Musikalische Traumwelten

  06.12.2022 Rheinfelden, Musik

Stadtmusik Rheinfelden liess Publikum träumen

Gleich zweimal konzertierte die Stadtmusik in der St. Josefskirche in Rheinfelden und überzeugte mit einem anspruchsvollen Konzertprogramm. Auch zahlreiche Familien mit jüngeren Kindern zählten zur grossen Zuhörerschaft.

Birgit Schlegel

Gleich mit dem ersten Ton gelang es dem Rheinfelder Blasorchester, seine Zuhörer in den Bann zu ziehen. In Transcendent Journey vom amerikanischen Filmkomponisten Rossano Galante nahmen die Musikerinnen und Musiker das Publikum mit auf eine Reise in musikalische Traumwelten. Obwohl eher dicht komponiert, gelang der Stadtmusik eine Durchsichtigkeit, welche den verschiedenen Klangfarben der einzelnen Register und ihren zahlreichen Haupt- und Gegenstimmen zur Brillanz verhalf. Ein vielversprechender Anfang für die diesjährigen Kirchenkonzerte.

Moderiert wurden die Konzerte von Susanne Ammann. Mit Hintergrundwissen und Anekdoten erläuterte sie die anspruchsvollen Werke. Auf Edvard Elgars Nimrod aus den Enigma-Variationen folgte grosse Literatur des wohl bekanntesten zeitgenössischen Komponisten für Blasmusik: Moving Heaven and Earth von Philip Spark. Nach dem Vorstellen des Themas folgen drei Variationen, welche jeweils einem Register zugeordnet sind, und eine abschliessende Fuge, in welcher sich, so Susanne Ammann, «Himmel und Erde endgültig bewegen werden». Ein Paradestück für die Stadtmusik. Eine Leichtigkeit in den Flöten und Klarinetten bestimmte die tänzerische Variation. Die Saxofone mit ihrer gestossenen Achtelbewegung waren der leicht hetzende Motor im schnellen ¾-Takt der zweiten Variation, unterstützt durch eine rhythmisch sehr starke, da leicht jazzig artikulierte Basslinie. Eine Choralvariante durfte natürlich nicht fehlen. Die drei Hornistinnen und ihr Registerkollege stellten mit warmem Klang ihr variiertes Thema vor, ergänzt durch Gegenstimmen in den Trompeten. Die abschliessende Fuge bestach durch ihr technisch anspruchsvolles Thema, welches sich durch beinahe sämtliche Register wand. Da war das hohe technische Niveau der einzelnen Musikerinnen und Musiker gut hörbar, auch wenn sich im grossen Schlussthema die ambitionierten SpielerInnen im hohen Holz bei ihren schnellen Begleitmotiven ruhig etwas hätten zurücklehnen dürfen, um Energie zu sparen. Das sehr farbig und abwechslungsreich dargebotene Werk wurde mit Bravorufen und mit langanhaltendem Applaus gewürdigt. «Ein Sternentraum», so wurde Stars vom Letten Eriks Esenvald anmoderiert, ein ruhiges Werk für gemischten Chor und Glasharfe, von Dani Haus eigens für die Stadtmusik arrangiert. Sechs gestimmte Wassergläser in sehr engem Tonraum, von den Schlagzeugern an der Glaskante zum Schwingen gebracht, bildeten dabei das Grundgerüst, liessen in den ersten Takten durch ihr unregelmässig wahrgenommenes Erklingen ein Flimmern und Funkeln im klaren Nachthimmel erahnen. Sich als 50-köpfiges Ensemble in dieses zerbrechliche Klangbild einzubetten, ist eine Gratwanderung. Der Einsatz der Bläser gelang beinahe ansatzlos, hätte aber noch zurückhaltender und vielleicht mit etwas mehr Risiko versucht werden können. Im Weiteren leitete der Dirigent sein Ensemble mit wenigen Bewegungen, liess sich von den clusterähnlichen zuweilen statischen Klängen treiben und stellte das Sirren der Gläser immer wieder in den Mittelpunkt. Eine gelungene Bearbeitung dieses A-Cappella-Werkes. Mit Amidst a Dream betrat das Rheinfelder Blasorchester Neuland. Audiotrack und Blasmusik verband der junge Komponist Tim Vaterlaus in seinem rund 5-minütigen Stück. Mit Streichern, Klavier und E-Gitarre hat er als Grundlage einen synthetischen Klangteppich erschaffen und ihn dem Blasorchester unterlegt. Bereits diese ersten Klänge, am Computer entstanden, erreichten die sichtbare Aufmerksamkeit des Publikums. Die technischen Herausforderungen an die akustische Übertragung waren sehr gut gelöst und ergänzten das Live-Gespielte optimal. Das Publikum war begeistert und belohnte den jungen Musiker mit einem grossartigen Applaus.

Mit Sons of the Midnight Sun des finnischen Komponisten Timo Forsström beschloss die Stadtmusik Rheinfelden ihre diesjährigen Kirchenkonzerte. Das Ensemble hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und inzwischen sowohl technisch wie musikalisch ein sehr hohes Niveau erreicht. Dies ist einerseits das Verdienst des Dirigenten Dani Haus, der seit seiner Übernahme der musikalischen Leitung mit Akribie am Gesamtklang und am musikalischen Ausdruck gefeilt hat
– dessen Kenntnis für hochstehende konzertante Blasorchesterliteratur kommt dabei voll zum Tragen. Andererseits verfügt die Stadtmusik über eine stattliche Mitgliederzahl und besitzt in sämtlichen Registern solistisch geübte Bläserinnen und Bläser, die auch in kammermusikalischen Passagen überzeugend sind. Sollte sich das Ensemble derart weiterentwickeln, dürfte es zu einem der führenden Blasorchester der Region werden.

www.stadtmusikrheinfelden.ch


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