«Ich wollte es mir nicht verderben»
12.05.2025 Basel, Wölflinswil, PersönlichSie sind ein eingeschworenes Team, das durch seine Freude am A-capella-Gesang begeistert. Einer von ihnen ist ein Fricktaler: Silvio Benz. Eingeladen vom Verein Dorf Plus tritt das Ensemble am 18. Mai in der Kirche in Wölflinswil auf.
Simone Rufli
Im Foyer Public des ...
Sie sind ein eingeschworenes Team, das durch seine Freude am A-capella-Gesang begeistert. Einer von ihnen ist ein Fricktaler: Silvio Benz. Eingeladen vom Verein Dorf Plus tritt das Ensemble am 18. Mai in der Kirche in Wölflinswil auf.
Simone Rufli
Im Foyer Public des Stadttheaters könne man sich ungestört unterhalten, schrieb Silvio Benz, der seit vier Jahren in Basel wohnt. Ein paar Tage später sitzt der grossgewachsene Fricktaler an einem Tisch gegenüber. Aufgewachsen sei er zusammen mit zwei älteren Schwestern in Wölflinswil, erzählt der 27-Jährige. Der Vater Primarlehrer, die Mutter Primarlehrerin, eine Schwester Berufsmusikerin (Hornistin), die andere Schwester Agronomin. «Musik und Gesang spielten bei uns zu Hause immer eine wichtige Rolle.» Silvio lernte Posaune spielen. «Bei den Fricktaler Herzbuebe spielt jeder mindestens ein Instrument. Zum Singen sind wir alle erst im Verlauf der Zeit gekommen.» Kennen und schätzen gelernt haben sich die «Herzbuebe» im Rahmen der Alten Kanti Aarau. Über die Jahre sei eine tiefe musikalische und menschliche Verbundenheit gewachsen. Im Repertoire des A-capella-Ensembles – ein ganzes Spektrum von Genres.
Von Klassik bis Pop
Sie hätten vor neun Jahren auf einem wesentlich tieferen Niveau angefangen, so Silvio Benz. «Wir hatten einfach Freude am Gesang und am Ausprobieren dessen, was unsere Stimmen herzugeben vermögen.» Ausprobieren, neue Wege beschreiten, mitten in einem Konzert die Stimmlage wechseln, ausloten was möglich ist, von Byrd bis Beatles, von Purcell bis zu den Prinzen, in fremden Sprachen singen … «Das ist reizvoll, weil abwechslungsreich und herausfordernd», sagt Silvio Benz und seine Augen strahlen. «Aber es macht für uns immer mehr Sinn, dass jeder in dem Stimmumfang bleibt, der am besten zu ihm passt», sagt der Tenor.
Ihr Gesang habe sich über die Jahre stark entwickelt und stetig verbessert. «Am besten können das unsere Eltern beurteilen. Sie waren unser erstes Publikum und haben unsere Entwicklung miterlebt. Ich bin froh», meint er und lacht, «dass ich mir die Aufnahmen aus den ersten Jahren schon lange nicht mehr anhören musste.» Nicht nur die Qualität des Gesangs habe sich extrem stark verändert, «auch unser Anspruch an uns selbst».
Parallel zum Gesang, der sich durch das intensive Üben und Trainieren der Stimmen perfektioniert hat, ist der Kreis jener gewachsen, die die Fricktaler Herzbuebe begleiten. Die Stadtkirche in Aarau ist am Jahreskonzert jeweils bis in den hintersten Winkel besetzt. Silvio Benz nickt und lächelt: «In Aarau haben wir seit der Kanti-Zeit Heimspiel.»
Für Geschichte, gegen Musik
Hat er nie daran gedacht, die Musik zum Beruf zu machen? «Doch. Nach der Matura gab es für mich zwei mögliche Richtungen: Musik oder Germanistik und Geschichte. Ich habe mich für die zweite Option entschieden.» Das Hobby zum Beruf machen, das Risiko war er nicht bereit einzugehen. Zu gross schien ihm die Gefahr, die Freude an der Musik zu verlieren, wenn er davon leben müsste. «Ich wollte es mir nicht verderben. Bleibt es beim Hobby, kann ich den Zeitaufwand und das Niveau steuern und die Freude bewahren.» Der Tenor aus dem Fricktal singt nicht nur bei den Fricktaler Herzbuebe, er probt unter anderem auch wöchentlich mit dem Kammerchor Collegium Vocale Lenzburg (CVL). Das funktioniere, sagt er, weil die «Herzbuebe» keinen fixen Probetag hätten, sondern projektbezogen probten.
Vor zwei Jahren schloss Silvio Benz an der Universität Basel das Bachelor-Studium in Germanistik und Geschichte ab, inzwischen bereitet er sich auf den Master-Abschluss vor. Daneben arbeitet er als Praktikant in der Kommunikation des Aargauer Kunsthauses in Aarau und von der Uni aus an einer Ausstellungspublikation für ein Basler Museum. Basel, Wölflinswil, Aarau, Lenzburg – Silvio Benz lacht. «Ich bin mindestens viermal pro Woche im Aargau unterwegs.» Was ihn an seiner Arbeit besonders reizt: «Wissenschaftliche Informationen in Worte zu kleiden, damit Museen über die Wissenschaft und Fachkreise hinaus einen Nutzen für die Gesellschaft haben.»
Überzeugend auftreten
Apropos Worte. Seit die Fricktaler Herzbuebe mit Benjamin Zwicky einen neuen Bass-Sänger und Linienpiloten in ihren Reihen haben, singen sie auch in nordischen Sprachen. Das habe allerdings weniger mit seinem Beruf als Pilot zu tun, als mit seinem Studium. «Beni hat Skandinavistik studiert, ausser ihm beherrscht keiner von uns diese Sprachen.» Silvio Benz lacht: «Umso wichtiger, dass wir überzeugend auftreten.» Da ist sie wieder, die Freude, der Spass an der Sache – zwei Dinge, ohne die es die Fricktaler Herzbuebe nicht gäbe. «Wenn man Freude hinausgibt, kommt Freude und Energie aus dem Publikum zurück», sagt Silvio Benz und verabschiedet sich.
Fricktaler Herzbuebe, A-cappella-Gesang mit Ramin Abbassi, Silvio Benz, Lucien Erdin, Gabriel Hofmann, Valentin Roniger, Andreas Schib, Mattis Sussmann und Benjamin Zwicky, Sonntag, 18. Mai, 17 Uhr, Kirche Wölflinswil, Eintritt frei, Kollekte.