Die kreative Bibliothekarin
19.10.2022 Persönlich, RheinfeldenIsabelle Cladé liebt das Gestalten
Seit bald einem Jahr ist Isabelle Cladé die Leiterin der Stadtbibliothek Rheinfelden. Sie geniesst den Kontakt mit den Kundinnen und Kunden. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit Kunst, Kunsthandwerk und Musik.
Valentin Zumsteg
Isabelle Cladé mag es, wenn es in der Bibliothek lebhaft zu und her geht. Wenn Jugendliche Hausaufgaben machen, eine Mutter ihrem Kind etwas vorliest und jemand am Laptop arbeitet. Oder wenn Lesungen und Diskussionsveranstaltungen durchgeführt werden können. «Die Bibliothek soll ein Ort sein, wo sich die Menschen aufhalten und treffen, ohne dass sie etwas konsumieren müssen. Hier soll man sich wohl und geborgen fühlen. Solche Orte sind wichtig», erklärt die 34-Jährige. Seit 2015 arbeitet sie in der Stadtbibliothek Rheinfelden, zuerst als Stellvertreterin der Bibliotheksleiterin und als die langjährige Leiterin Barbara Scholer Ende 2021 pensioniert wurde, hat sie ihre Nachfolge angetreten.
Eine Wohlfühloase
Damit rückte Cladé, die von ihrem Wesen her zurückhaltend ist, etwas mehr in den Vordergrund. An die neue Rolle musste sie sich zuerst gewöhnen. «Plötzlich wollten viel mehr Leute etwas von mir. War ich vorher vor allem im Hintergrund tätig, stand ich plötzlich stärker im Fokus und durfte auch Führungsaufgaben übernehmen. Ich denke, ich habe mich daran gewöhnt», sagt sie mit einem Lachen.
Aufgewachsen ist Cladé, die heute mit ihrem Partner in Muttenz lebt, im Kleinbasel. «Als Kind habe ich viel Zeit in der Bläsi-Bibliothek der GGG verbracht, habe Kassetten und Bücher ausgeliehen. Das war für mich eine Wohlfühloase und ein geschützter Ort. Ich ging oft mit meinen Freunden dorthin.» Bibliothekarin zu werden, war aber als Jugendliche nie ihr Ziel. Vielmehr strebte sie eine Ausbildung als Goldschmiedin oder Dekorationsgestalterin an. Doch sie fand keine passende Lehrstelle. Als sie während der Fachmaturitätsschule ein Praktikum in der Kantonsbibliothek Liestal absolvierte, öffnete sich ein neuer Weg. «Ich fühlte mich dort so wohl.» Deshalb entschied sie sich, Bibliothekarin zu werden und dazu Informationswissenschaften in Zürich und Chur zu studieren. Das Studium war vielseitig, sie lernte unter anderem den Aufbau von Webseiten und die Grundlagen von Mediadesign.
«Ich liebe die Vielseitigkeit»
Als Studentin arbeitete sie Teilzeit bei der Unibibliothek Basel und in einer internen Ärztebibliothek des Kantonsspitals Bruderholz. «Das war sehr lehrreich. Dort stand die wissenschaftliche Arbeit im Vordergrund. In Rheinfelden gefällt mir, dass es sich um eine öffentliche Bibliothek handelt.» Hier schätzt sie den direkten Kontakt mit den Kundinnen und Kunden.
Da das Biblio-Team nur vier Leute umfasst, die sich insgesamt rund 250 Stellenprozente teilen, sind die Aufgaben vielfältig, auch dies entspricht Isabelle Cladé. Sie betreut unter anderem bei den Sachbüchern den Bereich Natur, die Konsolen-Spiele, Comics, die Tonies-Hörfiguren und im Turnus die Belletristik. «Ich liebe die Vielseitigkeit.» Ihr kreatives Talent kann sie unter anderem bei der Gestaltung der Büchertische ausleben, das bereitet ihr grosse Freude. Ebenso die Pflege des Social Media-Auftritts und der Internetseite.
Rund 20 000 Medien zählt die Stadtbibliothek Rheinfelden, neben Büchern gibt es eine Vielzahl an digitalen Angeboten. «Die Tonies sind bei den Kindern der absolute Renner. Bei den Erwachsenen steigt die Nachfrage nach Hörbüchern. Musik-CDs und Film-DVDs sind dagegen eher rückläufig.» Ihr ist wichtig, dass die Kinder sowohl die traditionellen Bücher als auch die neuen Medien kennenlernen. «Gerade in der jetzigen Situation ist es wichtig, dass man in Fantasiewelten abtauchen und neue Perspektiven kennenlernen kann.»
Aktuell nutzen rund 1600 Personen die Bibliothek, ihre Zahl ist leicht abnehmend. Doch Isabelle Cladé ist überzeugt, dass heute nicht weniger gelesen wird als früher.
Künstlerisch tätig
Sie, die sich beruflich viel mit Medien beschäftigt, greift in der Freizeit selber weniger zum Buch. Sie rin und Illustratorin Stefanie Dahle und der Schriftstellerin Lisa Christ. Als Ausgleich zu ihrer Arbeit betätigt sich Cladé vor allem kreativ: Sie malt, spielt Klavier und schafft mit der Makramee-Knüpftechnik moderne Schmuckstücke und Kunstgegenstände. Ihre Makramee-Werke präsentiert sie unter anderem auf ihrer Facebook-Seite, dort erhält sie Reaktionen sogar von Followern aus Südamerika, das freut sie sehr. Heute entstehen ihre Werke zuhause in der Wohnung: «Es ist aber ein Traum von mir, irgendwann ein eigenes grosses Atelier zu haben.»