«Ich lebe immer mit, während ich am Schreiben bin»
25.11.2024 Persönlich, MagdenEs ist einige Jahre her, dass Hedy Campani aus Magden mit dem «Schreibvirus» angesteckt worden ist. Mittlerweile gehört Schreiben, neben vielen anderen Tätigkeiten, zu ihren wichtigen Hobbys.
Janine Tschopp
Die ersten fünf Jahre ihres Lebens ...
Es ist einige Jahre her, dass Hedy Campani aus Magden mit dem «Schreibvirus» angesteckt worden ist. Mittlerweile gehört Schreiben, neben vielen anderen Tätigkeiten, zu ihren wichtigen Hobbys.
Janine Tschopp
Die ersten fünf Jahre ihres Lebens verbrachte Hedy Campani auf einem Frachtschiff zwischen Basel und Rotterdam. «Mein Vater war Schiffsführer.» Als sie in den Kindergarten kam, zog die Familie auf ein Wohnschiff nach Fessenheim (F). Dort hat ihr Vater als Disponent gearbeitet. «Wenn wir auf dem Frachtschiff geblieben wären, hätte ich in Basel ins Schiffer-Kinderheim gehen müssen, um die Schule zu besuchen.» Auf dem Wohnschiff im Elsass konnte die Familie zusammenbleiben.
Einige Jahre später folgte ein kurzer Aufenthalt in Basel, bevor sich die Familie in Magden niederliess. Hedy Campani war dann elfjährig und kam in die 4. Klasse. «Ich konnte nur Mundart und Französisch. Hochdeutsch musste ich zuerst lernen.»
Wie war es für sie, einen grossen Teil der Kindheit auf einem Schiff verbracht zu haben? «Es war einfach so. Ich hatte keinen Vergleich und konnte auch nicht auswählen.» Geprägt hat sie dieses Aufwachsen sicher. Denn ihr ganzes Leben lang, bis heute, war und ist Hedy Campani aktiv, unternehmungslustig und gerne unterwegs. «Ich finde es schön, wenn etwas läuft», schmunzelt sie.
Telegrafistin: ein ausgestorbener Beruf
Ursprünglich wollte sie Krankenschwester lernen. «Mach eine Postlehre, dann hast du eine sichere Stelle», war die Empfehlung ihres Vaters. So lernte sie Telegrafistin bei der damaligen PTT. «Mir hat das gut gefallen. Auch die unregelmässigen Arbeitszeiten fand ich interessant.» In den folgenden Jahren hatte sie verschiedene Stellen im administrativen Bereich. Zudem waren dies auch Reisejahre, welche sie in Genf, England und an anderen Orten verbrachte.
Als sie 30-jährig wieder nach Magden zurückkehrte, kam ihr Sohn auf die Welt. Sie war in den ersten Jahren alleinerziehend und wollte so viel Zeit wie möglich mit ihrem Kind verbringen. Sie beschloss, sich mit Sekretariatsarbeiten selbstständig zu machen. «So quasi im Homeoffice. Diese Bezeichnung war jedoch damals noch nicht in aller Munde», erwähnt Hedy Campani. Es funktionierte gut, und sie konnte für verschiedene Firmen arbeiten und sich die Zeit selber einteilen. Sie hatte immer genügend Aufträge, so dass sie bis zu ihrer Pensionierung selbstständig blieb. Parallel dazu arbeitete sie fürs Feldschlösschen und führte Besucher und Besucherinnen durch die Brauerei. Auch diese Tätigkeit, welche sie über 30 Jahre lang ausgeführt hat, gefiel ihr sehr gut. «Wir waren ein tolles Team. In all den Jahren habe ich Tausende von Menschen durchs Schloss geführt», lacht sie. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat sie nie bereut. «Es war zwar nicht immer einfach. Aber ich würde es wieder tun.»
Viele Interessen
Hedy Campani pflegt viele Interessen. Ein wichtiges Hobby war und ist das Töpfern. «In den letzten 40 Jahren habe ich etliche Ausstellungen organisiert.» Auch heute noch kreiert sie Werke aus Keramik und stellt sie regelmässig aus. Tagelange Weitwanderungen und Gartenarbeiten sind ebenfalls Tätigkeiten, mit welchen sie gerne ihre Freizeit verbringt. Zudem sind Line Dance und Singen im Gemischten Chor weitere Hobbys der vielseitig interessierten Frau.
Sie engagierte sich in den letzten Jahrzehnten immer ehrenamtlich. So unterstützte sie bei der Organisation der Magdener Museumsgalerie Magidunum und engagiert sich seit einiger Zeit im Vorstand des Vereins «Senioren für Senioren Magden».
Seit zehn Jahren schreibt sie gerne Beiträge übers Wandern in der «Magdener Dorfzytig» und auch für den Verein «Senioren für Senioren».
Vom Schreibvirus gepackt
Einschneidend für ihr Leben war das Geburtstagsgeschenk, welches sie von ihrem Mann vor acht Jahren erhalten hat: ein Gutschein für einen Schreibkurs bei der Schriftstellerin Milena Moser. Der Kurs hat ihr so gut gefallen, dass sie einen zusätzlichen Kurs belegt hat. So wurde Hedy Campani vom Schreibvirus angesteckt. «Es gibt mir richtig viel. Ich lebe immer mit, während ich am Schreiben bin.» In den letzten Jahren sind zwei Bücher entstanden. «Eines habe ich nur für meinen Sohn geschrieben», erzählt die 71-Jährige. Anschliessend schrieb sie ihr zweites Buch «Ohne Halt bis Colmar». Darin geht es um eine Frau, die aus Versehen in den Zug nach Colmar einsteigt, obwohl sie nach Freiburg reisen wollte. Im Laufe der Reise trifft sie auf einen Fremden, der von ihr sehr fasziniert zu sein scheint … Im Gegensatz zu ihrem ersten Werk ist Hedy Campanis zweites Buch nur aus ihrer Fantasie entstanden. In den letzten Monaten organisierte sie in Magden Lesungen, die sehr gut besucht waren. «Ich würde mich freuen, wenn ich weitere Lesungen durchführen dürfte.» Es ist ihr bewusst geworden, dass es sehr viel braucht vom Entscheid, ein Buch zu schreiben, bis es schliesslich veröffentlicht ist.
Klar ist, dass das Schreiben für sie in den letzten Jahren zu einem wichtigen Hobby geworden ist, das ihr Leben um eine weitere interessante Tätigkeit bereichert. Zudem kann sie mit ihrem Roman nicht nur sich selber, sondern auch den Leserinnen und Lesern eine Freude machen und ihnen ihre Freizeit bereichern.
Ohne Halt bis Colmar
Hedy Campanis Roman «Ohne Halt bis Colmar» (378 Seiten, ISBN: 9-783-759-796-318) ist bei «Books on Demand» (BoD) erschienen. Das Buch kann bei BoD Schweiz, Orell Füssli Schweiz oder Thalia Deutschland sowie im Buchhandel bestellt werden. Weitere Informationen online unter www.campani-buch.ch (jtz)