Miriam Hauser aus Albbruck sorgt für ein Novum
Zum ersten Mal in der fast 100-jährigen Geschichte der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) steht eine Frau an der Spitze des Vereins. Dass das Präsidium auf der deutschen Seite ist, ist ebenfalls ...
Miriam Hauser aus Albbruck sorgt für ein Novum
Zum ersten Mal in der fast 100-jährigen Geschichte der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) steht eine Frau an der Spitze des Vereins. Dass das Präsidium auf der deutschen Seite ist, ist ebenfalls ein Novum. Wobei: «Die Grenze zwischen den beiden Ländern ist aus geschichtlicher Sicht sowieso noch sehr jung.»
Karin Pfister
Auch wenn Geschichte etwas Altes sei und das Wort Heimatkunde leicht verstaubt klinge: «Ich bin überzeugt, dass gerade in unserer schnelllebigen Zeit die Region und ihre Geschichte ein wichtiger Orientierungspunkt sind», so Miriam Hauser. Sie hat sich schon als Kind dafür interessiert, wie Menschen früher gelebt haben. Als sie fünf Jahre alt gewesen sei, habe ihre Mutter gesagt, dass aus Miriam einmal eine Archäologin werde. «Ich bin bei jeder Ruine stehen geblieben und habe mir alles genau angesehen.» Diese Faszination für Geschichte hat sie nicht mehr losgelassen. Miriam Hauser hat in Basel Ägyptologie und Ur- und Frühgeschichte studiert. Für ihre Masterarbeit hat sie eine Grube auf dem Seckenberg bei Frick untersucht. «Diese war klein und lag zwischen Kirschbäumen.» In der Grube wurden verbrannte Keramikscherben gefunden. Anhand dieser alten Scherben konnte Miriam Hauser herausfinden, dass es sich um die Überreste eines Festes handelt. Es sei faszinierend anhand von Gegenständen etwas über das Leben und den Alltag der Menschen von damals zu erfahren. «Diese waren gar nicht so anders als wir. Sie hatten Gefühle und haben Feste gefeiert.» Auch wenn das Leben dieser Menschen schon 3000 Jahre her sei, sei es nicht weit weg. Miriam Hausers Schwerpunkt liegt bei der Bronzezeit, diese ist Teil der Urgeschichte und war von zirka 2200 bis 800 vor Christus.
Siedlung aus der Bronzezeit
Momentan arbeitet sie bei der Kantonsarchäologie Aargau und beim Ärchäomobil Ostschweiz, welches Workshops in Schulen durchführt. Beide Tätigkeiten beinhalten Vermittlung von Wissen und nicht Forschung. «Ich finde es spannend, Geschichte erzählen zu können und nicht nur im stillen Kämmerlein zu forschen.» Ihre momentane Haupttätigkeit ist ihre Doktorarbeit, welche sie an der Uni Basel absolviert. «Ich untersuche eine Siedlung aus der Bronzezeit, die in Riehen gefunden wurde. Wie war die Siedlung aufgebaut? Wie haben sich die Menschen organisiert? Welche Rituale gab es?»
Im Juni dieses Jahres wurde Miriam Hauser zur Präsidentin der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde gewählt. «Ich brenne für Geschichte und unsere Region und möchte dies auch weitergeben», sagt sie über ihre Motivation für das zeitaufwändige ehrenamtliche Engagement.
Neuausrichtung
Die Frau aus dem badischen Raum ist die erste Präsidentin des Vereins. Sie löst David Wälchli ab, der 14 Jahre im Amt war. Miriam Hauser ist 36 Jahre alt und in Albbruck – gleich gegenüber von Schwaderloch – aufgewachsen. Alle Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Der Vereinigung gehören 600 Mitglieder an, allerdings fehle es an Nachwuchs. «Wir Vorstandsmitglieder haben uns für dieses Jahr etwas zurückgezogen und sind daran, strategische Entscheidungen bezüglich einer Neuausrichtung des Vereins zu fällen und sind am überlegen, wie wir ein breiteres Publikum finden. Wir möchten vermehrt auch jüngere Menschen und junge Familien ansprechen.» Für 2024 sei eine Wanderausstellung zum Schwabenkrieg von 1499 geplant. Weitere konkrete Ergebnisse seien noch nicht spruchreif; die Ideen gehen zum Beispiel Richtung Erlebniswanderungen. «Wir möchten künftig in der Öffentlichkeit präsenter sein.»
Die Fricktalisch-Badische Vereinigung war schon immer auf beiden Seiten des Rheines tätig. Aus geschichtlicher Sicht sei die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland sowieso etwas sehr Neues, da es diese erst seit 1801 gibt. «Das war schon immer ein Kulturraum.» Eines der Ziele des Vereins sei, dass die Menschen, die in der Region leben, auch mehr über ihre Heimat wissen. «Es wäre zum Beispiel schön, wenn die Schweizer nicht nur zum Einkaufen nach Deutschland fahren würden, sondern auch um mehr über die Region zu erfahren.»