Eine intensive Feuerwehrkarriere beendet
28.02.2024 Persönlich, FrickAndreas Fahrni engagierte sich in vielen Funktionen im Feuerwehrwesen
Mit dem Rücktritt als Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Frick hat Andreas Fahrni vor kurzem seine letzte grosse Führungsverantwortung in der Feuerwehr beendet. Durch sein zusätzliches Engagement ...
Andreas Fahrni engagierte sich in vielen Funktionen im Feuerwehrwesen
Mit dem Rücktritt als Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Frick hat Andreas Fahrni vor kurzem seine letzte grosse Führungsverantwortung in der Feuerwehr beendet. Durch sein zusätzliches Engagement als kantonaler Instruktor, stellvertretender Kreisexperte und Inspektor, sowie die Tätigkeit bei der Gebäudeversicherung war er solide im Feuerwehrhandwerk verankert.
Paul Roppel
Während zweieinhalb Jahren als Vizekommandant und anschliessend während zehn Jahren als Kommandant war Andreas Fahrni intensiv im Tagesgeschehen der Stützpunktfeuerwehr Frick eingebunden. «Über die Hälfte meiner 24-jährigen Feuerwehrkarriere nahm die Zeit im Kommando ein», bilanziert Fahrni einen markanten Lebensabschnitt, den er zusätzlich mit weiteren Funktionen und Tätigkeiten im aargauischen Feuerwehrwesen ergänzt hatte. Inzwischen blickt er schon mit etwas Distanz auf diese interessante und anspruchsvolle Feuerwehrzeit zurück, denn per Ende Dezember hat er mit dem Rücktritt als Kommandant die letzte der verschiedenen Feuerwehraktivitäten definitiv abgeschlossen.
Im Gespräch mit der NFZ gibt der 54-Jährige einen Einblick in diese regional mit zahlreichen Aufgaben beauftragte Miliz-Blaulichtorganisation und was ihn beschäftigt hat. «Vorab bin ich glücklich, dass die Leute insbesondere bei schwierigen und gefährlichen Einsätzen jeweilen ohne nennenswerte Blessuren und gesund heimgekommen sind», betont Fahrni. «Es war mir immer sehr wichtig, dass wir keine Unfälle in der Feuerwehr hatten, trotz der Risiken», doppelt er nach. Denn die etwas über 120 Personen zählende Formation sieht sich jährlich im Durchschnitt mit 60 bis 80 Ernstfalleinsätzen konfrontiert. «Die gefährlichsten Einsätze sind nicht Brände und Gefahrenstoffe, sondern auf der Autobahn», verdeutlicht er einen besonderen Gefahrenherd, wozu die Formation in der Funktion als Autobahnstützpunkt jährlich gegen 20 Einsätze hat. Geradezu mit beängstigendem Tempo und geringem Abstand rasen die Pkws und 40-Tönner an den Einsatzkräften vorbei, kritisiert er die mangelnde Rücksichtnahme. «Auch was sich die Einsatzkräfte der Verkehrsgruppe bei ihren Aktivitäten anhören müssen, spitzt sich immer mehr zu und zeugt von Respektlosigkeit und mangelndem Anstand», bricht Fahrni eine Lanze für seine Leute. Auch bemängelt er, dass für Rettungskräfte vielmals die Zufahrt wegen der fehlenden Rettungsgasse erschwert sei.
Ständige Einsatzbereitschaft gewährleistet
Neben den Einsätzen hat das Mannschaftsmitglied noch 15 Übungen. Das Kader kommt auf deren 60. «So kam ich jeweils auf gegen 80 Übungen oder Besprechungen pro Jahr», gibt Fahrni Einblick in einen Teil des viel Zeit beanspruchenden Führungsjobs. Für ihn weist sein Dienstbüchlein seit dem Eintritt 5799 Stunden an Übungen und Ernstfalleinsätzen auf. «Ferien und private Anliegen mussten sich bei der Planung nach dem Jahresprogramm der Feuerwehr ausrichten», erzählt er. Zudem stand bei der Gestaltung des Privatlebens immer die Eventualität eines Einsatzaufgebots im Hinterkopf bereit, meint Fahrni. «Da war immer ein Plan B angebracht für den Fall, dass man von einem Anlass wegen eines Alarms schnell weg muss», erklärt er. Die starken Einschränkungen und Vorgaben, sowie die Sicherstellung der ständigen Einsatzbereitschaft seien während der Corona-Zeit für die ganze Formation eine sehr grosse Herausforderung gewesen.
Hohe zeitliche Beanspruchung
Der Kommandant ist zudem mit einem 25 Prozent Pensum angestellt für administrative Belange. Die grosse Bautätigkeit tangiere Feuerwehrbelange in verschiedensten Themenbereichen wie Tiefgaragen, Brandschutzeinrichtungen, Brandabschnitten, Lüften, Entrauchen und Einsatzkonzepten, sagt Fahrni dazu. Er beschreibt die Stützpunktfeuerwehr als ein KMU mit einem Budget von rund Dreiviertel Millionen Franken deren jederzeitige Einsatzbereitschaft mit einem grossen Pflichtenheft im Zentrum stehe. «Da ist jeweils am Wochenende noch einiges zu erledigen. Da liegt kaum mehr Zeit für ein Hobby drin», hält er nüchtern fest. Dies sei glücklicherweise von seiner Partnerin unterstützt worden, die selber 20 Jahre in der Stützpunktfeuerwehr mitarbeitete und zusätzlich als Peer für Einsatzkräfte nach belastenden Rettungssituationen wirkte. «Nicht jeder verkraftet, was er bei einem Einsatz gesehen oder erlebt hat und reagiert unterschiedlich und eventuell erst einiges später», geht Fahrni auf die Tätigkeit der rund ein halbes Dutzend Frauen und Männer zählenden Peers-Gruppe ein. Diese Peers sprechen mit den Betroffenen und helfen als Kollegen bei der Verarbeitung des Erlebten. Als Kommandant habe er grossen Wert auf eine offene Führungskultur gelegt, die sicher zum guten Klima beigetragen habe. Förderlich seien auch die jährlichen Beurteilungs- und Feedbackgespräche mit den 20 Offizieren und Spezialistenchefs inklusive der Karriereplanung gewesen.
Diese Kaderpositionen mit geeigneten Personen zu besetzen, sei keine einfache Aufgabe. Die Kader instruieren und gestalten die Übungen. «Die gut vorbereiteten Übungen haben wegen ihrer enormen Vielfalt und der Fülle an interessantem Material und Geräten den Vorteil, dass sie für die Leute attraktiv sind und gut besucht werden. Der durchschnittliche Übungsbesuch von über 85 Prozent spricht für sich», erklärt Fahrni mit einem gewissen Stolz. Die Mehrheit der Feuerwehrleute sind Generalisten und deshalb für alle Tätigkeiten einsetzbar. «Der hohe Frauenanteil von rund 30 Prozent ist erfreulich», weist Fahrni auf eine weitere Besonderheit der Formation hin, was mit Respekt, Akzeptanz und anständigem Umgang miteinander einhergehe.
Schöne Freundschaft mit Partnergemeinde
Fahrni erwähnt auch das freundschaftliche und vertiefte Verhältnis mit der freiwilligen Feuerwehr der deutschen Partnergemeinde Frickingen, das ihn sehr beeindruckt habe. Für die ausgeprägte Zusammenarbeit hat ihn der deutsche Feuerwehrverband zweimal mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet.
Ausbildung als Elektromonteur
Zur Feuerwehr kam Fahrni aus beruf lichen Gründen erst spät als 31-Jähriger. Ursprünglich als Elektromonteur ausgebildet, weitete er seine Berufskenntnisse an der Technikerschule aus, wurde Projektleiter im Software-Engineering und absolvierte zwei Nachdiplomstudien als Wirtschaftstechniker FH und als Executiv Master of Business Administration FH. Als er 2008 Offizier wurde, engagierte er sich auch im kantonalen Instruktionscorps und als Kreisexperte-Stellvertreter im Kreis Baden und Zurzach. Vizekommandant der Stützpunktfeuerwehr Frick wurde er 2011. «Das war eine gute Einarbeitungszeit für den Kommandantenjob per 2014», meint er zufrieden.
Einen noch tieferen Einblick in die Aargauer Feuerwehren und damit zu nützlichen Quervergleichen zu seiner Organisation erhielt er 2013 durch den beruflichen Wechsel zur Gebäudeversicherung Abteilung Feuerwehrwesen als Projektleiter, Verantwortlicher für das Instruktorencorps und schliesslich als Feuerwehrinspektor-Stellvertreter. Beruflich erfolgte 2022 ein Wechsel in eine Firma für Brandschutz, Notfallmanagement, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Für Fahrni ist nun die interessante und intensive Feuerwehrzeit abgeschlossen.
Stützpunktfeuerwehr Frick
Die Stützpunktfeuerwehr Frick wird zu Hilfeleistungen aufgeboten im weitflächigen Einzugsgebiet der Bezirke Rheinfelden und Laufenburg bis hinauf zum Bözberg und die Staffelegg nach Densbüren/ Asp, sowie der solothurnischen Gemeinde Kienberg. Die rund 120 Feuerwehrleute stammen seit 2009 aus den Gemeinden Frick, Gipf-Oberfrick und Oeschgen. Unterstützung geleistet wird zudem als Oelwehr, als Autobahnstützpunkt für den etwa 35 Kilometer langen Abschnitt der A3 von Rheinfelden inklusive Bözbertunnel bis Ausfahrt Brugg. Im Pflichtenheft als Bahnstützpunkt ist zudem der SBB-Bözbergtunnel. Der Hochleistungslüfter und die Autodrehleiter, sowie Wassertransporte mit dem Schlauchverlegefahrzeug werden im Alarmfall aufgeboten und bedingen diverse Übungen mit Ortsfeuerwehren.