«Ich nehme mir gerne Zeit für andere Menschen»
05.05.2025 Persönlich, KaistenDoris Rebmann ist Präsidentin des Besuchsdienstes Region Laufenburg
In Kaisten kennt sie vermutlich jeden Stein und jede Ecke und – ausser den Neuzuzügern – jede Familie. «Schnell ins Dorf, das geht bei mir nicht», erzählt Doris Rebmann ...
Doris Rebmann ist Präsidentin des Besuchsdienstes Region Laufenburg
In Kaisten kennt sie vermutlich jeden Stein und jede Ecke und – ausser den Neuzuzügern – jede Familie. «Schnell ins Dorf, das geht bei mir nicht», erzählt Doris Rebmann schmunzelnd. Sie möchte der Gemeinschaft, in der sie lebt, auch etwas geben und engagiert sich darum gerne ehrenamtlich.
Karin Pfister*
«Ich war schon immer ein sozialer Mensch, das ist einfach in mir drin.» Sie könne gar nicht anders, sagt Doris Rebmann. Sie hat Jahrgang 1971 und ihr ganzes Leben in Kaisten verbracht. Zweimal habe sie kurz in Laufenburg gewohnt, einmal als kleines Kind und einmal als junge Frau. Sie ist sowohl mit Kaisten wie auch mit Laufenburg umfangreich verwandtschaftlich verbunden. «Meine Mutter zum Beispiel kommt aus Laufenburg und ist eine geborene Erhard.» Ihr Ehemann Roland Rebmann stammt auch aus Kaisten und ist mit vielen Menschen im Dorf verknüpft. «Ich war kürzlich als Zuschauerin am Konzert der Stadtmusik Laufenburg und auf der Bühne waren zahlreiche Cousins und Cousinen sowie weitere Verwandte», nennt sie ein anschauliches Beispiel. Auch Doris Rebmann ist eine begeisterte Musikantin. Seit 35 Jahren spielt sie in der Musikgesellschaft Kaisten Querflöte und Piccolo; zehn Jahre amtete sie im Vorstand, davon sechs Jahre als Präsidentin. «Wir sind ein aktiver Verein und haben rund 40 Mitglieder von 17 bis 81 Jahren.» Sie engagiere sich gerne fürs Dorf. Neun Jahre lang war Doris Rebmann in der Kirchenpf lege und hat dort viel gelernt über kirchliche Prozesse und die viele Arbeit im Hintergrund. «Das war eine Lebensschule.» Auch beruf lich ist sie ihrer Heimatgemeinde treu. «Ich arbeite seit 35 Jahren als medizinische Praxisassistentin beim Arzt hier im Dorf.»
Freude schenken
Die vielen Kontakte, die sie privat und während ihrer verschiedenen Amtstätigkeiten pflegte und gepflegt hat, seien ihr auch bei ihrer aktuellen Aufgabe als Präsidentin des Besuchsdienstes Regio Laufenburg nützlich. Der gesamte Vorstand ist ehrenamtlich tätig. Doris Rebmann ist vor allem für die Finanzierung – der Besuchsdienst lebt von Beiträgen der politischen Gemeinden und von Kirchgemeinden, sowie von Spenden und Mitgliedschaften – sowie administrative Belange zuständig. 14 Besucherinnen und zwei Besucher besuchen momentan 24 ältere Menschen. Die Besucherinnen und Besucher schenken Freude und pflegen Beziehungen; sie trinken mit den Menschen Kaffee, machen Spaziergänge, begleiten sie bei kleineren Besorgungen oder spielen Spiele mit ihnen. «Wir sind flexibel und gehen, wann immer möglich, auf die Wünsche der zu Besuchenden ein. Eine Frau aus dem Altersheim hatte sich gewünscht, einmal in der Woche auswärts essen zu gehen und brauchte dafür eine Begleitung. Das war ein grosser Aufwand für uns, aber die Frau befand sich in ihrer letzten Lebensphase und wir wollten ihr diesen Wunsch erfüllen.»
Die Besucherinnen und Besucher seien das Herz des Besuchsdienstes. «Man muss Menschen mögen, um beim Besuchsdienst ehrenamtlich zu arbeiten», sagt Doris Rebmann. Auch wenn sie als Präsidentin nicht direkt an der Front ist, nehme sie gerne an Fortbildungen vor Ort teil, um mit den Besucherinnen und Besuchern in Kontakt zu sein. Im Jahre 2024 wurden über 1000 Besuchsstunden geleistet. «Unser Angebot ist gefragt.» Sie fände es auch persönlich wichtig, dass diese direkten Kontakte in der vom Internet geprägten Zeit nicht verloren gehen. «Mit den Besuchen verschenken wir Zeit.»
Dem Besuchsdienst Regio Laufenburg sind momentan die Gemeinden Gansingen, Kaisten-Ittenthal, Laufenburg-Sulz sowie Mettauertal und Schwaderloch angeschlossen. «Langfristig könnten wir uns schon auch eine Erweiterung dieser Region vorstellen, falls dies gewünscht würde.» Besucht werden Menschen zu Hause, im Pflegeheim des GZF, im Alterszentrum Klostermatte, in der Pflegewohngruppe «Generettli» sowie im Haus Rheinblick. Neue Besucherinnen und Besucher seien herzlich willkommen. Eine Koordinatorin, die zu 20 Prozent angestellt ist, kümmert sich darum, dass Besuchende und zu Besuchende zusammenpassen. (Weitere Informationen finden Interessierte auf der Homepage www.besuchsdienstregio-laufenburg.ch)
Helfen, wo man kann
Das Soziale lebt Doris Rebmann auch privat. Wenn sie irgendwo helfen kann, hilft sie gerne. Momentan zum Beispiel bei ihrer Mutter: «Als meine Kinder klein waren, hat meine Mutter viel mitbetreut und für uns alle gekocht. Ich möchte ihr darum jetzt etwas zurückgeben und mir Zeit nehmen für sie.» Die Kinder sind inzwischen 27 und 25 Jahre alt und ausgezogen. Nun koche sie für ihre Mutter und im Sommer fährt Doris Rebmann fast täglich am Nachmittag nach Laufenburg in die Badi, damit ihre 78-jährige Mutter dort ihr Aquafit-Programm absolvieren kann. «Für mich ist das auch gut, so kann ich immer meinen Kilometer schwimmen.»
* Karin Pfister ist zu unserem grossen Bedauern vor ein paar Tagen überraschend verstorben. Sie war bei der NFZ seit vielen Jahren eine hochgeschätzte freie Mitarbeiterin. Sie hinterlässt eine grosse Lücke. Wir verlieren mit ihr eine ausgezeichnete Journalistin und einen herzensguten Menschen. Dieses Portrait mit Doris Rebmann hat Karin kurz vor ihrem Tod geschrieben.