«Man schaut für sich, ist aber auch fair»

  14.09.2022 Fricktal, Persönlich, Jugend

SwissSkills: Mattia Plattner aus Oeschgen ist Vize-Schweizermeister

Mattia Plattner absolvierte eine Maurerlehre bei der Erne AG Bauunternehmung und schloss diese im Sommer 2021 mit grossem Erfolg ab. Vom 7. bis 10. September nahm er an den SwissSkills in Bern teil. Im Schlussklassement rangiert der 19-Jährige an zweiter Stelle. Wir stellten ihm im Vorfeld ein paar Fragen.

Interview: Regula Laux

NFZ: Erzähl uns doch kurz, was du bisher auf deinem SwissSkill-Weg erlebt hast.
Mattia Plattner:
Das hat schon während der Lehre im ersten/zweiten Lehrjahr begonnen, als sie mich im ÜK Sursee (Überbetrieblicher Kurs Maurer/-in EFZ in den Maurerlehrhallen Sursee) gefragt haben, ob eine Teilnahme an den SwissSkills was für mich wäre. Ich wusste damals noch gar nicht, was das ist, als ich zum ersten Mal an den Vorentscheidungen teilnahm – damals ohne Erfolg. Für mich keine Überraschung, weil die meisten anderen Teilnehmenden schon ausgelernt hatten und ich am Anfang des zweiten Lehrjahrs stand.

Beim zweiten Versuch vor einem Jahr habe ich dann die Vorentscheidungen gewonnen. Wir mussten damals das Schloss Schartenfels im Massstab 1:10 möglichst akkurat und schnell mauern. Der Erste und der Zweite sind dann im Februar ins Halbfinal gekommen. Da habe ich den vierten Platz belegt. Und jetzt geht’s weiter mit dem Final in Bern. Da sind wir noch zu sechst, eine Auswahl der Besten. Die Beurteilung ist sehr streng, das wird sicher nicht einfach.

Wie hast du dich auf das Final vorbereitet?
Zusammen mit Noel, der auch in der ÜK Sursee ausgesucht wurde und sich ebenfalls fürs Final qualifiziert hat, habe ich in den letzten Wochen in den MLS (Maurerlehrhallen Sursee) viele verschiedene Objekte erstellt. Immer unter Zeitdruck und immer gegeneinander. Der direkte Vergleich hilft, sich selber besser einzustufen und zu sehen, wo man steht.

Aber Noel Affentranger ist doch beim Final der SwissSkills eher Konkurrent als Kollege, oder?
Nein, ich habe bei den SwissSkills bisher eigentlich kein Konkurrenzdenken erlebt. Auch bei den Wettkämpfen schaut man füreinander und sagt zum Beispiel, wenn einem beim anderen ein Fehler auffällt. Man schaut für sich, ist aber auch fair. So gehen wir nach dem Wettkampf auch gern ein Bier miteinander trinken oder zusammen essen.

Hast du deine Berufswahl jemals bereut?
Nein, mir gefällt die Arbeit als Maurer nach wie vor sehr. Sie ist abwechslungsreich und man sieht schnell, was man gemacht hat. Auch die Arbeit im Team und die Stimmung auf der Baustelle schätze ich, wir haben es eigentlich immer ganz lustig.

Das klingt ja wie ein Werbespot – und wie sieht‘s mit Negativpunkten aus?
Klar gibt es in jedem Job Dinge, die man weniger gut findet. Oft werde ich zum Beispiel gefragt, wie es ist, so viel draussen zu arbeiten. Ich habe damit gar kein Problem. Natürlich habe ich es auch lieber wohlig warm und nicht nass, aber mit wasserdichten Schuhen, warmen Socken und Regenkleidung ist das eigentlich kein Problem. Und bei extremen Wetterbedingungen muss man nicht arbeiten oder allenfalls drinnen.

Hat die Teilnahme an den SwissSkills irgendeinen Einfluss auf deine Arbeit bei Erne?
Erne unterstützt das voll und ganz und ich konnte mir schon ein paar Mal Zeit nehmen zum Üben. Das ist natürlich auch eine gute Werbung fürs Geschäft.

Wie sieht deine Zukunft aus?
Ich mache jetzt meinen Militärdienst bis Mitte November zu Ende und dann gehe ich wieder zu Erne zurück. Dann habe ich in den nächsten 10 bis 15 Jahren die Karriereleiter Vorarbeiter, Polier, Bauführer im Kopf. Aber mal schauen, was die Zukunft bringt.

Hast du Empfehlungen oder Ratschläge für Jugendliche, die auf Lehrstellensuche sind?
Das Schnuppern würde ich auf jeden Fall jedem Jugendlichen empfehlen, auch, wenn man schon weiss, was man lernen möchte. Denn jede Firma ist anders und hat ihre Vor- und Nachteile.

Wenn man sich dann entschieden hat, sollte man die Lehre auf jeden Fall durchziehen. Je mehr man kann, desto wohler fühlt man sich.

An den SwissSkills in Bern waren mehrere Fricktaler Berufsleute erfolgreich


SwissSkills mit den grössten Berufstalenten der Schweiz

Die zentralen SwissSkills in Bern fanden nach 2014 und 2018 zum dritten Mal statt. Die Wettbewerbe werden von den jeweiligen Berufsverbänden durchgeführt und dauern insgesamt vier Tage, diesmal fanden sie vom 7. bis 10. September statt. An den Swiss-Skills 2022 kämpften rund 1000 Schweizer Berufstalente in 85 verschiedenen Wettkämpfen um die Titel der Schweizer Meisterin bzw. des Schweizer Meisters. Alle Teilnehmenden der SwissSkills wurden durch ihren Berufsverband für das Kräftemessen der besten Lernenden und Lehrabgänger/innen des Landes selektioniert und mussten dafür hohe Qualifikationshürden überwinden. In rund der Hälfte der Meisterschaften können sich die jungen Berufsleute über die Swiss-Skills 2022 für eine Teilnahme an den EuroSkills 2023 in Danzig (Polen) oder den WorldSkills 2024 in Lyon (Frankreich) qualifizieren. (rll)


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