Der Jurist mit dem grossen Fasnachts-Herzen
11.02.2024 Persönlich, Kultur, RheinfeldenEr ist Jurist, Mediator und ein eingefleischter Fasnächtler: Joël Lässer sorgt als neuer Präsident der Fasnachtsgesellschaft Rheinfelden dafür, dass die Fasnachtskultur im Zähringerstädtchen weiterlebt. Auch sonst mag er es gesellig.
Valentin ...
Er ist Jurist, Mediator und ein eingefleischter Fasnächtler: Joël Lässer sorgt als neuer Präsident der Fasnachtsgesellschaft Rheinfelden dafür, dass die Fasnachtskultur im Zähringerstädtchen weiterlebt. Auch sonst mag er es gesellig.
Valentin Zumsteg
Eigentlich geht es Joël Lässer vor allem um Menschen, sowohl in seinem Beruf als Jurist als auch als Fasnächtler und Präsident der Fasnachtsgesellschaft Rheinfelden (FGR). Er pflegt das Gespräch und sucht Lösungen, die für alle passen. «Ich bringe die Leute gerne zusammen», sagt der 42-Jährige, der im vergangenen Juni das Amt des FGR-Präsidenten übernommen hat.
Eine Herzensangelegenheit
Die Fasnacht ist für ihn eine Herzensangelegenheit. «Ich komme aus einer Fasnachtsfamilie. Das kunterbunte Treiben hat mir immer gefallen; vor allem auch die grosse Freude der Kinder.» Deswegen will er nun einen Beitrag leisten, damit die närrische Kultur in Rheinfelden erhalten bleibt und gedeihen kann. Lässer spricht dafür mit vielen Leuten, ist im regelmässigen Austausch mit der Stadt und der Schule, redet mit den Gastwirten, den Gewerbetreibenden und weiteren Gruppierungen. «Viele Konf likte können entschärft werden oder entstehen gar nicht, wenn man rechtzeitig miteinander redet und aufeinander zugeht.»
Lässer hat in den vergangenen Monaten viele neue Leute getroffen und Rheinfelden noch besser kennengelernt. «Das Miteinander ist mir wichtig», sagt er. Das Tolle an der Fasnacht sei ja, dass sie die Menschen verbindet. «Hier können alle Schichten und alle Altersgruppen zusammenkommen. Bei der Fasnacht spielt es keine Rolle, was du beruflich machst oder wo du herkommst.»
Der zweifache Familienvater hat Freude an seinem Amt, auch wenn der Aufwand deutlich grösser ist, als er erwartet hatte. «Um das ausgelassene Fasnachtstreiben während mehreren Tagen zu ermöglichen, braucht es sehr viel Planung und Koordination. Die Öffentlichkeit sieht nur einen Bruchteil davon.»
Mitten im Städtchen
Rheinfelden spielt im Leben von Joël Lässer eine wichtige Rolle, hier hat er meistens gelebt. Mit seiner Familie wohnt er heute mitten in der Altstadt, im Herzen der Marktgasse. Dort fühlt er sich wohl. «Man kennt einander und kann vieles spontan unternehmen.» Im Zähringerstädtchen ist er auch aufgewachsen, hier hat er die Schulen besucht. In jungen Jahren gründete er zusammen mit Michael Hottinger die Mundart-Rap-Combo «Dickpfiff», die es mit ihren witzigen und hintersinnigen Texten zu einiger Bekanntheit in der Region brachte. Die Band gibt es nicht mehr, aber die Musik mit ihren verschiedenen Facetten ist für Joël Lässer weiterhin wichtig. Die freudige Stimmung an Konzerten begeistert ihn noch immer. «Deswegen gefällt mir wahrscheinlich auch die Guggenmusik so gut.»
Lässer bezeichnet sich selbst als fröhlichen Menschen, der gerne ausgelassen ist und feiert. Wie passt das mit seiner Arbeit als Jurist zusammen? «Die Juristerei ist ein sehr ernstes Thema, ich bin aber kein ernster Mensch. Gleichzeitig fällt es mir nicht schwer, Dinge seriös und präzise anzugehen.»
Nach der Matura studierte Lässer in Basel Jurisprudenz. «Es hat mich immer interessiert, was meine Rechte und Pflichten sind. Als Jurist ist man nahe bei den Leuten. Jeder kommt täglich mit dem Recht in Berührung, wenn auch nicht bewusst.» Nach dem Studium arbeitete er in der Privatwirtschaft, bevor er für ein halbes Jahr nach Kanada ging und allein durch das Land reiste. «Das war eine spannende Erfahrung für mich. Ich habe mich von einer anderen Seite kennengelernt.» Zurück in der Schweiz arbeitete er als Gerichtsschreiber und absolvierte die Anwaltsprüfung. Heute ist er als Jurist bei den Industriellen Werken Basel (IWB) tätig.
«Ein Teil der Kultur»
«Ich habe bei meiner Arbeit festgestellt, dass viele Konflikte auf der zwischenmenschlichen Ebene entstehen, aber juristisch ausgetragen werden.» Das hat ihn dazu veranlasst, eine Zusatzausbildung als Mediator zu machen. «Bei der Mediation steht wieder der Mensch mehr im Zentrum. Mit der richtigen Kommunikation kann sehr viel erreicht werden. Es ist wichtig, das gegenseitige Verständnis zu fördern und einander zuzuhören.» Mittelfristig kann sich Lässer vorstellen, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und die Bereiche Recht, Mediation und Unternehmensentwicklung in einer eigenen Firma zusammenzuführen.
Doch das ist Zukunftsmusik, zuerst steht jetzt die diesjährige Fasnacht auf dem Programm – die erste, die er als FGR-Präsident verantwortet. Lässer freut sich auf viele Begegnungen und ausgelassene Stunden mit viel Geselligkeit. Für ihn ist klar: «Fasnacht ist ein Teil der Kultur und gehört zu Rheinfelden.»