«Hier muss man nicht viel erklären»
08.05.2024 Persönlich, Kultur, FrickPatti Basler und Philippe Kuhn spielen am 9. und 10.Mai in Fricks Monti
Die Aussicht vom Silo des Zeiher Bauernhofes, auf dem sie ihre Kindheit verbracht hat, sei atemberaubend, sagt Patti Basler, welche momentan zusammen mit Bühnenpartner Philippe Kuhn – er ...
Patti Basler und Philippe Kuhn spielen am 9. und 10.Mai in Fricks Monti
Die Aussicht vom Silo des Zeiher Bauernhofes, auf dem sie ihre Kindheit verbracht hat, sei atemberaubend, sagt Patti Basler, welche momentan zusammen mit Bühnenpartner Philippe Kuhn – er winkt dem Silo jeweils vom Zug aus zu – und dem neuen Programm L¨CKE auf Tour ist und passend zu ihrem Geburtstag Halt im Fricktal macht.
Karin Pfister
NFZ: Patti Basler, wie geht es Ihnen?
Basler: Eigentlich gut. Allerdings musste ich letzte Woche erfahren, dass man nicht hinter einem Auto in die Tiefgarage latschen sollte. Die Barriere kommt nämlich wieder herunter. Ich weiss jetzt, weshalb man dies auch «Schlagbaum» nennt. Ich wurde schmerzhaft in die Schranken gewiesen. Parkhäusliche Gewalt.
Kuhn: Ich bin glücklich, dass Patti weder einen Schädelbruch noch andere nennenswerte Gedächtnislücken davongetragen hat. Es hätte böse enden können. Immerhin hätte ich dann endlich Zeit für ein Soloprogramm.
Das dritte Programm nach Frontalunterricht und Nachsitzen heisst L¨CKE. Welche Lücken thematisieren Sie am liebsten und warum?
Basler und Kuhn: Von Zahnlücken über Gender-Gap, Röstigraben, Fachkräftemangel, Steuerschlupflöcher bis hin zu Körperöffnungen und Bildungsdefiziten springen wir in jede Bresche. Es ist ja die Lücke zwischen dem Status quo und dem Ziel, welche uns antreibt und das Leben spannend macht.
Welche politischen oder gesellschaftlichen Lücken stören Sie am meisten?
Basler und Kuhn: Ungerechtfertigte Lohnlücken, Unterschiede in der Gesellschaft treiben uns um. Es erscheint unsinnig, dass beispielsweise Bäuerinnen und Bauern samt Direktzahlungen nur einen Stundenlohn von ca. 15 Franken im Schnitt haben. Hingegen bekommen Menschen im Finanzwesen oft mehr, als sie verdienen. Dafür werden diese nicht Sonnen gebräunt beim Arbeiten.
Sie sind immer gut informiert und bauen Aktuelles in Ihre Auftritte ein. Gibt es Lücken, Ereignisse, die Sie komplett verpasst haben?
Basler und Kuhn: Das sind eben jene, von denen wir nicht wissen, dass wir sie verpasst haben. Bildungslücken.
Auf welche Höhepunkte dürfen sich die Fricktalerinnen und Fricktaler freuen?
Basler und Kuhn: Einerseits Vreni vom unteren Fricktal mit ihrem sehr speziellen Hobby, das sie auf der Bühne vorführt. Andererseits ein Mini-Musical über Stromlücken, samt Schlager, inspiriert von Helene Fischer, Béatrice Egli und Nella Martinetti.
Was schätzen Sie am Fricktaler Publikum und am Fricktal besonders?
Basler und Kuhn: Wir haben Aargauer, bzw. Fricktaler Wurzeln. Das Publikum kann mitfühlen, weiss, wovon wir sprechen bei Katholizismus, Kirschen, Kühen und Kernkraftwerken. Hier muss man nicht viel erklären.
Sie, Patti Basler, sind in Zeihen aufgewachsen und erzählen in Ihren Texten immer wieder gerne von Ihrer Fricktaler Kindheit und Jugend. Wie oft sind Sie auf dem Hof oder im Dorf anzutreffen?
Basler: Ich bin auf dem Hof, wenn nicht gerade Heuen, Silieren oder andere dringende Erntearbeiten anstehen. Für Hofarbeit bin ich nicht zu brauchen. Aber mit meiner Schwester Colette, Bäuerin, Politikerin, Bauernverbands-Vize-Präsidentin, bin ich eng verbunden.
Kuhn: Ich bin oft im Fricktal, allerdings nur auf Durchreise. Ich winke vom Zug oder der Autobahn jeweils den beiden grossen Silos von Pattis Heimathof zu.
Rund um den Hof stehen immer noch viele Kirschbäume; diese haben Ihnen damals viele unbeschwerte Sommer verdorben. Gab es jemals eine Aussöhnung bzw. wie gross ist die Chance für Zeiher Spaziergänger, Patti Basler beim Kirschenpflücken anzutreffen?
Basler: Die Chance ist klein. Ich mag Kirschen, möchte aber mit Ernte und Verarbeitung nichts zu tun haben. Nicht mal Konfitüre mache ich selber. Kirschen entsteinen ist nicht meine Kernkompetenz.
Kuhn: Kirschen pflücken im Fricktal kenne ich auch. Ich wurde in den 80er-Jahren als Erntehelfer jeweils nach Schupfart verdingt. Seither habe ich Höhenangst und bleibe mit meinem Flügel lieber am Boden.
Welches ist Ihr Fricktaler Lieblingsplatz und warum?
Basler: Auf dem Silo des Hofes ist die Aussicht atemberaubend. Ich lehne mich übers Geländer und rufe: I am the Queen of the World!
Kuhn: Die A3. Sie bringt mich auf Bühnen wie fricks monti.
Woher nehmen Sie Ihre Ideen und Ihre Inspiration?
Basler: Politik, Alltag, Gesellschaft, Kultur, Musik, Medien und natürlich die Tiefen des WWW, aber vor allem unsere seltsamen gewickelten, assoziativen Gehirnströme bringen uns auf absurde Geschichten.
Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Basler: Nebst der Kreativität ist es das Schlafen am Morgen und das Arbeiten in der Nacht sowie Kontakte mit unterschiedlichsten Menschen. Auf der Bühne mit dem Publikum erfahre ich immer wieder diesen süchtig machenden Dopamin-Kick. Ich bin die geworden, die ich bin.
Kuhn: Kunst ist keine Frage des Wollens, sondern eine Frage des Müssens. Es muss raus. Deshalb fühlt es sich nicht an wie Arbeit.
Welche beruflichen Projekte haben Sie für diesen Sommer geplant?
Basler: Ich nehme mit der Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm einige Podcasts auf. Ausserdem reise ich nach Köln, um in einer Comedy-Show für die ARD aufzutreten.
Kuhn: Zudem zeichnen wir unsere gemeinsame Sendung für das Radio SRF1 auf, «Die Dargebotene Faust» mit Bundesrat Beat Jans, nachdem wir in den letzten Jahren schon Leute wie Sommaruga, Amherd und Rösti geroastet haben.
Was mögen Sie privat am Sommer am liebsten? Basler: Dass ich etwas Zeit habe für meine Liebsten. Und dass es bald Herbst wird und die Tournee wieder beginnt.
Kuhn: Moscato d’Asti. Prost.
Geburtstags-Special
Die Heimweh-Fricktalerin Patti Basler (geboren am 10. Mai im letzten Jahrtausend) und ihr Badener Bühnenpartner Philippe Kuhn (er ist sechs Wochen jünger als sie) touren mit ihrem Programm L¨CKE. Sie spielen am Donnerstag, 9. Mai und am Freitag, 10. Mai, jeweils um 20.15 Uhr in fricks monti eine Art Geburtstags-Special. Das heisst, dass sie jeweils nach der Show gebührend in den Geburtstag hinein und wieder heraus feiern. Sie freuen sich darauf, nach der Vorstellung mit dem Publikum anzustossen oder sich eine Prise Schnupftabak zu gönnen. (zVg)
Weitere Infos: www.pattibasler.ch