Der mögliche Seilpark gibt zu reden
23.06.2022 Natur, Wirtschaft, RheinfeldenDie Stadt Rheinfelden will die Voraussetzungen für einen Seilpark und andere Freizeitangebote im Waldgebiet Schiffacker schaffen. Mit einer schnellen Realisierung solcher Anlagen ist aber nicht zu rechnen. An der Infoveranstaltung sind kritische Fragen gestellt worden.
Valentin Zumsteg
Die Idee ist nicht neu, bereits 2005 gab es erste Gedanken zu einem Seilpark im Gebiet Schiffacker in Rheinfelden. «Wir sind immer noch in der Planung, doch jetzt ist sie konkreter», erklärte Stadtoberförster Kurt Steck am Montagabend anlässlich einer Informationsveranstaltung. Rund 50 Interessierte nahmen daran teil. «Wenn wir wollen, dass sich die junge Generation für den Wald interessiert und bodenständig bleibt, dann müssen wir Naturerfahrungen ermöglichen», sagte Steck.
Auf zehn Jahre befristet
Für die Errichtung eines Seilparks und eventuell eines Bikeparcours (Natur-Pumptrack) will die Stadt im Schiffacker eine 3,65 Hektar grosse Freizeitzone Wald ausscheiden. «Ein solches Angebot muss naturverträglich sein, wir wollen nicht kaputt machen, was wir vermitteln wollen», betonte Steck. Im Aargau gebe es derzeit keinen Seilpark mehr, Rheinfelden hätte damit ein Alleinstellungsmerkmal. Das Projekt sei regional abgestimmt, der Planungsverband Fricktal Regio habe sich zustimmend geäussert. Eine Vorprüfung des Kantons fiel ebenfalls positiv aus.
Neben einer Teiländerung des Nutzungsplans Kulturland braucht es ebenfalls einen Gestaltungsplan mit Sondernutzungsbestimmungen – beides ist derzeit in Erarbeitung. Die Bestimmungen sind streng, wie Steck ausführte: «Die Seilpark-Anlage darf maximal 90 Trägerbäume aufweisen. Befestigungen sind baumschonend anzubringen. Die Bau- und Betriebsbewilligungen werden auf zehn Jahre befristet.» Nach Ablauf der Bewilligung oder bei vorzeitiger Betriebsaufgabe ist die Anlage innert zwölf Monaten durch die Betreiberin auf eigene Kosten rückzubauen; die Stadt kann dafür eine finanzielle Rückstellung verlangen.
Kurt Steck geht davon aus, dass eine solche Anlage rund 500 000 Franken kosten wird. Die Firma, die den Seilpark auf der Wasserfallen in Reigoldswil (BL) betreibt, ist auch für den Standort Rheinfelden im Gespräch. Die Finanzierung ist gemäss Steck noch nicht geklärt, dies sieht er als eine der grössten Hürden. Mit einer Realisierung rechnet er frühestens ab 2024. Gemäss Planungsbericht zur Teilzonenplanänderung und zum Gestaltungsplan Seilpark sollen die verschiedenen Parcours des Waldseilparks Rheinfelden auf zirka 110 gleichzeitig Benutzende ausgelegt werden. An Spitzentagen wird, verteilt über den ganzen Tag, mit bis zu 250 Besuchern gerechnet.
Ab diesem Freitag liegen die Mitwirkung für die Teiländerung des Nutzungsplans und der Gestaltungsplan Seilpark für einen Monat auf der Rheinfelder Bauverwaltung öffentlich auf. Später wird das Geschäft der Einwohnergemeinde-Versammlung unterbreitet – dies soll aber gemäss Stadtschreiber Roger Erdin nicht mehr dieses Jahr geschehen.
Angst vor mehr Verkehr und Lärm
Dass ein solcher Seilpark nicht nur auf Wohlwollen stösst, zeigte sich bereits an der Informationsveranstaltung am Montag. Es gab verschiedene kritische Voten aus dem Publikum. Diese betrafen unter anderem den zusätzlichen Verkehr, der befürchtet wird, das Lärmaufkommen und die unsichere Finanzierung. «Müsste nicht zuerst die Finanzierung geklärt sein, bevor eine Zonenplanänderung vorgenommen wird», meinte ein Votant. Aus Sicht von Stadtammann Franco Mazzi ist es umgekehrt, die Zonenplanänderung ist die Voraussetzung, dass die Finanzierung angegangen werden kann. So oder so: Es ist davon auszugehen, dass das Thema Rheinfelden noch längere Zeit beschäftigen wird.
Rötibach soll im Wasserloch versickern
An der Infoveranstaltung vom Montagabend stellte Stadtoberförster Kurt Steck auch das Projekt «Versickerung Rötibach im Wasserloch» vor. Dabei handelt es sich um eine ökologische Ausgleichsmassnahme im Zusammenhang mit dem Gestaltungsplan Schiffacker (die NFZ berichtete). Die Kosten sollen sich auf rund 80 000 Franken belaufen.
Bis in die 1940er Jahre versickerte der aus den Waldgebieten Steppberg und Sonnenberg gespiesene Rötibach im Wasserloch. Dieser Zustand soll wieder hergestellt werden. «Der Wald und das Grundwasser werden durch die Versickerung gespiesen. Zudem erhält der seltene Schwarzerlenbruchwald periodisch Wasser», so Steck. Gleichzeitig soll der Hochwasserschutz durch den reduzierten Wasserabfluss verbessert werden. Der bestehende Entwässerungskanal und die Eindolung Schiffacker bleiben aber als Entlastung von Hochwasserspitzen erhalten. (vzu)