Samaritervereine: Umgeben von Auflösungserscheinungen gibt es Lichtblicke

Bald wird der Samariterverein Möhlin einhundert Jahre alt. Es wird ihn auch weiterhin geben – und brauchen. Das allein sind schon gute Nachrichten.

Ronny Wittenwiler

Wer sich mit einem Klick im Netz bei den Samaritern in Möhlin findet, wird ohne Umwege angesprochen: «Im Notfall braucht es auch dich! Werde Mitglied, rette Leben!» Im Fricktal sind mehrere Samaritervereine schon gestorben. In Rheinfelden etwa, in Magden, genauso in Wallbach, Mumpf und Obermumpf; den Samariterverein gibt’s dort bloss noch vom Hörensagen und Edy Söder, Vizepräsident beim Samariterverein Möhlin, sagte vor zwei Jahren: «Der Samariterverein Möhlin zählt noch rund fünfzehn Mitglieder, auch wir brauchen unbedingt Nachwuchs.» Das war an einer Regio-Übung. Jetzt hat der Samariterverein Möhlin zusammen mit Kaiseraugst wieder eine solche organisiert, es gibt viel zu tun, Figuranten stürzen aus höchster Höhe, verunfallen mit einem Winkelschleifer oder sie erleiden einen Herzinfarkt, alles kritische Momente für den unglücklichen Patienten, fast so, als seien diese fiktiven Szenarien ein Spiegelbild für die bedrohten Bestände der guten alten Schweizer Samaritervereine. Und dann passiert es doch an diesem Abend: Dank engagierten Menschen, die sofort zu handeln bereit sind, gelingt die Ersthilfe vorzüglich. Genau wie im Samariterverein Möhlin selbst. «Wir haben acht neue Samariterinnen und Samariter hinzugewonnen», sagt Präsidentin Theres Soder heute. Es sei mit diesen neuen Mitgliedern gelungen, den Verein zu verjüngen. «Sie bereichern unseren Verein und haben diverse Aufgaben übernommen.» Zudem gebe es weitere Interessierte.

Was alles verloren ginge
Umgeben von regionalen Auflösungserscheinungen sind das gute Nachrichten und Theres Soder findet ohnehin: «Samaritervereine sind nach wie vor eine wichtige Organisation innerhalb unserer Gesellschaft. Es braucht sie und mit ihnen genauso die Menschen mit Zivilcourage, die in Notsituationen anderen Menschen helfen.» Zudem drohten ohne Samaritervereine zahllose sportliche und kulturelle Anlässe wegzubrechen, zumal sich viele Veranstalter die Unterstützung eines professionellen Rettungsdienstes schlicht nicht leisten könnten und diese Veranstalter dann auch keine Bewilligungen mehr für entsprechende Anlässe erhielten.

«Wir arbeiten alle fest daran»
Als die Regio-Übung rund ums Werkhofareal in Möhlin beginnt, es ist ein Dienstagabend, sind gut zwei Dutzend Samariterinnen und Samariter aus den Vereinen Möhlin und Kaiseraugst zugegen. An sechs Stationen, aufgeteilt in Gruppen, üben sie die Erstversorgung Hand in Hand. Ziel sei, sagt Soder, dass Samaritervereine gemeinsam Sanitätsdienst leisten können; das bedingt, dass sie einander kennen und von denselben Dingen sprechen. Früher, als es sie noch zuhauf gegeben hatte, waren sie alle da an einer solchen Regio-Übung, die Samaritervereine im Fricktal. An diesem Abend im Werkhof hingegen stehen mit Kaiseraugst und Möhlin so etwas wie zwei Mohikaner im Einsatz, die Übung gelingt und Theres Soder zeigt sich vom Engagement angetan. Sie, die 1996 eingetreten ist, seit 1999 im Vorstand amtet, seit elf Jahren als Präsidentin, und zudem als Kursleiterin und Samariterlehrerin fungiert, hat es schon einmal gesagt: «Ich möchte nicht die letzte Präsidentin des Samaritervereins Möhlin sein. Wir alle arbeiten fest daran, dass er bestehen bleibt.» Schliesslich, findet sie, dürfe man auch stolz darauf sein, eine solche Organisation im Dorf zu haben. Im Land bleibt der Samariterverein ein Patient in kritischem Zustand. In Möhlin hat er in den letzten zwei Jahren couragierte Soforthilfe bekommen – von neuen Mitgliedern. 100 Jahre alt wird der Samariterverein Möhlin im 2025. Auch dann noch wird es ihn geben. Denn wie heisst es so schön: «Im Notfall braucht es auch dich! rette Leben!» Immer weitermachen.

Mitglieder sind weiterhin gesucht: www.samariter-moehlin.ch