Ein kardiologischer Befund
05.04.2025 Persönlich, MöhlinTheres Soder (62) und ihr Leben für den Samariterverein
Hochschwanger trat sie vor bald dreissig Jahren den Samaritern Möhlin bei. Der Verein sollte ihr ein bisschen zur Familie werden. Bis heute.
Ronny Wittenwiler
Es ging für die passionierte Wanderin nicht ...
Theres Soder (62) und ihr Leben für den Samariterverein
Hochschwanger trat sie vor bald dreissig Jahren den Samaritern Möhlin bei. Der Verein sollte ihr ein bisschen zur Familie werden. Bis heute.
Ronny Wittenwiler
Es ging für die passionierte Wanderin nicht immer nur bergauf im Leben. Theres Soder ist stolz, richtig stolz. Auf ihre erwachsenen Töchter, die ihren Weg gegangen sind. Auf ihren Samariterverein, der ebenso Widerständen trotzte und im Vergleich zu anderen in der Region als eine Art Brandungsfelsen gilt. Soder hat massgeblich Anteil daran.
«Vielleicht klingt das egoistisch»
Theres Soder erwartet gerade ihr zweites Kind, als sie im Jahr 1996 dem Samariterverein Möhlin beitritt. Schon der Vater gehörte der Institution an und vielleicht dachte sie damals schon, was sie nun fast dreissig Jahre später mit Überzeugung sagt: «Ein Samariterverein ist eine wichtige Stütze in unserer Gesellschaft. Es bedeutet, den Menschen um sich herum zu helfen. Vielleicht klingt das egoistisch, aber es gibt auch einem selbst ein gutes Gefühl.» Soviel Egoismus darf wohl sein. Im Falle von Theres Soder hat er mehr gegeben als genommen und wir notieren: 1996 Eintritt in den Verein, seit 1999 im Vorstand, danach Vizepräsidentin, seit zwölf Jahren Präsidentin. Wer der Geschichte von Theres Soder lauscht, bekommt eine leise Ahnung von der Ernsthaftigkeit, mit der sie Dinge anpackt. «Den Bettel hinwerfen konnte ich einfach nicht.» Dabei war vieles manchmal fast zu viel.
Familie
Zweieinhalb Jahre nach der Geburt des zweiten Kindes kommt es zur Trennung, dann Scheidung, und Soder sieht sich gezwungen, so manches unter einen Hut zu bringen: Die Erziehung der Mädchen, den Haushalt, die finanzielle Situation mit ihrer Arbeit als Arztgehilfin mit einem Pensum bis siebzig Prozent. «Eigentlich träumte ich davon, mich als Rettungssanitäterin ausbilden zu lassen.» Aufgrund der damaligen Umstände lag das nicht mehr drin. «Die Kleine war nicht ganz gesund», sagt Soder unaufgeregt, doch anspruchsvoll war die Zeit. Die Kindheit der jüngeren Tochter war geprägt von einer verlangsamten körperlichen Entwicklung, was sich auch auf den schulischen Bereich niederschlagen sollte. Doch sagt Soder gleich im nächsten Moment, was ihrem Naturell als leidenschaftliche Wanderin gerecht wird: «Sie hat ihren Weg gemacht und ich bin sehr stolz darauf, was sie alles erreicht hat.». Es war prägend für Theres Soder. Sie spricht von mancher Entbehrung als Alleinerziehende, aber auch davon, wie der Samariterverein sie in dieser schweren Zeit stets getragen habe. «Für mich ist das wie eine grosse Familie.» Das ist geblieben. Bis heute. Aus Soder wurde nie Rettungssanitäterin, aber glücklich mit dem, was sie tut.
Parallelen
Sie liess sich als Samariterlehrerin und Kursleiterin ausbilden, seit nunmehr zwanzig Jahren fungiert sie als solche, nach wie vor arbeitet sie mit einem Pensum von neunzig Prozent als medizinische Praxisassistentin in Rheinfelden und hält als Präsidentin der Möhliner Samariter einen Verein zusammen, der genauso Zeiten mit Zukunftssorgen durchlebte und niemals aufsteckte. Man entdeckt Parallelen. Vielleicht sind einem manche Dinge im Leben nun mal zu lieb, zu wertvoll, um sie beim erstbesten Wellengang untergehen zu lassen. Seit einhundert Jahren gibt es den Samariterverein Möhlin und gerade wird im Dorfmuseum mit einer Ausstellung dessen Geschichte erzählt.
Wofür die Präsidentin steht
«Wir führen keine Operationen am offenen Herzen durch», sagt Soder und lächelt. «Aber wir haben ganz viele Möglichkeiten.» Für sie ist klar: Samariter haben wesentlich mehr im Rucksack als bloss ein Oberflächenpflaster für einen aufgekratzten Unterarm. Bei Veranstaltungen sind sie erste Anlaufstelle in Notfällen, vermitteln ein Gefühl der Sicherheit, können erste richtige und wichtige Entscheidungen treffen. Hierzu erklärte der Vizepräsident der Möhliner Samariter einmal: «Ohne Samaritervereine wären viele Veranstalter gezwungen, halbprofessionelle oder professionelle Rettungsdienste aufzubieten. Sowas würde einiges mehr kosten. Viele Vereine könnten eine solche Investition gar nicht stemmen und eine Folge davon wäre, dass sie je nach Veranstaltung von den Behörden keine Bewilligung erhalten.» Dass genau solches nicht geschieht, ist Menschen wie Theres Soder eine Herzensangelegenheit. Derzeit zählen die Möhliner Samariter 21 Mitglieder. «Wir brauchen Nachwuchs», sagt die Präsidentin ungeschönt, doch zeichnet sie auch ein Bild, das für den aktuellen Zusammenhalt steht: «Hatten wir in früheren Zeiten noch sechzig Mitglieder, kamen etwa zwanzig an eine Übung. Heute sind von diesen einundzwanzig Mitgliedern stets zwischen fünfzehn und achtzehn vor Ort. Wir geben nicht auf. Die Gesellschaft braucht Vereine wie diesen.» Vielleicht steht Präsidentin Soder gerade in diesem Jubiläumsjahr dafür, was diesen Verein seit einhundert Jahren auszeichnet. Der kardiologische Befund ist eindeutig: In dieser Frau, stolzen Mutter und leidenschaftlichen Samariterin steckt ein grosses Kämpferherz. Das hat schon vielen Menschen geholfen.
Mitglieder werden weiterhin gesucht: www.samariter-moehlin.ch