Autobahnanschluss Rheinfelden Ost wird nochmals überprüft
17.09.2024 Fricktal, SteinDas Thema Verkehr bewegt die Menschen im Fricktal. Dies zeigte sich an einer Info-Veranstaltung im Saalbau Stein. Der Kanton und das Bundesamt für Strassen führten aus, was sie planen.
Valentin Zumsteg
«Man steht im Fricktal im Zug, im Bus und im Auto», ...
Das Thema Verkehr bewegt die Menschen im Fricktal. Dies zeigte sich an einer Info-Veranstaltung im Saalbau Stein. Der Kanton und das Bundesamt für Strassen führten aus, was sie planen.
Valentin Zumsteg
«Man steht im Fricktal im Zug, im Bus und im Auto», erklärte SVP-Grossrätin Désirée Stutz am Donnerstagabend im Saalbau in Stein. Ihre Partei hatte zu einer überparteilichen Infoveranstaltung zum Thema «Droht dem Fricktal ein Verkehrskollaps?» eingeladen; gut 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen daran teil. Mit regelmässigen Verkehrsüberlastungen ist unter anderem die Gemeinde Stein konfrontiert, wie Gemeindeammann und Grossrat Beat Käser (FDP) eingangs erklärte. «Wir leben in einem Hotspot», sagte er. Damit sei Stein im Fricktal nicht allein, auch in Laufenburg, Eiken, Frick und Rheinfelden komme es regelmässig zu Staus. «Ich hoffe, wir hören heute Abend Lösungsvorschläge», meinte Käser in Richtung von Regierungsrat Stephan Attiger (FDP) und Richard Kocherhans, Chef der Astra-Filiale in Zofingen.
Massnahmen, die ein paar Prozent bringen
«Es gibt nicht die Lösung, aber Lösungen», nahm Attiger den Ball auf. Das durchschnittliche tägliche Verkehrsaufkommen auf den Kantonsstrassen im Fricktal habe in den vergangenen fünf Jahren kaum zugenommen. «Wir sind im Fricktal aber an der Grenze zu Deutschland. Die ÖV-Verbindungen sind nicht durchlässig», so Attiger. Dies sei ein Problem. Man sei mit der deutschen Seite daran, ein grenzüberschreitendes Busangebot auf die Beine zu stellen. Auch die geplante Elektrifizierung der deutschen Hochrhein-Bahnstrecke biete Chancen. Für die Strasse seien kurzfristig Verkehrsmanagement-Massnahmen geplant. So solle der Verkehr verflüssigt und der ÖV priorisiert werden. Geplant sind weiter Velovorzugs-Routen und ab 2026 gibt es mehr Zug- und Busverbindungen im Fricktal. «Damit holen wir aber nur ein paar Prozent heraus», betonte Attiger. Langfristig wird der Bau einer Rheinbrücke bei Sisseln geprüft, ebenso die Realisierung von neuen Autobahnanschlüssen.
Anschluss wird geprüft
Ein Autobahnanschluss, der in den vergangenen Monaten viel zu reden gegeben hat, ist Rheinfelden Ost. Dieser ist neugestaltet worden. Der bisherige Kreisel wurde durch mehrere Lichtsignal-Anlagen ersetzt. Aus Sicht zahlreicher Bürgerinnen und Bürger hat das nicht zu einer Verbesserung, sondern einer Verschlechterung der Situation geführt. «Wir haben einen Teil der Ziele erreicht», erklärte Richard Kocherhans vom Bundesamt für Strassen (Astra). Er sagte aber auch, dass die Situation für das Astra nicht befriedigend sei, da sich der Verkehrsfluss nicht wie erwartet entwickelt habe. Dies hänge unter anderem mit dem grösseren Verkehrsaufkommen zusammen, dieses sei teilweise heute schon so gross wie für das Jahr 2040 erwartet. Zudem führten die strengen Grenzkontrollen auf deutscher Seite zu einer Verlagerung des Verkehrs von Rheinfelden West nach Rheinfelden Ost. Aus all diesen Gründen werde der Anschluss Rheinfelden Ost im Rahmen des Erhaltungsprojektes der A3 Augst-Rheinfelden einer Gesamtüberprüfung unterzogen. Dabei prüfe das Astra die Steigerung der Leistungsfähigkeit durch allfällige bauliche Anpassungen. Auch die Optimierung des Fussgänger- und Veloverkehrs werde angeschaut. Kocherhans sprach von einem Zeithorizont von 20 bis 30 Jahren. So schnell ändert sich also nichts. Deutlich konkreter ist die Umgestaltung des Autobahn-Anschlusses Rheinfelden West. Dort werden die beiden heutigen Kreisel durch Lichtsignal-Anlagen ersetzt. So können Zu- und Abflüsse gesteuert werden, um unzulässige Staulängen auf der Autobahn-Ausfahrt und in den Siedlungsräumen zu verhindern. Kocherhans verspricht sich davon eine Leistungssteigerung des Anschlusses. Für den Veloverkehr ist eine separate Linienführung mit einer 85 Meter langen Holzbrücke über das Zollgelände vorgesehen. Richard Kocherhans rechnet damit, dass der Anschluss Rheinfelden West ab 2028 umgestaltet werden kann.
Seil- oder Hochbahn?
Beim anschliessenden Podium unter der Leitung von Fabian Hägler (AZ) zeigte sich, dass die Fricktaler Grossrätinnen und Grossräte in vielen Punkten einer Meinung sind, aber nicht in allen. Andy Steinacher von der SVP plädierte für einen zusätzlichen Autobahnanschluss im Raum Möhlin/Zeiningen. Andreas Fischer (Grüne) und Carole Binder (SP) äusserten sich skeptisch bis ablehnend: «Verkehr ist wie Wasser, er sucht sich den Weg des geringsten Widerstandes», so Fischer. «Es ist wichtig, dass wir beim Ausbau der Veloverbindungen Gas geben», sagte Binder-Meury. Die Kaiseraugster Gemeindepräsidentin Françoise Moser sprach sich für Mobilitätskonzepte aus, die zusammen mit den Firmen entwickelt werden. In Kaiseraugst habe dies mit Roche sehr gut geklappt. Einen zusätzlichen Autobahnanschluss befürwortet Alfons P. Kaufmann (die Mitte), doch das löse nicht alle Probleme. Schliesslich kamen auch noch visionäre Ideen aufs Tapet: Andreas Fischer und Beat Käser können sich beispielsweise eine Seilbahn vom Bahnhof Stein über das Sisslerfeld bis auf die deutsche Seite vorstellen, Françoise Moser eine Hochbahn vom Euro-Airport ins Fricktal. Das Thema Verkehr beschäftigt viele Leute, dies wurde in der Diskussion mit dem Publikum deutlich. So machte ein Votant darauf aufmerksam, dass vielerorts Wohnraum und Gewerbeflächen entstünden, ohne dass die Strassen für den zusätzlichen Verkehr bereit seien. Eine Frau forderte eine Überdachung der Autobahn bei Mumpf, dort könnte Wohnraum entstehen. Auch der Halbstunden-Takt der SBB nach Laufenburg wurde erneut gefordert. Schliesslich meinte ein Mann mit Blick auf den Regierungsrat: «Es wird seit Jahren viel geredet, aber es passiert nichts.»