Dem Wellenbrecher brandet Kritik entgegen
22.07.2025 Rheinfelden, MöhlinSieben Meter hoch, sechzig Tonnen schwer, gedacht als Geschenk. Doch die Reaktionen auf die geplante Kunst im Kreisel zwischen Möhlin und Rheinfelden sind mehrheitlich negativ. Die Schweizer Salinen als Bauherrin nehmen Stellung.
Ronny Wittenwiler
Im Artikel über die ...
Sieben Meter hoch, sechzig Tonnen schwer, gedacht als Geschenk. Doch die Reaktionen auf die geplante Kunst im Kreisel zwischen Möhlin und Rheinfelden sind mehrheitlich negativ. Die Schweizer Salinen als Bauherrin nehmen Stellung.
Ronny Wittenwiler
Im Artikel über die geplante Installation beim Landstrassenkreisel zwischen Möhlin und Rheinfelden vergangenen Donnerstag stellte diese Zeitung die Frage, ob das Kunstwerk den Nerv der Zeit treffe. Innert weniger Stunden gingen über den Social-Media-Kanal über einhundert Kommentare ein, mittlerweile sind es knapp einhundertsechzig. Der Grundtenor ist unmissverständlich: Die geplante Betonskulptur sorgt für Kritik, bisweilen gar für Empörung. «Es ist in jeder Beziehung eine Zumutung», heisst es etwa. Von einem zukünftigen «Schandflecken» ist die Rede. «Das ist jetzt aber nicht wahr», meint jemand anderes und schiebt eine Frage hinterher, die gleich mehrfach gestellt wird: «Ist heute der 1. April?» Dabei wäre das Kunstwerk als Geschenk gedacht: Die Salinen erklärten vergangene Woche, das Kunstwerk «als Zeichen der Wertschätzung» für die im Jahr 2021 vom Regierungsrat des Kantons Aargau genehmigte Verlängerung der Konzession über den Salzabbau finanzieren zu wollen.
Der Hauptpunkt der Kritik
Bei einer Debatte in sozialen Netzwerken sitzt die Tastatur erfahrungsgemäss locker; doch in diesem Fall erreichte zusätzlich eine Vielzahl an Leserbriefen die Redaktion, der Unmut über die Kreiselkunst dreht sich auch darin vor allem um ein Thema: die vermeintlich fehlende ökologische Verantwortung. Es scheint nicht nachvollziehbar, einen grünen Kreisel durch eine sechzig Tonnen schwere Beton-Installation ersetzen zu wollen. «In manchen Kantonen werden Steingärten verboten aus Gründen des Landschaftsschutzes und der Biodiversität – und die bauen sowas», schreibt ein Leser, ein anderer hält diesbezüglich fest: «Ich habe gedacht, wir haben etwas gelernt. So aber wird das gar nichts.» So ein Kreisel eigne sich doch zum wild bepflanzen, «warum so ein Aufwand für etwas, das die meisten ablehnen?»
Das sagen die Salinen
Dass die meisten das Vorhaben ablehnen: unter Einbezug einer naturgegebenen schweigenden Mehrheit ist das zumindest faktisch nicht belegt. Doch welche Reaktionen erhielten die Schweizer Salinen selbst nach Bekanntwerden ihres Vorhabens? «Neben positiven Rückmeldungen haben uns vereinzelt auch kritische Stimmen erreicht», heisst es dort auf Anfrage. Und konfrontiert mit den negativen Stimmen, wie sie hingegen in grosser Vielzahl die Redaktion der NFZ erreichen, teilt das Unternehmen mit: «Wir nehmen diese Hinweise zur Kenntnis. Das Projekt versteht sich als Zeichen der Wertschätzung für die Region, für uns schliesst das auch die Offenheit für Rückmeldungen mit ein. Anliegen oder Hinweise können zum Beispiel im Rahmen des ordentlichen Baugesuchsverfahrens eingebracht werden.» Zur konkret vorgebrachten Kritik betreffend Ökologie erklären die Salinen: «Die fachlich breit abgestützte Jury von Kanton Aargau, Schweizer Salinen und Kunstfachleuten wählte dieses Projekt auch aufgrund der Verbindung von Kunstwerk und Umwelt, die über dessen lange Lebensdauer wachsen und sich laufend verändern wird. Dies wird auch dadurch sichtbar, dass sich über die Zeit Moose und Flechten ansiedeln können und die Natur auf diese Weise wieder an Sichtbarkeit und Raum gewinnt.»
Die Skulptur der Künstlerin Esther Mathis aus Zürich soll bis Ende Jahr installiert werden und gemäss Salinen «dem Urmeer, das vor etwa 240 Millionen Jahren die heutige Schweiz bedeckte, bevor es verdunstete und Salzschichten hinterliess, ein Denkmal setzen». Sie besteht aus drei sogenannten «Tetrapoden», wie sie als Wellenbrecher an Küsten zum Schutz vor Erosion eingesetzt werden. Das Geschenk als Zeichen der Wertschätzung kostet die Salinen gemäss eigenen Aussagen einen «niedrigen sechsstelligen Betrag». In den kommenden Wochen wolle die Künstlerin das Baugesuch einreichen. Doch dem Wellenbrecher brandet derzeit Widerstand entgegen.