Angelo Borserini will «eifach schutte»
06.10.2024 Persönlich, Kaiseraugst, FussballFC-Präsident und «der billigste Sozialarbeiter»
Der FC Kaiseraugst hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2005 zu einem renommierten Club gemausert. Präsident Angelo Borserini ist stolz auf 189 Kinder sowie 56 aktive Fussballer und Fussballerinnen – und ...
FC-Präsident und «der billigste Sozialarbeiter»
Der FC Kaiseraugst hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2005 zu einem renommierten Club gemausert. Präsident Angelo Borserini ist stolz auf 189 Kinder sowie 56 aktive Fussballer und Fussballerinnen – und die Warteliste ist lang.
Catherine Hossli
KAISERAUGST. Das Clubhaus auf dem Sportplatz «Im Liner» ist vorerst zwar erst ein Provisorium, aber mit seiner liebevollen Einrichtung bietet es einen Treffpunkt für die ganze Fussballfamilie, wie Angelo Borserini die Gemeinschaft gerne nennt. «Und genau für diese Familie ist ein Clubhaus enorm wichtig. Mittlerweilen hat sich das Clubhaus aber auch zu einem veritablen Quartiertreff gemausert. Als wir im 2009 den Fussballplatz bekamen, fehlte ein Ort, wo auch die ‹Nichtfussballer› sich aufhalten können. Der Gemeinderat hat im 2020 einem Provisorium zugestimmt. Wir haben fast das ganze Lokal in Eigenregie zusammen mit vielen Helferinnen und Helfern aufgebaut. Ich habe nur den Anstoss dafür gegeben», meint Borserini bescheiden. «Das Clubhaus ist sozusagen unser Blumentopf, daraus wächst unsere Pf lanze und mit diesen Wurzeln kann unser Projekt gedeihen», so der Präsident des FC Kaiseraugst.
Fussballer und Präsident
Borserinis Fussball-Laufbahn begann schon als Kind. Die Lebensumstände zu dieser Zeit liessen jedoch ein Vereinsleben nicht zu. Später spielte er beim SV Muttenz bei den Senioren. Im Jahr 2000 ist er nach Kaiseraugst gezogen. Als 2009 der Sportplatz «Liner» eröffnete, wurden Leute mit einer Affinität zum Fussball gesucht. «Ich wurde ebenfalls angefragt. Ich wollte aber ‹eifach schutte›. So wurde übrigens unser Logo, FC Kaiseraugst ‹eifach schutte›, geboren. Ich habe mich als Vorstandsmitglied gemeldet und mich fortan um die Veteranen gekümmert. Aber im Vordergrund stand für mich ganz klar, selber Fussball zu spielen, was ich übrigens heute noch, mit 57 Jahren, leidenschaftlich gerne mache.» Die «Freunde der Veteranen» trainieren einmal wöchentlich. Es sind Leute, die nicht mehr aktiv in einer Mannschaft trainieren können oder wollen, sei es berufs- oder altersbedingt. «Unseren Beitrag spenden wir dem Jugendfond und wir haben null Ansprüche; uns reichen zwei Bälle und zehn Überzieher. Fast zehn Jahre lang war ich also Trainer der Senioren und wurde allmählich zum Organisator vieler Dinge und sprang bei Vakanzen ein. Ich kann nur schlecht Nein sagen und übernahm schliesslich den Lead der Junioren.» Ein Junioren-Obmann konnte später glücklicherweise gefunden werden; mit der Bitte verbunden, dass Angelo Borserini den «Präsi» mache. 2016 wurde Borserini zum Präsidenten gewählt. «Ich wollte, dass es weitergeht und der Verein nicht stirbt und ich freute mich sehr, dass ich auch an der letzten GV wieder einstimmig für dieses Amt gewählt wurde. Denn genau dieser Zuspruch ist mein Lohn», bedankt sich der Präsident des FC Kaiseraugst.
Sozialprojekt Fussball
Im Volksmund wird Borserini manchmal auch als «der billigste Sozialarbeiter der Gemeinde» betitelt. Und es hat was: «Bei uns wird niemand abgewiesen, weil der Beitrag oder die Lebensumstände nicht genügen. Es bringt niemandem etwas, wenn diese Kinder mit finanziellen oder anderen Problemen auf der Strasse herumlungern, anstatt auf dem Fussballplatz ihrem Hobby nachzugehen. Eine Mannschaft ist wie eine Familie, man kennt sich, zieht sich in der Garderobe zusammen um, sie lernen sich blind zu vertrauen, machen Unfug und decken sich wiederum gegenseitig. In einer Mannschaft bekommen die Kinder genau das Gefüge, das ihnen zum Teil fehlt und wo sie Vertrauen fassen können.» Es gebe immer wieder zwei, drei scheinbar hoffnungslose «Luuszapfe» darunter, «aber Aufgeben ist bei uns selten eine Option. Wir vertrauen aufs Älterwerden der Kinder und, dass irgendwann Einsicht und Wandel stattfinden. Ein solcher Lausbub – übrigens – ist mittlerweile Junioren-Trainer bei uns», freut sich Angelo Borserini.
Ziel: Eine Sportanlage mit Einfluss gegen Littering und Ruhestörung
Ein zweiter Sportplatz würde dem Fussballverein viele Möglichkeiten bieten. Zudem würde eine Umrüstung auf Kunstrasen Vorteile bringen, wenn man bedenkt, dass sechs Monate im Jahr der Rasen nicht bespielbar ist. Eine Einzäunung des ganzen Sportplatzes würde zudem Sicherheit und Ruhe in die Wohngegend bringen. Borserini erklärt: «Da der jetzige Raum öffentlich und nicht abgesperrt ist, kommen immer wieder Ruhestörungsmeldungen zu uns. Wir als FC Kaiseraugst vertreten und wahren das Gesicht des Areals gegenüber der Bevölkerung aus Kaiseraugst, aber es ist unmöglich für uns, die Verantwortung zu übernehmen, wenn der Platz für jede und jeden begehbar ist. Unser Ziel ist, Einfluss auf Littering und Ruhestörung zu haben und einen friedvollen Ort zu gewährleisten, wo Sport- und Mannschaftsgeist familiär gelebt werden kann, wo Ruhezeiten und Regelungen eingehalten werden und wir zeigen können, was wir insgeheim wollen, nämlich ‹eifach schutte›».