Eine Piranha mit Biss
16.04.2025 Möhlin, PersönlichMit Piranha Chur wird sie vor 2400 Zuschauern Schweizer Cupsiegerin. Noelle Weis aus Möhlin spielt Unihockey in der höchsten Liga des Landes und tastet sich ans A-Nationalteam heran.
Ronny Wittenwiler
Die Karriere begann in einer Möhliner Seitenstrasse. Zusammen ...
Mit Piranha Chur wird sie vor 2400 Zuschauern Schweizer Cupsiegerin. Noelle Weis aus Möhlin spielt Unihockey in der höchsten Liga des Landes und tastet sich ans A-Nationalteam heran.
Ronny Wittenwiler
Die Karriere begann in einer Möhliner Seitenstrasse. Zusammen mit dem Bruder rannte sie dem Ball hinterher, den Stock fest im Griff und bald einmal die Technik gleich dazu. Heute gehört Noelle Weis im Schweizer Frauen-Unihockey zur Elite dieses Landes und hat im Februar ihren bisher grössten Erfolg auf Clubebene feiern dürfen. Mit Piranha Chur gewann Weis im Berner Wankdorf den Schweizer Cupfinal. 2400 Zuschauerinnen und Zuschauer waren dabei, als die Piranhas den seit sechzehn Spielen ungeschlagenen Titelverteidiger und Seriensieger Kloten-Dietlikon Jets zurück auf den Boden holen. Nach frühem Rückstand setzten sich Weis und Co. mit 8:4 durch. Irgendwann, ein paar Jahre zuvor, hat jemand zu Noelle Weis gesagt: «Du hast Potenzial. Schau doch mal in einem Training vorbei.» Und so sollte sie von der Möhliner Seitenstrasse in die Halle wechseln. Es ging steil bergauf.
Anruf in Chur
Als die NFZ vor einigen Tagen mit Noelle Weis telefoniert, steht für einen Moment nicht der grandiose Cupsieg im Vordergrund. Gerade ist die Saison 2024/2025 zu Ende gegangen; eine Saison, die für Weis und ihre Piranhas gut und gerne noch etwas länger hätte dauern dürfen. Das Aus kam im Playoff-Viertelfinal gegen Zug United. Die Serie (Best-of-7) endete mit 2:4 aus Sicht der Bündnerinnen. In Spiel Nummer sechs, das schliesslich Endstation bedeutete, hatte Weis ihr Team vorübergehend mit 4:3 in Führung geschossen, es endete aber mit einer 4:5 Niederlage. «Die Enttäuschung ist gross», sagt Weis. Obschon nicht als Favoritinnen in diesen Playoff-Vergleich gegangen, wäre mehr drin gelegen. Während der regulären Saison waren die Duelle gegen Zug ausgeglichen. «Und im Schweizer Cup haben wir sie geschlagen.»
Die Enttäuschung wiegt wohl auch deshalb schwer, zumal damit die Geschichte von Piranha Chur zu Ende ging. Das Team schliesst sich neu mit Chur Unihockey zusammen und bestreitet ab nächster Saison unter dem Namen Floorball Chur United die Meisterschaft in der höchsten Schweizer Liga. Wieder mit dabei: Noelle Weis. Im Bündnerland hat sie derzeit ihren Lebensmittelpunkt und wir blicken nochmals zurück nach Möhlin, wie und wo alles begann.
Vom Fricktal in die höchste Spielklasse
In Möhlin ist Noelle Weis mit ihren Eltern und zwei Geschwistern aufgewachsen. Ihre Anfänge in einem Team macht Weis bei Unihockey Fricktal. Nach ihrer obligatorischen Schulzeit besucht sie das Sportgymnasium in Basel, wo sie sich punkto Unihockey (bei Basel Regio, NLB) auf ein erstes höheres Level hievt. Sie gehört bald der Frauen U19-Nationalmannschaft an und um dieses Standing zu wahren, kommt es zum Wechsel zu einem Verein aus der höchsten Spielklasse (NLA): Noelle Weis schliesst sich den Wizards Bern-Burgdorf an. «Zwei Jahre bin ich gependelt zwischen dem Zuhause in Möhlin, der Schule in Basel und dem Training und den Spielen in Bern.» Mit der U19-Nationalmannschaft bestreitet Weis zwei Weltmeisterschaften ( jeweils ein vierter Platz) und dann: klopfen die Piranhas aus Chur an, wo die ehemalige Wizard seit zwei Saisons nun ihr Unihockey aufs Parkett zaubert – mit dem Schweizer Cupsieg als Krönung ihrer bisherigen Vereinskarriere. Vorbei sind die langen Zugfahrten. In Chur, wo Weis mittlerweile lebt, ist sie in fünf Minuten mit dem Velo im Training, und eine ganz normale Woche im Leben der 21-Jährigen sieht dann so aus: «Fünf Tage pro Woche Schule, drei Teamtrainings, zwei individuelle Krafttrainings und am Wochenende die Meisterschaftsspiele.» Sie lacht: «Alles eine Frage der Koordination.»
Im September 2024 hat sie an der Fachhochschule in Landquart ihr Studium der Physiotherapie begonnen. Das Bündnerland – es wird für die Fricktalerin vorerst weiter ihr Lebensmittelpunkt bleiben und die Ziele gehen ihr dabei auch im Unihockey so schnell nicht aus. Sie ist Mitglied der U23-Nationalmannschaft und gehört dem erweiterten Kader der A-Nationalmannschaft an. Sie, die einst in einer Möhliner Seitenstrasse mit Schläger und Ball begonnen hatte und als Piranha mit Biss den Schweizer Cupfinal gewann. Die Sterne stehen gut, dass man von Noelle Weis weiter hören wird.
Wir bleiben am Ball.