«Differenzen gab es schon immer»
04.02.2025 Wölflinswil, OberhofAm 9. Juni 2024 haben die Stimmberechtigten von Wölflinswil und Oberhof entschieden: Oberhof sagte Ja zur Fusion, Wölflinswil Nein. Rein theoretisch hat sich damit nichts verändert, faktisch aber schon, wie ein Blick auf die Zusammenarbeit zeigt.
Simone Rufli
...Am 9. Juni 2024 haben die Stimmberechtigten von Wölflinswil und Oberhof entschieden: Oberhof sagte Ja zur Fusion, Wölflinswil Nein. Rein theoretisch hat sich damit nichts verändert, faktisch aber schon, wie ein Blick auf die Zusammenarbeit zeigt.
Simone Rufli
Sie wollten es unbedingt, die Gemeinderäte von Oberhof und Wölflinswil. Sie wollten, dass die Bevölkerung über eine Fusion abstimmen kann. Auch wenn sie im Laufe des Prozesses zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Der Gemeinderat von Oberhof empfahl Zustimmung zum Fusionsvertrag, jener von Wölflinswil die Ablehnung. Dann kam er der 9. Juni 2024, der Tag der Abstimmung an der Urne, und in beiden Gemeinderäten waren sie erleichtert, dass das Ergebnis eindeutig ausfiel. Oberhof sagte an jenem Sonntag Ja zur Fusion, Wölflinswil Nein.
Heute, acht Monate danach, schwingt Ernüchterung mit, wenn Oberhofs Gemeindeammann Roger Fricker feststellt: «Die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Gemeinden hat sich auf Ebene Gemeinderat und Verwaltung spürbar verschlechtert.» Anstatt den Schwung aus den Fusionsabklärungen mitzunehmen, sei der Austausch seltener geworden, die Verständigung schwieriger, so seine Wahrnehmung. Der Gemeinderat von Oberhof stimme dieser Art der Zusammenarbeit geschlossen nicht zu. «Es muss wieder anders werden. Es mag bisher aufwändig gewesen sein, aber es war immer so, dass das Pendant in der Nachbargemeinde auch informiert wurde.» So solle es auch in Zukunft sein, so Roger Fricker.
Ein abruptes Ende
Wölf linswils Gemeindeammann Giuliano Sabato bestreitet nicht, dass sich die Zusammenarbeit seit letztem Sommer verändert hat. Er sieht den Grund allerdings nicht im Abstimmungsergebnis, sondern im Weg hin zur Abstimmung. Während der Fusionsabklärungen habe man über Monate hinweg eng, engagiert und intensiv in gemischten Arbeitsgruppen zusammengearbeitet. «Dann kam der 9. Juni und mit einem Schlag fand dieser Prozess ein Ende und wir standen wieder da als zwei unabhängige Gemeinden.» Selbstverständlich habe für ihn seine Gemeinde Priorität und habe Wölf linswils Bevölkerung die Eigenständigkeit kommuniziert. Gleichwohl sei es das erklärte Ziel des Wölf linswiler Gemeinderats, «die Zusammenarbeit mit Oberhof zu verbessern und zu stärken». Dazu gehöre auch, den Zusammenarbeitsvertrag aus dem Jahr 1990 an die heutigen Gegebenheiten anzupassen. «Das ist nicht gegen Oberhof gerichtet, das ist einfach eine Notwendigkeit nach 35 Jahren. Durch die Fusionsabklärungen wurde sichtbar, wo Handlungsbedarf besteht. 1990 hatten wir zum Beispiel einen Gemeindeschreiber, heute haben wir zwei. Damals hatten wir 290 Stellenprozente, heute haben wir 470. Wölflinswil hat heute über 1000 Einwohner, vor 35 Jahren 700. Oberhof hatte 500, heute um die 600.» Möglicherweise träfen sich die Gemeinderäte derzeit etwas weniger. «Auf Kommissions-Ebene wird aber wie immer eng zusammengearbeitet. Es gibt ja auch kaum Bereiche, in denen unsere beiden Gemeinden nicht zusammenarbeiten.»
Fair und wohlwollend
Wölflinswil sei ein fairer und wohlwollender Partner. Als Beispiel führt er den Kredit für den Ersatz der elektronischen Trefferanzeige und Neuanschaffung Schallschutztunnel bei der «Schiessanlage Weidli» an. Rein rechnerisch (aufgrund des Bevölkerungsanteils) müsste Wölflinswil 64% der Kosten übernehmen. «Der Gemeindeversammlung haben wir die Kostenübernahme von 70% beantragt und die Stimmberechtigten haben dem Antrag zugunsten von Oberhof zugestimmt.»
«Unterschiedliche Auffassungen und Differenzen gab es auch früher.» Das mache die Zusammenarbeit aufwändig, «aber», so Giuliano Sabato, «es ist auch bereichernd. Unsere Gemeinschaftsverwaltung besteht aus zwei verschiedenen Behörden und ich finde es bewundernswert, wie sie ihren Job machen.»