Eine grosse Verbundenheit

  01.11.2022 Brennpunkt, Musik, Densbüren

Musikgesellschaft Asp feiert das 125-jährige Bestehen

Auch nach 125 Jahren ist die Musikgesellschaft Asp keinesfalls verstaubt. Unter dem Motto «Eiszwöiföif – Vorwärts – Marsch» präsentiert sie am Jubiläumskonzert am 5. November einige musikalische Leckerbissen sowie andere «Spezialitäten».

Bernadette Zaniolo

Solch hohe Geburtstage können wohl nicht viele Vereine feiern und wohl noch seltener, wenn es sich dabei um ein kleines Dorf wie Asp handelt (gehört zur Gemeinde Densbüren). Auch bei der Musikgesellschaft Asp «kriselte» es nach dem 2. Weltkrieg, wie Präsident Marco Senn und Musikkommissionspräsidentin Helga Senn im Gespräch mit der NFZ erzählen. Zugleich halten sie bezüglich Korpsgrösse einstimmig fest: «Mehrere Jahrzehnte waren wir verwöhnt.» Die Musikgesellschaft Asp zählt aktuell 36 Musikantinnen und Musikanten; das jüngste Mitglied ist 15 Jahre und das älteste 85 Jahre alt. «Nach mir», so Marco Senn, «fehlen ein bis zwei Generationen». Der Vater von zwei Kindern ist seit 22 Jahren in der Musikgesellschaft Asp und hat im März dieses Jahres das Präsidium von Vreni Wernli übernommen.

«Die Qualität hat mit den Dirigenten zu tun», ist die Lehrerin Helga Senn (62) überzeugt; in der 125-jährigen Geschichte hat mit Christian Kyburz im 2018 erst der siebte Dirigent (auch die Präsidenten zeichneten sich durch lange Amtszeit aus; nur zehn, davon die letzten 71 Jahre nur vier) die musikalische Leitung übernommen. Und dass die Musikanten dem Verein die Treue halten, «hat mit der Verbundenheit zu tun.» So reisen etwa zwei Vorstandsmitglieder zur wöchentlichen Probe jeweils aus Muri und Zürich an. Auch Helga Senn – sie spielt seit 45 Jahren Trompete beziehungsweise hat mit Es-Horn angefangen – wohnt seit 40 Jahren nicht mehr im Ort. Während seit einiger Zeit die Musikschulen für die Ausbildung des Nachwuchses sorgen, war das früher anders. Der Treuhänder Marco Senn nennt es die Generation «komm einfach Mal». So war Susanne Windisch über 20 Jahre mit viel Herzblut für den «Schliff» des Nachwuchses verantwortlich. Just zu jener Zeit, als der heute 36-jährige Marco in die Musikgesellschaft Asp eingetreten war, sei die Jugendmusik Staffeleggtal aufgelöst worden. Apropos aufgelöst: in Asp wurde 1966 auch die Musikkommission aufgelöst, jedoch 2002 wieder reaktiviert.

«Es ist eindrücklich, wieviele Gönner wir haben», so die Feststellung und Freude von Helga und Neffe Marco Senn. Ein Blick auf die Rückseite der Einladungsbroschüre zum Jubiläumskonzert liefert den Beweis; und das sind nur die Gönnerbeiträge ab 100 Franken. Nicht nur sie, sondern alle Besucher des Jubiläumskonzertes dürfen sich auf ein abwechslungsreiches Konzert freuen.

Ein Highlight ist gemäss Marco Senn, dass sie die Adressen von 60 ehemaligen Musikanten ausfindig machen konnten und diese eingeladen wurden, zwei oder drei Stücke am Jubiläumskonzert mitzuspielen; fünf haben sich dieser Herausforderung gestellt. Ein weiterer Höhepunkt sind die sechs mitwirkenden Jungmusiker, die in drei Stücken ihr Talent unter Beweis stellen, dies zusammen mit dem weiteren Korps. Am Konzert werden Stücke, die den Musikantinnen und Musikanten «gut in Erinnerung geblieben sind» (Marco Senn) vorgetragen, so etwa der «Trompetergruss». Diesen hatte Ernst Blaser (der damalige Dirigent) komponiert und das Stück wurde zur Finanzierung der Neuuniformierung im Jahr 1961, welche mit einem Dorffest verbunden wurde, an andere Vereine vertrieben. Auch die «Fanclub Polka» (gespendet vom Nähverein Asp zum 100. Geburtstag der Musikgesellschaft Asp) oder der Walzer «Echo vom Strie» werden bei den Besuchern für Begeisterung sorgen. Durchs Konzert führt der Radio-Moderator Oliver Wagner. Wieviel aus dem «Nähkästchen» der vergangenen Jahre geplaudert wird, entscheidet sich in den nächsten Tagen.

125-Jahre-Jubiläumskonzert der Musikgesellschaft Asp am Samstag, 5. November, 19.30 Uhr, in der Mehrzweckhalle Densbüren.

www.mgasp.ch


Dirigenten der Musikgesellschaft Asp

ASP. Nur sieben Dirigenten hatte die Musikgesellschaft Asp in der 125-jährigen Geschichte. Von 1897 bis 1937 Hermann Frey; 1937 bis 1945 Hans Acklin; 1945 bis 1947 André Wernli; 1947 bis 1955 Walter Senn (der Vater der heutigen Musikkommissions-Präsidentin Helga Senn); 1955 bis 1972 Ernst Blaser; 1972 bis 2017 Robert Wernli-Flury und seit 2018 Christian Kyburz. Nebst Hermann Frey (40 Jahre) hatte Robert Wernli-Flury (45 Jahre) die musikalische Leitung am längsten inne; Wernli erhielt 2002 die Europäische CISM-Medaille, eine der höchsten Auszeichnungen in der europäischen Blasmusikszene. (bz)


Der Verein und musikalische Höhepunkte

ASP. Die Musikgesellschaft Asp wurde 1897 von ein paar musikbegeisterten Männern gegründet. Musikkommissions-Präsidentin Helga Senn («sie ist das Hirn der MG Asp», sagt MG-Präsident Marco Senn) hat zum 125-jährigen Bestehen eine süffige Jubiläumsschrift erstellt; in welcher – soweit möglich – auch «Familienstammbäume» dokumentiert sind. 1958 trat der Verein dem Aargauischen Musikverband bei; den ersten grossen Erfolg konnten die Asper Musikantinnen und Musikanten 1959 am Kantonalen Musikfest in Döttingen (Note «Vorzüglich» und einen Goldlorbeer) feiern. In jüngster Zeit waren es der Tagessieg mit Evolution (Marschfiguren/ Showelemente) am Eidgenössischen Musikfest 2001 in Fribourg, der Sieg 2007 am Aargauischen Paradefinale aller qualifizierten Aargauer Musikvereine sowie 1983 der erste Auftritt mit Marsch-Evolutionen.

1916 wurden erstmals Trompeter (sechs) aus Densbüren aufgenommen. Mit Ursula Siegenthaler erhielt 1971 die erste Frau Einzug in den Verein; heute gehören diesem etwa gleich viele Frauen wie Männer an. 1975 wurde das Rauchen während der Probe verboten und 1978 spielte die Musikgesellschaft Asp erstmals in der 3. Klasse Harmonie auf. 1934 wurde die erste Uniform angeschafft, weitere folgten 1961 und 1980. Die vierte Uniform («in frischem Grün mit ergänzenden roten Feinheiten und der beliebten ‹Busele›, einem Federbusch auf dem Hut») wurde 2010 eingeweiht. Eine neue Fahne hat sich die Musikgesellschaft Asp in den Jahren 1957 und 2005 angeschafft.

Wie aus den Annalen hervorgeht, sind die Asper Musikantinnen und Musikanten sehr gesellige Personen. Lustige Episoden gibt es von Ausflügen wie etwa dem Suuserbummel oder von Übernachtungen auf Reisen (Wirt waltete bei der Zimmereinteilung als «Ehepaar»- Zuteiler). Und mit was haben die Asper Musikantinnen und Musikanten wohl «brilliert»?, dass sie von einem anderen Hotel-Wirt nie eine Rechnung bekommen haben.

Man soll die Feste bekanntlich feiern, so wie sie fallen, heisst es. So geschehen an der Feier zum 75-jährigen Bestehen (1972). «Am Sonntagmorgen um 3 Uhr waren das Brot und der Fendant aufgebraucht. Am Sonntag wurde das Fehlende wieder herbeigeschafft», heisst es in einem Protokoll. In den Grussworten zum Jubiläum formuliert Gemeindeammann Robert Wernli die Verbundenheit und den Erfolg im Verein wie folgt: «Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.» (bz)


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