Ist die Welt ausser Rand und Band?
21.10.2025 Fricktal, BöztalAm Forum Botia referierte Politgeograf Michael Hermann
Der aus TV und Presse bekannte Politwissenschaftler, Geograf und Publizist, Michael Hermann, stellte sich vor einem zahlreich erschienenen Publikum der Frage, wie es um unsere Demokratie steht und gab dazu einen fundierten Exkurs in die Schweizer Geschichte von Politik und Wirtschaft.
Petra Schumacher
Im Namen des Forums Botia begrüsste am letzten Donnerstag Marc Joss gut 70 Personen von Politik und Wirtschaft aus den Regionen Brugg und Fricktal im Saal des Restaurants Zur Post in Bözen. Das Forum lud bereits zur 16. Austragung ein und setzte damit seine Reihe von hochkarätig besetzten Vorträgen fort. «Wie die Schweiz ihre Mitte nicht verliert, wenn die Welt aus den Fugen gerät», lautete das diesjährige Thema, was kaum aktueller hätte sein können. Die zahlreihen Fragen aus dem Publikum nach dem Vortrag und die anschliessend intensiven Diskussionen beim Apéro Riche zeigten, dass das Forum Botia damit den Nerv der Zeit getroffen hat.
Für die Demokratie einstehen
«Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, wo man davon ausging, dass die Demokratie sich weltweit ausbreitet und Kriege etwas sind, was zur Geschichte gehört», begann Michael Herrmann seinen Vortrag und fragte rhetorisch: «Und wo stehen wir jetzt? Ist die Welt ausser Rand und Band?» Ausgehend von dieser Fragestellung begann der Referent einen geschichtlichen Exkurs in die Zeit um 1940, als die Schweiz wie eine Insel als einzige parlamentarische Demokratie von totalitären Staaten und Diktatoren umgeben war und zeichnete anschliessend die Entwicklung der Schweiz zu den USA als auch der EU mit seinen Höhen und Tiefen auf. Die Schweiz mit seinem föderalistischen Fundament sei gut aufgestellt, so die Einschätzung von Michael Herrmann. Demokratie ist dabei aber keine Selbstverständlichkeit, sie wird schnell zerbrechlich, wie wir im aktuellen Weltgeschehen gerade feststellen müssen. Um unsere Mitte nicht zu verlieren, müssen wir alle für die Demokratie im Land einstehen, im Grossen wie im Kleinen, lautete sein Resümee.
Dem Netzwerken verschrieben
Bereits im Logo, einem verschlungenen Knoten, drückt das Forum Botia sein Anliegen «Verbindungen knüpfen» aus. Mit der jährlichen Veranstaltung hat sich das Forum inzwischen zum wichtigen Netzwerkanlass fest in der Region etabliert. «Für mich steht Netzwerkarbeit ganz oben auf der Aufgabenliste und dafür investiere ich gern viel Zeit», erklärte Marion Wegner-Hänggi, Frau Gemeindeamman von Wallbach, und sagt weiter: «Ein gutes, parteiübergreifendes Netzwerk sehe ich als solides Fundament für eine erfolgreiche Arbeit. Unsere Problemlösungen sind so komplex geworden, dass wir sie nur gemeinsam bewirtschaften können.» Ähnlich wichtig sieht auch Urs Obrist, Mitglied der Bankleitung der Raiffeisenbank Regio Frick-Mettauertal, die Netzwerkarbeit: «Für uns als Institution, als Bank ist es enorm wichtig, nahbar, greifbar zu sein. Deswegen schätzen wir Anlässe wie diese und unterstützen sie auch gern. Als Hauptsponsor dieser Veranstaltung wollen wir zudem einen Teil von unserem Erfolg hier in der Region zurückgeben.»
Ausblick 2026
Auf Einladung vom Forum Botia tritt im kommenden Jahr als nächste Referentin Bea Knecht, Informatikerin, Unternehmerin und Gründerin der Internetfernseh-Plattform Zattoo auf. Die mehrfach ausgezeichnete Pionierin der digitalen Transformation wird zur Fragestellung «Löst künstliche Intelligenz die Probleme von morgen?» sprechen, ein Thema, mit dem das Forum Botia wohl wieder den Nerv der Zeit trifft.