«Die Stadtmusik bedeutet Heimat für mich»
01.12.2024 Persönlich, RheinfeldenSeit 60 Jahren ist Hansjörg Gersbach aktives Mitglied der Stadtmusik Rheinfelden. Er spielte zu Beginn Tenorhorn, Posaune und Tuba. Seit rund 40 Jahren ist Kontrabass sein Instrument.
Valentin Zumsteg
Die Stadtmusik Rheinfelden ohne Hansjörg Gersbach – das ...
Seit 60 Jahren ist Hansjörg Gersbach aktives Mitglied der Stadtmusik Rheinfelden. Er spielte zu Beginn Tenorhorn, Posaune und Tuba. Seit rund 40 Jahren ist Kontrabass sein Instrument.
Valentin Zumsteg
Die Stadtmusik Rheinfelden ohne Hansjörg Gersbach – das kann man sich fast nicht vorstellen. Seit 60 Jahren ist der heute 77-Jährige Aktivmitglied. Gersbach war Präsident sowie Vizepräsident und hat sich stark für das Vereinsleben eingesetzt. Er darf als prägende Figur bezeichnet werden. «Die Stadtmusik bedeutet Heimat für mich. Hier bin ich verwurzelt.»
«Das Musizieren hält mich fit»
Begonnen hat alles eher zufällig: Sein Vater, der selbst als Kind gerne Trompete gespielt hätte, schickte den damals Elfjährigen in einen Bläserkurs, der von der Stadtmusik kostenlos angeboten wurde. Das war ausserordentlich. «Fritz Gloor, der Vater des späteren Stadtrats Hans Gloor, hatte als Dirigent die Stadtmusik übernommen und den Kurs initiiert. So gingen wir zehn Buben einmal pro Woche in den Unterricht. Mir wurde das Tenorhorn zugewiesen.»
Er fand Gefallen an der Musik und blieb ihr treu. Mit 17 kam er offiziell zur Stadtmusik, die damals knapp besetzt war und nur dank der Unterstützung von Musikanten aus dem Badischen bestehen konnte. Zu Beginn spielte er Tenorhorn, dann Posaune und Tuba. «Ich spielte, was gebraucht wurde.» Als die Stadtmusik vor rund 40 Jahren einen Dirigenten erhielt, der Kontrabassist in einem Profi-Orchester war, lernte Gersbach abermals ein neues Instrument. Denn der neue Dirigent wünschte sich, dass die Stadtmusik ebenfalls über einen Kontrabass verfügt. So übernahm Gersbach, damals bereits über 30 Jahre alt, das Streichinstrument. «Ich spiele das Instrument sehr gerne. Es ist der Bass der Holzinstrumente. Man kann es länger spielen als ein Blasinstrument.»
Noch heute übt er jeden Tag. «Manchmal 15 Minuten, manchmal eine Stunde. Jetzt stehen wir kurz vor den Kirchenkonzerten, da übe ich intensiver.» Der Kontrabass, den er zuhause hat, ist ein italienisches Modell und rund 250 Jahre alt. Vor Jahren hat er ihn aufwändig restaurieren lassen. «Musik bedeutet mir viel. Sie war immer mein grösstes Hobby. Ich glaube, das Musizieren hält mich fit.»
«Solange ich Spass habe»
Aufgewachsen ist Hansjörg Gersbach in Rheinfelden, mitten im Städtchen. Seine Eltern führten einen Spengler- und Installationsbetrieb. «Ich hatte eine glückliche Jugend, es war eine tolle Zeit. Wir Kinder waren viel draussen, am Fischen und am Schwimmen. Es herrschte Leben im Städtchen. Wir holten bei der Milchi die Milch und beim Bäcker das Brot. Als Unternehmerfamilie gingen wir nicht in die Migros, sondern berücksichtigten die kleinen Geschäfte.» Später lernte er Installateur und Spengler, ging für die Lehre nach Bern und arbeitete anschliessend in Biel und Lausanne. «Ich wollte möglichst schnell den Meister machen und vorwärtskommen.» 1974 übernahm er den elterlichen Betrieb und baute ihn – gemeinsam mit Hans Gloor, dem Kollegen aus der Stadtmusik – kontinuierlich aus. 1978 verliess die Firma das Städtchen und bezog einen Neubau am Gerstenweg 1, wo das Unternehmen noch heute tätig ist. «Die Musik war immer ein Ausgleich zur Arbeit», sagt Hansjörg Gersbach, der zusammen mit seiner Frau Dorli drei Kinder und vier Enkelkinder hat.
Heute ist die Stadtmusik mit ihren rund 60 Musikantinnen und Musikanten sehr gut aufgestellt. «Wir haben viele Junge. Es gefällt mir, dass die Altersbandbreite so gross ist. Ich bin mit Abstand der Älteste.» Das Gesellige gehört für Gersbach zur Musik. Nach den Proben ist es für ihn selbstverständlich, dass er noch mit ein paar Kollegen in die Beiz geht. «Wie lange ich in der Stadtmusik bleibe, weiss ich noch nicht. Solange es mir Spass macht und ich mithalten kann», meint Hansjörg Gersbach mit einem Lachen. Er tut alles dafür, dass dies noch lange ist.
«Alpha et Omega»
Unter dem Motto «Alpha et Omega» spielt die Stadtmusik Rheinfelden am 7. und 8. Dezember in der römisch-katholischen St. Josefskirche in Rheinfelden. Das Programm versteht sich als musikalische Huldigung der menschlichen Existenz von der Geburt bis zum Tod oder – in einem übergeordneten Sinn – von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht. Zu hören ist unter anderem die Uraufführung des ersten Satzes aus dem «Concerto No. 1» für Marimbaphon und Blasorchester in einer vom Komponisten Emmanuel Séjourné autorisierten Bearbeitung des Dirigenten Dani Haus. Den virtuosen Solopart übernimmt dabei Patrick Herta, der aktuell seine Ausbildung zum Profi-Schlagzeuger absolviert. Das Konzert am Samstag, 7. Dezember, beginnt um 19.30 Uhr; am Sonntag, 8. Dezember, geht es um 15 Uhr los. Der Eintritt ist frei, Kollekte. (mgt/nfz)