Die SVP und «die Mitte» legen klar zu
22.10.2024 Fricktal, Politik, AargauBezirk Rheinfelden: FDP kann zweiten Sitz verteidigen
Die grossen Parteien sind diesmal die Gewinner im Bezirk Rheinfelden. Die SVP und «die Mitte» machen deutlich vorwärts, aber auch die FDP und die SP erhöhen ihren Wähleranteil leicht. Klare Verlierer sind ...
Bezirk Rheinfelden: FDP kann zweiten Sitz verteidigen
Die grossen Parteien sind diesmal die Gewinner im Bezirk Rheinfelden. Die SVP und «die Mitte» machen deutlich vorwärts, aber auch die FDP und die SP erhöhen ihren Wähleranteil leicht. Klare Verlierer sind Grüne und Grünliberale.
Valentin Zumsteg
Freude bei der SVP: Die Vertreterinnen und Vertreter der Partei haben sich am Sonntagnachmittag im Burstel in Möhlin getroffen, um auf den Erfolg anzustossen. Grund dafür gibt es: Die SVP legt im Bezirk Rheinfelden um 3,48 Prozentpunkte zu und kommt damit auf 31,51 Prozent. «Ich bin sehr zufrieden mit diesem Resultat», sagt Parteipräsident Andy Steinacher. Sein Mindestziel war es, die 30 Prozent zu knacken. Das ist deutlich gelungen. Mit dem diesjährigen Plus konnten die Verluste, welche die Partei bei den Grossratswahlen vor vier Jahren erlitten hatte (-2,02 Prozentpunkte), mehr als wettgemacht werden. «Wir haben einen intensiven Wahlkampf geführt und sind als Team aufgetreten. Das macht sich bezahlt. Wir haben noch nie so viele Veranstaltungen durchgeführt», so Steinacher.
«Zum dritten Mal zugelegt»
Im Aufwind ist im Bezirk Rheinfelden ebenso «die Mitte». Sie verbessert sich um 2,2 Prozentpunkte und kommt neu auf 15,68 Prozent. «Wir haben jetzt zum dritten Mal in Folge zugelegt. Ich bin glücklich, dass uns dies gelungen ist», sagt Parteipräsident Alfons P. Kaufmann. Im Wahlkampf habe man auf «Teamwork» gesetzt und eine ausgewogene Liste präsentieren können. «Das schlägt sich in diesem Resultat nieder», freut sich Kaufmann. Mit dem Plus überholt «die Mitte» die FDP, die nur noch auf dem vierten Platz im Bezirk rangiert. Die Freisinnigen konnten allerdings auch leicht zulegen (+0,65) und erzielen 15,57 Prozent. «Dieses Resultat ist sehr positiv für uns. Damit können wir den Abwärtstrend stoppen», sagt Präsidentin Gaby Gerber. Vor vier Jahren hatte die Partei 1,94 Prozentpunkte eingebüsst. Gerber freut sich besonders, dass es gelungen ist, den zweiten Sitz im Bezirk zu verteidigen. Die Ausgangslage war für die FDP nicht ganz einfach, da mit dem Steiner Gemeindeammann Beat Käser nur einer der zwei bisherigen Grossräte nochmals antrat; Bernhard Scholl aus Möhlin verzichtete auf eine erneute Kandidatur. Sein Nachfolger wird Thomas Ernst aus Magden. Obwohl die FDP im Bezirk leicht weniger Stimmen als «die Mitte» erreicht, kommt sie auf einen Sitz mehr. Dies hängt mit dem Sitzverteil-Verfahren «Doppelter Pukelsheim» zusammen (siehe Infobox).
Ebenfalls zufrieden ist Carole Binder-Meury, Co-Präsidentin der SP im Bezirk Rheinfelden. «Ich bin sehr happy und erleichtert, dass wir zulegen konnten», sagt die Magdenerin. Die Sozialdemokraten gewinnen leicht und sind mit 19,83 Prozent (+0,43) weiterhin die zweitstärkste Partei. «Offensichtlich werden unsere Positionen und unsere Arbeit geschätzt».
«Erstaunt über schlechtes Resultat»
Deutliche Verluste müssen die beiden «grünen» Parteien verschmerzen. Die Grünliberalen, die vor vier Jahren zu den klaren Gewinnern gehörten, verlieren 3,51 Prozentpunkte und erreichen noch 7,46 Prozent. Parteipräsidentin Béa Bieber ist erstaunt über dieses Ergebnis. «Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir im Bezirk Rheinfelden so viel verlieren. Wir müssen über die Bücher gehen.» Eine eigentliche Erklärung für den Verlust der Wählergunst hat sie nicht. «Wir haben aber viele negative Reaktionen auf den Fall Ameti in Zürich erhalten», so Bieber. Die Zürcher GLP-Gemeinderätin Sanija Ameti hatte im September landesweit für negative Schlagzeilen gesorgt. Sie teilte damals auf Instagram, wie sie mit einer Pistole auf eine Reproduktion eines Madonnen-Bildes geschossen hatte.
Die Grünen müssen ebenfalls deutlich Federn lassen. Sie büssen 3,41 Prozentpunkte ein und haben noch einen Wähleranteil von 7 Prozent. «Dass wir verlieren, habe ich erwartet. Ich habe aber gehofft, dass wir mindestens auf 9 Prozent kommen», sagt Parteipräsident Andreas Fischer. Die «grüne Welle», die vor vier Jahren für Erfolg sorgte, sei wohl vorbei. «Aktuell ist die politische Grosswetterlage eine andere. Umweltthemen haben es schwer. In ganz Europa dominieren Krieg, Flüchtlinge und das Thema Sicherheit», so Fischer.
Erschreckend ist die tiefe Wahlbeteiligung im Bezirk Rheinfelden: Nur 26,3 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben an dieser Wahl teilgenommen. Das ist eine Zahl, die allen Parteien zu denken geben muss.
Doppelter Pukelsheim
Die Anzahl der Sitze je Listengruppe und Bezirk sind durch die Oberzuteilung (gesamtkantonaler Sitzanspruch der Listengruppen) vorgegeben. In Einzelfällen kann es dadurch vorkommen, dass eine Liste mit weniger Bezirksstimmen (dank der Stimmen aus anderen Bezirken) mehr Sitze erhält. Aus diesem Grund erhält im Bezirk Rheinfelden die Liste 03 FDP einen Sitz mehr als die Liste 04 DieMitte. (nfz)