Frick schenkt – vom Dorf fürs Dorf

  02.12.2022 Brennpunkt, Frick

Ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum – in Frick soll das jedem Kind, das sich dies wünscht, ermöglicht werden. Drei Frauen haben mit Unterstützung des Sozialdienstes der Gemeinde die Aktion «Wunschbaum – Frick schenkt» ins Leben gerufen. Das Echo ist überwältigend.

Simone Rufli

Weihnachten, ein wunderbares Fest. Ein Fest der Freude. Ein Fest, das für Kinder schon Wochen im Voraus beginnt mit dem Ausfüllen von Wunschzetteln und mit der Vorfreude. Und wie leuchten die Augen der Kinder dann erst, wenn am 24. oder 25. Dezember das eine oder andere liebevoll verpackte Geschenk unter dem prächtig geschmückten Baum liegt und Wünsche in Erfüllung gehen.

Auf viele Familien mag dieses schöne Bild zutreffen. Liane Seidler kennt aber auch die traurige Seite von Weihnachten. Als Coiffeuse mit eigenem Geschäft (oui Atelier de Coiffeur), die im Dorf gut vernetzt ist, wisse sie, dass es auch in Frick Kinder gibt, die an Weihnachten keine Geschenke bekommen, «weil es das Familienbudget nicht zulässt und die Kinder deshalb gar nicht wagen zu wünschen. Weil die finanziellen Mittel nur gerade für das Nötigste reichen.»

Vor der Haustüre
Spenden würden an allen Ecken und Enden der Welt gebraucht, «man muss aber gar nicht so weit gehen. Wir wollten, dass vom Dorf fürs Dorf geschenkt wird», betont auch Bianca Möller. Sie gehört auch zu diesem «Wir» und steht darüber hinaus mit ihrem Start-up Jofi GmbH Jugendlichen auf dem Weg zur Lehrstelle zur Seite. Die dritte im Bund ist Celine Gubser, von Beruf Ärztin und zur Zeit des Gesprächs an einem Kongress. Zusammen haben die drei Frauen eine Wunschbaum-Aktion ins Leben gerufen unter dem Titel «Frick schenkt». 30 «Weihnachtskugeln» aus Karton wurden zusammen mit einem Brief mit Projektinfo und Instruktion durch den sozialen Dienst der Gemeinde Frick an die bedürftigen Familien im Dorf verschickt. Die Kinder bemalten die eine Seite der «Kugel» und notierten auf der anderen Seite ihren Wunsch. Den Eltern wurde mitgegeben, dass der Kinder-Wunsch den Betrag von 30 Franken nicht übersteigen soll.

Die Kugeln mit den Wünschen gingen dann an die Gemeinde zurück. Der Sozialdienst anonymisierte die Daten, so dass ausserhalb der Büros des Sozialdienstes nur gerade der Wunsch, die Initialen, das Alter und Geschlecht des Kindes sichtbar blieben. Daraufhin konnte, wer immer wollte, im Gemeindehaus und im Coiffeur-Salon von Liane Seidler eine «Kugel» abhängen, den Wunsch erfüllen und das verpackte Geschenk auf der Gemeinde abgeben. Liane Seidler schluckt leer: «Ein Kind wünscht sich nichts weiter als ein bisschen Schokolade und ein paar Schokokekse. Mit dieser Kugel bin ich zu Daniela Birri und Susanne Bühler vom Sozialdienst gegangen und habe darum gebeten, dass sie bei der Familie nachfragen, ob sich das Kind nicht doch noch etwas anderes wünscht.»

Geschenke unter dem Baum
Der Sozialdienst ist noch bis zum 16. Dezember daran, die Geschenke wieder den Kinderwünschen zuzuordnen. Schenkende und Beschenkte erfahren nie voneinander. Vom 20. bis zum 23. Dezember können die Geschenke dann von den jeweiligen Familien unter dem Weihnachtsbaum im Gemeindehaus abgeholt werden.

Dass ihre Aktion derart erfolgreich starten würde, hätten die drei Frauen nicht gedacht. «Die meisten Kugeln gingen weg, noch bevor im Gemeindehaus der Weihnachtsbaum überhaupt stand.» Es gebe bereits andere Aargauer Wunschbaum-Aktionen, «aber ich habe keine Hinweise gefunden, dass dadurch schon jemals Hilfe bis nach Frick gekommen ist», erklärt Liane Seidler. Ganz so einfach sei es aber nicht zu helfen. «Man sieht den Leuten ja nicht an, dass sie auf Unterstützung vom Sozialdienst angewiesen sind.» Und mit einem grossen Dankeschön an die zuständige Verwaltungsabteilung: «Ohne Unterstützung durch die Frauen des Sozialdiensts der Gemeinde Frick hätten wir unsere Idee nicht umsetzen können, denn der Datenschutz muss jederzeit zu hundert Prozent gewährleistet sein.»

Die Wunschbaum-Aktion soll zur Tradition werden. «Pläne zur Erweiterung haben wir bereits», erzählen Liane Seidler und Bianca Möller – und die Vorfreude ist ihnen anzusehen.


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