörg Klaws. Die NFZ darf der Diskussion beiwohnen. In den nächsten anderthalb Stunden geht es darum, herauszufinden, wohin der gemeinsame Weg führen soll. Auch hier wird schnell klar, die Sache ist kompliziert. Über allem steht die freie Arztwahl. Wer ins «Bruggbach» eintritt, wird im Idealfall vom bisherigen Hausarzt weiterbetreut. Ist kein Hausarzt vorhanden, oder besucht dieser grundsätzlich keine Betagten im Heim, händigt das Alterszentrum den Neueintretenden oder ihren Angehörigen eine Liste mit den 15 möglichen Fricktaler Hausärzten aus. «Eine Empfehlung sprechen wir nicht aus, das würde dem Prinzip der freien Arztwahl widersprechen», so Mathis. Ein Problem ist selbst mit einem Hausarzt nicht vom Tisch: «Ist der Hausarzt nicht erreichbar oder in den Ferien, bleibt uns meist keine andere Wahl, als die Bewohner – auch wegen Kleinigkeiten – ins Spital zu bringen», sagt Mathis. Abhilfe schaffen könnte ein Heimarzt.
Ambulant in Heimen tätig
Ein gangbarer Weg zeichne sich jetzt ab, so Jacqueline Mathis. «Wir haben uns über die letzten zwei Jahre intensiv mit dem Problem der medizinischen Versorgung befasst. Mit Jörg Klaws haben wir nun einen Arzt gefunden, der ambulant tätig ist, ins Pflegeheim kommt, vor Ort Sprechstunden anbietet und sich aus Berufung auf die Betreuung von Menschen in Heimen spezialisiert hat.» Die Zentrumsleiterin betont: «Jörg Klaws steht auf einer Stufe mit allen anderen Hausärzten in der Region.»
Das zu betonen ist auch Jörg Klaws wichtig: «Ich bin mit meinem Praxis-Projekt nahezu täglich für mehrere Heime in den Kantonen Zürich und Aargau im Einsatz und verstehe mich als ein zusätzliches Angebot zur Entlastung der niedergelassenen Hausärzte. In welchem Ausmass jeder einzelne von ihnen davon Gebrauch machen will, werden wir in individuellen Gesprächen gemeinsam herausfinden. Es liegt mir fern, an der freien Arztwahl zu rütteln!»
Jacqueline Mathis verspricht sich von der Zusammenarbeit mit Jörg Klaws kurzfristig eine Stärkung der medizinischen Versorgung der Bewohnenden und langfristig auch einen Sprung in der Weiterbildung des Pflegepersonals.