Ein Mann für viele Filme
05.02.2025 Persönlich, FricktalRené Wiederkehr aus Möhlin hat in zahlreichen Filmen und Serien als Statist und Kleindarsteller mitgespielt. Aktuell ist er in den Kinofilmen «Friedas Fall» und «Kalbermatten» zu sehen – auch wenn nur ganz kurz.
Valentin Zumsteg
Der ...
René Wiederkehr aus Möhlin hat in zahlreichen Filmen und Serien als Statist und Kleindarsteller mitgespielt. Aktuell ist er in den Kinofilmen «Friedas Fall» und «Kalbermatten» zu sehen – auch wenn nur ganz kurz.
Valentin Zumsteg
Der Mann ist vielseitig: Im Film «Bon Schuur Ticino» spielt er einen Nationalrat, in der Serie «Davos 1917» einen Spaziergänger und in «Friedas Fall», der derzeit in den Kinos läuft, mimt er einen Grossrat. «Ich bin immer mit Herzblut dabei und bereite mich minutiös auf die Rolle vor, auch wenn sie ganz klein ist. Mich fasziniert die Welt des Films», sagt René Wiederkehr. Der 63-Jährige, der mit seiner Partnerin in Möhlin lebt, hat schon in zahlreichen Filmen, Serien und Werbespots als Statist und Kleindarsteller mitgespielt.
Südkoreanische Produktion
Gut erinnern kann er sich an die SRF-Serie «Neumatt», in der er einen CFO eines Milchverarbeitungsbetriebs spielte. «Da hatte ich fünf Drehtage, das war toll und herausfordernd.» Ebenfalls unvergesslich: In einer südkoreanischen Produktion für Netflix, die teilweise in der Schweiz gedreht wurde, war er dabei. «Sie kamen für den Dreh von Crash Landing on you mit einer Crew von 70 Personen in die Schweiz und haben unter anderem in Sigriswil, Iseltwald und Interlaken gedreht. Das war sehr aufwändig und professionell.» Zu sehen ist René Wiederkehr aktuell auch im Film «Kalbermatten» von Andreas Thiel, dort spielt er einen Dorfbewohner. «Das ist eine witzige Komödie. Die Arbeit hat grossen Spass gemacht.» Wiederkehr hat unzählige Anekdoten von Dreharbeiten auf Lager.
Reich wird er damit zwar nicht, aber er findet diese Tätigkeit bereichernd. «In der Schweiz gibt es für einen Drehtag als Statist 50 bis 100 Franken, in Deutschland sind es ab 120 Euro und in den USA ab 260 Dollar», erzählt Wiederkehr. Lukrativer sind Werbeaufnahmen, für die er auch immer wieder mal gebucht wird. Aktuell ist sein Bild auf Trams in Genf zu sehen, auch für die App des Zürcher Verkehrsverbunds wirbt Wiederkehr. «Es kommt immer wieder vor, dass Bekannte mein Gesicht irgendwo sehen und es mir erzählen. Das freut mich jedes Mal.» Für eine Raiffeisen-Werbung stand er mit Marco Odermatt, Loïc Meillard und Andri Ragettli vor der Kamera.
«Ich war introvertiert»
Die Film- und Werbewelt hat René Wiederkehr, der in Dietikon aufgewachsen ist und eine Lehre als Chemielaborant bei der Roche in Basel absolvierte, per Zufall entdeckt. «Ich war immer eher introvertiert. Mit 25 Jahren wollte ich dies ändern und habe in der Freizeit begonnen, an Modeschauen zu modeln. Das hat mir geholfen, offener zu werden und selbstbewusster aufzutreten.» 1986 konnte er bei der Produktion des Schweizer Films «Das kalte Paradies» des Regisseurs Bernard Safarik mitwirken, sowohl hinter als auch vor der Kamera. «Ich habe das Casting gemacht und den Drehort vorbereitet, denn das Organisieren liegt mir. Gleichzeitig konnte ich eine kleine Sprechrolle übernehmen.»
Als er eine neue Stelle bei einer amerikanischen Firma antrat, hatte er in den Folgejahren allerdings kaum mehr Zeit, um im Filmbusiness tätig zu sein; denn gleichzeitig engagierte er sich auch stark bei der Feuerwehr in Rheinfelden, wo er als Oberleutnant Führungsaufgaben übernahm. 2017 veränderte sich aber die berufliche Situation: Nach 28 Jahren bei der Grossfirma erhielt er die Kündigung und musste sich neu orientieren. Er gründete sein eigenes Unternehmen, das im Bereich Filtertechnologie tätig ist, und begann wieder als Statist zu arbeiten. «2018 konnte ich beim Tatort im Luzerner KKL mitmachen, der in einer einzigen ungeschnittenen Einstellung gedreht wurde. Eine tolle Erfahrung», erinnert sich René Wiederkehr. Es folgten viele weitere Auftritte. Für Dodo stapfte er beispielsweise im aufwändigen Videoclip zum Song «Ballade für Annemarie» durch den tiefen Schnee. «Es war unglaublich kalt und anstrengend. Aber das Video gefällt mir sehr gut. Dodo ist ein cooler Typ.»
«Eine grosse Familie»
Gerne stellt sich René Wiederkehr als Darsteller für Filmstudenten zur Verfügung, die ihre ersten Produktionen realisieren. «Beim Film ist es wie bei der Feuerwehr, man ist eine grosse Familie. Durch die Filmwelt habe ich viele neue Leute und Facetten des Lebens kennengelernt.»
Im Herbst wird eine Neuverfilmung des Romans «Stiller» von Max Frisch in die Kinos kommen. Dort spielt René Wiederkehr einen Kellner. «Pro Woche bewerbe ich mich bei vier bis fünf Produktionen. Es ist meistens ein langer Weg, bis es eine Zusage gibt.» Wo würde er am liebsten mitspielen? «Mein Traum ist es, bei einer richtig grossen Produktion wie zum Beispiel einem James Bond-Film als Statist oder in einer Nebenrolle mitzuwirken. Das wäre toll.»