Der «Rheinfelderforst» im Wallbacher Wald

  22.06.2023 Rheinfelden, Wallbach

Forstliche Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg

Die Ortsbürgergemeinde Rheinfelden besuchte die Forstpartnerschafts-Gemeinde Wallbach und begab sich auf Spurensuche in ihrem «Rheinfelder» Wald in Wallbach. War dieser Wald wirklich ein Geschenk aus der Pestzeit?

Walter Herzog

Die Pflege, die Bewirtschaftung und die langfristig orientierte Erhaltung gesunder Wälder sind wichtige Aufgaben der Gesellschaft. In vielen Gemeinden sind die Ortsbürgergemeinden seit Generationen dafür verantwortlich. Eine gesunde Entwicklung des Waldes erfordert ein Denken und Handeln in grösseren Zeithorizonten. Viele der heute grossen Bäume im Wald wurden bereits vor Jahrzehnten gepflanzt, die ältesten Eichen im Rheinfelder Wald erreichen ein Alter von mehreren hundert Jahren. Ein professionell ausgestattetes Team von Forstexperten zeichnet heute verantwortlich für den Wald. Dabei sind Kooperationen über Gemeindegrenzen hinweg schon seit Jahren an der Tagesordnung. Rheinfelden arbeitet bereits seit vielen Jahren mit Magden, Wallbach und dem Kanton zusammen und betreut auch deren Wälder in und um Rheinfelden.

Ein Rheinfelder Wald in Wallbach
Eine Besonderheit ist dabei, dass die Rheinfelder auch über Waldbesitz in Wallbach verfügen. Der «Rheinfelderforst» in Wallbach umfasst 47 Hektaren. Die Rheinfelder Ortsbürger wollten es am vergangenen Samstag genau wissen und machten eine Exkursion zu «ihrem» Wald in Wallbach. Über 50 interessierte Ortsbürgerinnen und Ortsbürger liessen sich von den verantwortlichen Förstern Kurt Steck und Bruno Staudacher vor Ort über diesen Forst informieren. Ein spezielles Augenmerk wurde auf die Pflege des Waldrandes gerichtet, welcher für die Flora und Fauna sehr wichtig ist. An verschiedenen Orten wurden bereits realisierte Projekte besichtigt. Besonders beeindruckend war dabei die Waldpartie um die Transitgasparzelle.

Die Wallbacher Gemeinderätin Jris Pümpin Reiffer, welche für den Wald verantwortlich ist, dankte der Rheinfelder Forstverwaltung für die gute Zusammenarbeit. Auch Frau Gemeindeammann Marion Wegner-Hänggi bedankte sich und hiess die Gäste aus Rheinfelden in Wallbach herzlich willkommen. Dass es neben der Partnerschaft im Wald auch viele weitere Beziehungen und Geschichten zwischen der «Perle am Rheinbogen» und der Zähringerstadt gibt, hob Franco Mazzi in seinen humorvollen Schlussworten hervor.

Von Möhlin abgewiesen
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass die Rheinfelder über Wald in der Gemeinde Wallbach verfügen? Dazu gibt es zwei mögliche Versionen: Gemäss einem Bericht von Fritz Wunderlin (ehemaliger Stadtoberförster) in den Rheinfelder Neujahrblättern von 1949 «…gelang es den Rheinfeldern zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Forst bei Wallbach grössere Flächen Wald- und Kulturland anzukaufen; das Kulturland wurde aufgeforstet. Durch Austausch mit Anstössern und weiteren kleinen Zukäufen entstand der «Rheinfelderforst», ein schön arrondierter Waldkomplex von 47 Hektaren.» Eine Sage hingegen berichtet, dass sich dies ganz anders zugetragen hätte. Wie Stadtammann Franco Mazzi mit einem Augenzwinkern aus dem Sagenbuch «Tannhupper und Leelifotzel» zitierte, überlebte eine Bewohnerin mit ihrer Tochter aus dem Dörflein Rappertshäusern unterhalb Wallbach, welche einen Wald, Feld und Matten besass, die schlimme Pestzeit und bat die Gemeinde Möhlin um Aufnahme. Da Möhlin jedoch Angst hatte, die Fremden brächten die Pest zurück, wurden sie abgewiesen. In Rheinfelden hingegen wurden die beiden willkommen geheissen. Darum gehört heute ein Teil des Forstes von Wallbach der Gemeinde Rheinfelden…


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