Wenn Ukrainerinnen plötzlich umplatziert werden
29.11.2022 Brennpunkt, RheinfeldenDerzeit sind erst rund 70 der insgesamt 120 Wohnungen in der kantonalen Unterkunft für Geflüchtete im Rheinfelder Dianapark belegt. Trotzdem kommt es vor, dass Ukrainerinnen und Ukrainer in Unterkünfte in anderen Gemeinden umplatziert werden. Das sorgt für Unverständnis.
Valentin Zumsteg
Käthy Felber versteht die Welt nicht mehr: Seit September gibt sie Ukrainerinnen, die in Rheinfelden wohnen, ehrenamtlich Töpferkurse. Die Frauen besuchen die Keramikwerkstatt im Augarten, können dort in geselliger Runde für ein paar Stunden ihre Sorgen vergessen und lernen so nebenbei noch Deutsch. «Kürzlich kamen mehrere Ukrainerinnen in Tränen aufgelöst in den Kurs. Sie erzählten, dass sie ihre Wohnung in der kantonalen Unterkunft Dianapark verlassen müssen und in eine andere Gemeinde umplatziert werden, dabei sind sie hier schon ein bisschen integriert», berichtet Felber. Sie hat kein Verständnis für dieses Vorgehen, zumal von den 120 zur Verfügung stehenden Wohnungen im Dianapark derzeit nur rund 70 belegt sind. Es hat also durchaus noch Platz.
«Gemeinden sind zuständig»
Der Kanton bestätigt gegenüber der NFZ, dass es zu solchen Umplatzierungen kommt. «Der kantonale Sozialdienst verteilt die Geflüchteten auf die Gemeinden. Grundsätzlich sind die Gemeinden im Aargau für die Unterbringung von Personen mit Schutzstatus S zuständig. Deshalb kommt es auch bei der kantonalen Unterkunft im Dianapark in Rheinfelden vor, dass Geflüchtete mit Status S in geeignete freie Unterbringungsplätze in den Gemeinden umziehen», hält Mediensprecher Michael Hassler vom kantonalen Departement Gesundheit und Soziales auf Anfrage fest. Er führt noch weitere Gründe für dieses Vorgehen an: «Im Frühling 2023 werden die ersten Wohnungen im Dianapark Rheinfelden saniert. Es ist notwendig, dass der kantonale Sozialdienst (KSD) bereits heute nach Nachfolgelösungen für die Unterbringung der betroffenen Personen sucht. Der KSD ist zudem angewiesen auf freie kantonale Unterkunftsplätze, um die Aufnahme weiterer vom Staatssekretariat für Migration zugewiesener Personen im Asylwesen sicherzustellen.»
«Nur wenige Familien betroffen»
Bisher seien im Dianapark aber nur wenige Familien betroffen, für die eine geeignete Unterkunft in einer anderen Gemeinde gefunden wurde. «Weitere Umplatzierungen sind abhängig vom Platzbedarf und von passendem Wohnraum für die in Rheinfelden wohnhaften Familien. Der KSD versucht, möglichst verträgliche Lösungen für die betroffenen Personen zu finden», betont Hassler. Und er ergänzt: «Es wurden keine Personen gegen ihren Willen umplatziert. Der KSD führt eine Liste mit Personen, die sich für eine Umplatzierung bereit erklärt haben.»
Aktuell leben 224 Ukrainerinnen und Ukrainer mit Schutzstatus S im Dianapark. Zusätzlich sind seit kurzem 21 Personen mit Ausweis N (laufendes Asylverfahren) oder mit Ausweis F (vorläufig aufgenommene Ausländer) dort untergebracht. Der Aargau rechnet für die kommenden Monate mit weiterhin vielen Zuweisungen vom Bund. Michel Hassler: «Kanton und Gemeinden schaffen in der aktuellen Situation weitere zusätzliche Plätze. Der kantonale Sozialdienst bereitet zum Beispiel die Geschützte Operationsstelle Muri für die Unterbringung von maximal 150 Geflüchteten vor.»
Käthy Felber hofft trotzdem, dass die betroffenen Frauen in Rheinfelden bleiben und sich hier weiter integrieren können.