«Arbeit ist für mich wie ein Hobby»
27.08.2022 Fricktal, Persönlich, SchwaderlochSvenja Knecht nimmt an den Berufsmeisterschaften teil
Vom 7. bis 11. September finden in Bern die SwissSkills statt. An diesen Berufsmeisterschaften stellen erstmals die Metallbaukonstrukteure ihr Können unter Beweis. Mit dabei ist auch die 22-jährige Svenja Knecht aus Schwaderloch.
Bernadette Zaniolo
Die Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills sind jeweils der Höhepunkt der Schweizer Berufsbildung. Dafür können sich jeweils die besten Lehrlinge qualifizieren. Obwohl Svenja Knecht im 2019 mit der Note 5,3 als Beste im Aargau abschloss (sie war auch einzige Frau), hatte sie diese Möglichkeit bisher nicht. Die Metallbaukonstrukteure konnten nicht teilnehmen. In diesem Jahr ist das erstmals möglich. «Ich habe mich spontan angemeldet. Wenn ich schon die Chance habe, dann will ich es auch probieren», begründet die sympathische Frau. Anhand der Abschlussnote wurden die zwölf Besten, die sich angemeldet hatten, zugelassen.
Svenja ist froh, dass unter diesen 12 Teilnehmern auch noch eine andere Frau dabei ist und sie nicht die einzige unter den Männern ist. Natürlich hofft Svenja, dass sie bei den Berufsmeisterschaften ihr Bestes abrufen kann, aber mit dem Mittelfeld wäre sie bereits zufrieden. «Es braucht auch ein bisschen Glück und wahrscheinlich gute Nerven», sagt sie schmunzelnd im Gespräch mit der NFZ.
Dabei sein ist alles
Angesprochen auf eine allfällige Qualifikation für die WorldSkills erklärt sie, dass es diese für die Metallbaukonstrukteure (noch) nicht gibt. «Ausserdem steht für mich das Mitmachen im Vordergrund». Svenja arbeitet derzeit zu 100 Prozent in der Firma Delfosse AG Metallbau in Brugg und besucht jeweils am Samstag eine berufsbegleitende Weiterbildung in Zürich. Nach dem Abschluss könnte sie zum Beispiel als Projektleiterin arbeiten. Zudem möchte sie auf Reisen gehen; «hier hat mir die Pandemie einen Strich durch die Pläne gemacht.» Sie wollte nach der Lehre während neun Wochen durch Brasilien reisen.
Berufliche Ziele
«Ich denke, dass ich bei den Swiss-Skills Erfahrungen sammeln kann, die gut für mein späteres Berufsleben sind. Ich will zeigen, dass es gar keine Rolle spielt, ob man als Frau einen eher männerdominierten Beruf erlernt oder umgekehrt. Wichtig ist Spass und Freude an der Arbeit zu haben» so begründet Svenja auch ihre Motivation zur Teilnahme an den SwissSkills. Mit einem Lächeln im Gesicht, geht sie auch auf ihre nächsten beruflichen Ziele ein. «Irgendwann möchte ich noch etwas anderes sehen.» Wenn irgendwie möglich, möchte Svenja Knecht in Richtung Berufsschullehrerin gehen. «Sie sehen wir wieder»; dass sagten ihre Lehrer an der Berufsschule in Zürich, wo sie jetzt auch ihre zweijährige Weiterbildung macht.
«Das hat Spass gemacht»
«Stehenbleiben will ich nicht», so die junge Schwaderlocherin. Mit einem Schmunzeln erwähnt sie, dass sie schon während ihrer Lehre ihren Mitschülern oft Aufgaben erklärt habe. «Das hat Spass gemacht.» Für sie wäre es schön, wenn sie Teilzeit als Berufsschullehrerin und gleichzeitig praktisch in einem Betrieb arbeiten könnte. «Diese Abwechslung würde mir sicherlich gefallen.»
«Alles ist Glück»
«Alles ist Glück», beschreibt Svenja Knecht ihre beruf liche Laufbahn. Dass sie diesen Weg einschlug, verdankt sie auch ein bisschen ihrer heute 84-jährigen Grossmutter. Svenja hat in der Schule bereits gerne gezeichnet. Mathe war eines ihrer Lieblingsfächer. Räumliches Vorstellungsvermögen hatte sie auch. Ihre Grossmutter traf per Zufall eine Metallbaukonstrukteurin und hat diese gefragt, ob man das lernen könne und ob es eine Möglichkeit zum Schnuppern gebe. Daraus resultierte die Lehrstelle. Doch kurz vor dem Antritt der Lehre machte die Firma Konkurs. So musste sich Svenja, die zusammen mit drei jüngeren Geschwistern (ein Bruder und zwei Schwestern) aufwuchs, nach einem neuen Lehrbetrieb umsehen. «Das war für mich eine hektische Zeit, so kurzfristig und unerwartet, doch mit Unterstützung meines Vaters habe ich dann doch noch eine Lehrstelle in der Firma Delfosse AG gefunden. Ich war sehr erleichtert und bin auch heute noch dankbar für die spontane Zusage meines jetzigen Arbeitgebers.»
«Arbeit ist für mich, wie ein Hobby», sagt die junge Schwaderlocherin. «Ich arbeite gerne.» Gleichzeitig betont sie, dass sie auch an ihrem Arbeitsplatz glücklich ist. «Es ist sehr vielseitig und nie langweilig und es ist ein Familienbetrieb.» Und es sei normal, dass es auch mal streng sein kann und in dieser Branche die Umgangssprache auch mal rauher sein könne. «Damit kann ich jedoch gut umgehen.» Die Frage, ob sie aus einer Handwerkerfamilie komme, verneint Svenja. «Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen». Der Vater (Gotthard) sei Mechaniker und Landwirt und die Mutter (Petra) habe damals das KV gemacht. Dass es bei Knecht’s jedoch keine «halben Sachen» gibt, wird spätestens am Schluss des Gesprächs klar: «Eine Lehre, die Du anfängst, wird zu Ende gemacht», habe der Vater gesagt. Svenja weiss, dass ihre Familie und auch ihre Grossmutter die Daumen drücken und auf ein gutes Gelingen hoffen. Die Freizeitbeschäftigungen (Inlineskaten und Fitness) kommen bei Svenja Knecht aktuell etwas zu kurz; nach dem Interview mit der NFZ nutzte sie jedoch den restlichen Abend und ging mit einer Freundin Skaten.
Der Beruf
Metallbaukonstrukteure zeichnen am Computer Pläne für den Metall-, Stahl- und Fassadenbau. Sie führen Berechnungen durch und begleiten den gesamten Planungsablauf von der Fertigung bis zur Montage. Die Lehre dauert vier Jahre. Im Betrieb, in welchem Svenja Knecht arbeitet, werden unter anderem Schiebetüren, Schaufenster, Handläufe und Geländer gefertigt und auch mit speziellen Oberflächen. «Wenn wir das Material noch nicht kennen, dann lernen wir es kennen. Es ist sehr spannend und abwechslungsreich», so die Metallbaukonstrukteurin aus Schwaderloch. (bz)