Gehört die Zukunft dem Agroforst?
29.11.2023 FrickLandwirtschaft und Wald: Interessantes Projekt in Frick
Am FiBL in Frick soll demnächst eine Agroforst-Parzelle entstehen. Dabei geht es um die Integration von Bäumen in Landwirtschaftskulturen.
Vor kurzem weilte eine Delegation der Fricker Landschafts- und ...
Landwirtschaft und Wald: Interessantes Projekt in Frick
Am FiBL in Frick soll demnächst eine Agroforst-Parzelle entstehen. Dabei geht es um die Integration von Bäumen in Landwirtschaftskulturen.
Vor kurzem weilte eine Delegation der Fricker Landschafts- und Landwirtschaftskommission sowie Landwirte aus Böztal, Frick, Gipf-Oberfrick, Oeschgen und Eiken für einen Besuch am Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. Die 40-köpfige Gruppe hatte sich auf Initiative von Gemeinderat Franz Ruder über ein geplantes Agroforst-Projekt informieren lassen.
Andreas Fliessbach, Matthias Klaiss und Johanna Rüegg vom FiBL gaben Einblick in das Projekt, das auf Parzellen in der Nähe des FiBL Campus zu stehen kommen wird. Zum Auftakt des Fachteils gab Matthias Klaiss Einblick in die Grundsätze des Systems Agroforst. Hier werden klassische landwirtschaftliche Kulturen auf der gleichen Parzelle mit Bäumen und Sträuchern kombiniert. Was dabei entsteht ist nicht ein Wald, sondern Landwirtschaft auf mindestens zwei Ebenen, am Boden und in die Höhe. Dazu eignen sich zum Beispiel Kombinationen von Grünland sowie Getreide- oder Gemüsestreifen mit Baum- und Buschreihen.
Erfolgreiche Mischnutzung
Dass diese Mischnutzung erfolgreich sein kann, ist keine neue Erkenntnis, man denke nur an die traditionsreichen Hochstamm-Obstgärten mit Kirschen, für die das Fricktal bekannt ist oder die Waldweiden im Juragebiet. Diese Systeme gewinnen heutzutage wieder an Attraktivität und werden modern interpretiert, weil die Bäume nicht nur Ertrag liefern, sondern bei immer weniger vorhersagbaren Wetterbedingungen die darunterliegenden Kulturen, Weidetiere und die darin arbeitenden Menschen vor der zunehmenden Hitze und vor Wind schützen. Agroforstsysteme werden viele Vorteile nachgesagt. Sie sollen Schutz vor extremen Wetterbedingungen wie Sturm, Starkregen oder Hitze bieten. Sie können Wasser besser aufnehmen und halten, Nährstoffe besser speichern und insgesamt die Bodenfruchtbarkeit verbessern. In einem regenarmen Gebiet in Westafrika (Mali) hat das FiBL in einem Projekt sogar doppelte Erträge nachgewiesen, da die Bäume die Feuchtigkeit im Boden erhöhten und die Bodentemperatur senkten Wie sich ein Agroforstsystem bei uns verhält, welche Auswirkungen es auf Ertrag, Wasserhaushalt oder Bodenqualität hat, das sind Forschungsfragen, die in Frick beantwortet werden sollen, wie Andreas Fliessbach berichtete. Johanna Rüegg vom FiBL beschrieb anschliessend die Details der geplanten Agroforst-Demonstrationsparzelle. Die Fläche soll unter anderem Forschu ngsergebn isse l iefer n, gleichzeitig unterstützt ein Teilprojekt das gemeinsame Lernen auf der Fläche – so soll sie auch zu ein Experimentierfeld und Anschauungsobjekt für verschiedene Akteure werden. Das Agroforstsystem soll 1.8 Hektaren umfassen und im Gebiet Racht an der Oeschgerstrasse angelegt werden. Dort soll Ackerbau mit Streifen von Gehölzen kombiniert werden, die Integrierung von Futterhecken, zur direkten Beweidung durch die Kühe während in der Fruchtfolge Kleegras auf der Fläche steht ist ebenfalls eine Option die geprüft wird.
Bäume zum selber pflücken
Geplant sind ab kommendem Frühjahr neben Baumstreifen auch der Anbau von Beeren und Obst, wobei vorgesehen ist, dass Passanten und Passantinnen einen Teil der Bäume selber ernten dürfen. Dazu sollen sie sie auf Informationstafeln Wissenswertes zum Agroforstsystem erfahren. Franz Ruder zeigte sich erfreut über die Gelegenheit zur vertieften Diskussion zwischen dem FiBL und lokalen Landwirtschaft: «Jetzt bin ich gespannt, wie sich das faszinierende Projekt Agroforst in Frick entwickeln wird.» Die Fragerunde gab den Anwesenden – darunter viele Vertreterinnen und Vertreter der lokalen Landwirtschaft – Gelegenheit, ihre offenen Fragen zu klären. (mgt/nfz)