«Dem Ereignis einen Schritt voraus sein»

  20.11.2022 Frick, Persönlich

Roger Weber ist Feuerwehrmann, Ausbildner und Sicherheitsmanager Mit Roger Weber verlässt nach 28 Jahren der äusserst engagierte Stabchef die Stützpunktfeuerwehr Frick. Er liebt es, komplexe Probleme zu meistern, grosse Ereignisse zu führen und als Instruktor sein enormes Wissen weiterzuvermitteln.

Paul Roppel

«Viele von uns konnten seinen Gedanken manchmal nicht mehr folgen. Er war nämlich schon mit der Lösung des nächsten Problems beschäftigt», vermerkte Andreas Fahrni, Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Frick, in seiner Laudatio zum Abschied von Oberleutnant und Stabchef Roger Weber. «Das Führen von grösseren Ereignissen und das Lösen von komplexen Problemen waren für ihn quasi eine Aufwärmübung vor dem Morgenessen», umschrieb er mit einem Schmunzeln die gewandte Methodik von Roger Weber und wo dieser sich in seinem vitalen Element fühlt. Bestechend sei das enorm breite Wissen in vielen Bereichen, von dem alle profitieren konnten, ergänzte er. Kein Wunder, so lag es nahe, dass er 2010 mit der Führung der Stabsabteilung beauftragt wurde. Diesen Job habe er mit viel Herzblut und grossem Engagement weit über das übliche Feuerwehralter hinaus ausgefüllt. 17 Jahre über die obligatorische Dienstpflicht ist er geblieben, das weist schon auf eine beeindruckende Motivation hin. In Zahlen ausgedrückt wird dies in drei Dienstbüchlein mit 5279 Stunden für Proben und Ernstfalleinsätze, sowie 453 Kurstagen, das heisst 1113 Arbeitstage für Feuerwehrdienst.

Flottes Vorausdenken
Dass Roger Weber anders tickt als die «Milizler» in der 120-köpfigen Formation ist dem 61-Jährigen schon wegen seiner signifikant längeren Erfahrung im Metier bewusst. «Ich habe fast alle Positionen durchgemacht und kenne deren Details», bekräftigt er im Gespräch mit der NFZ. Aber natürlich auch wegen seines beruflichen Hintergrundes, wo er sich tagtäglich mit Risiken, Krisen- und Katastrophenmanagement befasst. «Problemstellungen, Einsatzleitung, Führung, Taktik und Führungsunterstützung, besonders bei grösseren Ereignissen, liegen mir», sagt der agile Profi-Feuerwehrmann, der seine Sporen als Leiter Emergency Services bei Johnson Controls und als Kommandant der Berufs- und Milizfeuerwehr der chemischen Industrie beider Basel abverdiente. Zusätzlich erlebte er viel während den acht Jahren als Kommandant der Betriebsfeuerwehr Flughafen Zürich AG. Er absolvierte ein Studium in Krisenmanagement und einen militärischen Lehrgang in Notfallmanagement und Krisenkommunikation. «Ich will dem Ereignis einen Schritt voraus sein», bestätigt er sein f lotteres Vorausdenken und Handeln, bei dem seine Kollegen möglicherweise überfahren werden. Aber man dürfe ihm das gegebenenfalls auch kommunizieren, was sicher etwas Mut voraussetze, fügt er an.

Engagement im Bezirksverband
Dass er zugänglich ist und Feuerwehrleute auch von seinen Begabungen profitieren lässt, hat er beispielsweise mit der Organisation eines Kurses für Offiziere im Fricktal zum Thema «Führen in Abschnitten und Führen von grösseren Ereignissen» bewiesen. Ausgearbeitet und durchgeführt hat dies der Bezirksfeuerwehrverband Laufenburg, wo Weber seit 2017 Präsident ist. Gerade in dieser Funktion versucht er mit seinem Vorstand das Image des kleinen Verbandes mit gefragten und interessanten Instruktionen und Ausbildungen, welche der Kanton nicht anbietet, aufzupolieren. Wiederum kommen ihm dabei seine zahlreichen beruflichen Stationen und Weiterbildungen zu Hilfe; insbesondere die Vorliebe für strukturiertes Ausarbeiten von Konzepten und die gute Vernetzung zu den unterschiedlichsten Fachkreisen. Das Instruieren liegt dem umtriebigen Feuerwehrmann besonders im Blut. So hat er 2001 bis 2009 die drei eidgenössischen Instruktorenkurse, sowie vier weitere fachspezifische Instruktorenkurse absolviert und war dann im Kanton Aargau während 14 Jahren selbst Instruktor.

Feuerwehrkarriere in Frick gestartet
Eigentlich leistete er schon ab 1984 Feuerwehrdienst in Unterkulm. «Mein Vater war ein überzeugter Feuerwehrmann und der wollte mit Nachdruck, dass ich da mitmache. Die Clique mit sieben Kollegen aus der Pfadizeit, in der wir uns heute noch regelmässig treffen, hatte für mich aber eher höhere Priorität», schmunzelt Weber. Infolge Weiterbildung und Studium quittierte er deshalb den Dienst nach vier Jahren. Aber als er sich in Frick niedergelassen hatte, bekam für ihn das Metier Feuerwehr eine ungeahnte Dynamik. «Paul Herzog hatte mich während eines Auslandeinsatzes für die Rekrutierung 1995 angemeldet», lacht er. Drei Jahre später besuchte er den Gruppenführerkurs, dann folgten 2000 der Offizierskurs und 2004 die Beförderung zum Oberleutnant als Chef der Atemschutztruppe, die er sechs Jahre lang führte. Während dieser Zeit fand auch der berufliche Wechsel als Quereinsteiger zum Berufsfeuerwehrmann mit den Kommandantenjobs statt.

Eine besondere Passion lockte
«Ich stamme aus einer Textildynastie, zurückverfolgt bis zum Ururgrossvater», erzählt Weber. «Wir sind weit in der Welt herumgekommen. Mein Vater war unter anderem Geschäftsführer in einer Seidenweberei», fügt er an. So landete Roger Weber nach der Lehre als Mechaniker in einer Maschinenbaufirma und dem Studium als Textiltechniker bei der Webmaschinenfirma Müller in Frick, von wo er die ganze Welt bereiste. Es folgten Weiterbildungen an der Handelsschule und dem IT-Technikum, sowie ein Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft. Als Marketing- und Verkaufsleiter lernte er bei einer anderen Firma die Welt der Kompressoren kennen. Seit elf Jahren ist er tätig bei der Flughafen Zürich AG als Key Account Manager Schutz und Rettung im Sicherheitsmanagement. Dort hat er vor kurzem sein Pensum reduziert, weil ihn ein neues Engagement seiner besonderen Passion lockte: Beim Kanton, Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz Katastrophenvorsorge, ist er als Fachspezialist zuständig für die Aus- und Weiterbildung, sowie Überprüfung der Aargauer regionalen Führungsstäbe. Auf diesem Gebiet ist er im Regionalen Führungsorgan (RFO) Oberes Fricktal als Chef Stellvertreter RFO und Ausbildungschef aktiv. Auch nach dem intensiven Engagement bei der Stützpunktfeuerwehr Frick wird es Roger Weber keinesfalls langweilig.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote