Jugend mit Gott

  02.11.2022 Fricktal, Möhlin, Jugend

Claudia Fritzenwallner Corrales über einen etwas anderen Gottesdienst

Lassen sich Jugendliche und junge Erwachsene noch begeistern für Kirche und Religion? Ein Gespräch aus aktuellem Anlass.

Ronny Wittenwiler

Eines vorneweg: Das Pfarreizentrum Schallen wird gut besucht sein am kommenden Freitag. Rund einhundert Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler haben sich angemeldet für «Fortify», einen ökumenischen Jugendgottesdienst der etwas anderen Art. Weitere Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene seien willkommen, sagt Claudia Fritzenwallner Corrales, Jugendarbeiterin im Pastoralraum Möhlinbach; sie ist quasi Chefdirigentin dieser Veranstaltung und ja: Es wird tatsächlich ein Abend werden mit viel Musik, auch dank dem Zutun von Andrea Nydegger, einer «begnadeten Sängerin und Komponistin», wie Fritzenwallner Corrales sagt. Im Kern geht es darum, junge Menschen über die Konfessionsgrenzen hinweg für den Glauben zu begeistern. Deswegen gibt man sich nicht nur ökumenisch im Allgemeinen, sondern auch modern im Speziellen. Die NFZ hat nachgefragt.

NFZ: Claudia Fritzenwallner, haben Jugendliche überhaupt noch einen Bezug zu Gott und Religion?
Claudia Fritzenwallner:
Das würde ich behaupten, ja. Im Hinblick auf ihre Firmung müssen Jugendliche jeweils eine gewisse Anzahl an Anlässen besuchen. In den letzten Jahren mache ich die Erfahrung, dass viele Jugendliche deutlich mehr solche Angebote besuchen, als eigentlich nötig wären, um gefirmt zu werden. Das freut mich.

Besteht nicht die Gefahr, dass Kirche für die Jungen zu wenig cool ist?
Deswegen haben wir einen solchen Jugendgottesdienst wie «Fortify» auch ins Leben gerufen, bei dem im Gegensatz zu den Liedern eines klassischen Gottesdienstes auch mal etwas modernere Musik gespielt wird. Ich finde es schade, dass viele Kirchenstrukturen noch sehr eng sind. Ich wünsche mir eine römischkatholische Kirche, die offener und breiter wird, in der vieles Platz hat.

Ist es auch eine Gratwanderung: Wieviel Eventcharakter braucht es, damit sich die Jungen angesprochen fühlen – ohne zu einer Chilbi zu werden?
Nein, eine Chilbi sein, das wollen wir nicht. Die Jugendlichen sollen aber im Glauben auch Freude erleben. Wir möchten ihnen zeigen, dass im Glauben etwas Schönes und Wertvolles liegt und dass daraus etwas wachsen kann.

Was kann die Kirche für junge Menschen leisten, was ein Sportverein nicht leisten kann?
Eine Kollegin sagte einmal: Kirche ist auch wie ein Verein. Die Themen sind bloss andere. In einem Sportverein etwa geht es um körperliche Leistung, in der Kirche geht es um Gemeinsamkeit, um Soziales. Stellen Sie sich einmal vor, von heute auf morgen würde sich niemand mehr sozial engagieren – es wäre eine traurige Welt. Wir wollen aber auch keine Konkurrenz sein zu anderen Angeboten und sind es auch nicht.

Was wünschen Sie sich für den Jugendgottesdienst am Freitag?
Dass so viele Jugendliche und Junggebliebene wie möglich reinschauen und bereit sind, einen Gottesdienst einmal auf eine andere Art zu erleben.

Jugendgottesdienst «Fortify» am Freitag, 4. November, 19 Uhr, Pfarreizentrum Schallen, in Möhlin. Anmeldung und weitere Infos: claudia.fritzenwallner@moehlinbach.ch


Das ist «Fortify» (engl. für: «bestärken», «ermutigen»)

Feuertaufe hatte «Fortify» auf Initiative von zwei jungen Frauen 2018 in Rheinfelden. Vor Ausbruch der Corona-Krise, im Januar 2020, fand der Anlass erstmals in Möhlin statt, rund 150 Jugendliche aus dem Fricktal nahmen daran teil. Ziel der Organisierenden ist, «Fortify» zweimal jährlich durchzuführen, «um den Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Zugang zum Glauben auf eine moderne Art zu ermöglichen». Für die Organisation verantwortlich zeichnen die reformierte Kirche Wegenstettertal, der römisch-katholische Pastoralraum Möhlinbach, die römisch-katholische Pfarrei Kaiseraugst und die Juseso Fricktal. (rw)


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