«Ich bin ein grosser Liebhaber der gepflegten Küche»

  18.06.2022 Gesundheit, Rheinfelden, Persönlich

Matthias Mühlheim ist der administrative Direktor der Reha Rheinfelden

Mehr als ein Drittel aller Arbeitnehmer in Rheinfelden sind im Gesundheitssektor tätig. Matthias Mühlheim ist Direktor der Reha Rheinfelden und dies seit 23 Jahren. Für den 58-jährigen Zürcher gehört die Rekrutierung des Personals zu einer der grössten Herausforderungen in seinem Tätigkeitsfeld.

Edi Strub

Matthias Mühlheim (58) kam 1996 in die Reha Rheinfelden. Angestellt als stellvertretender Verwaltungsdirektor. Seit 23 Jahren ist er nun deren Direktor. «Wenn man so lange an einem Ort bleibt, ist man eigentlich ein Exot», lacht er. Die meisten in solchen Stellungen blieben im Schnitt fünf oder sechs Jahre, dann suchten sie sich etwas Neues. «Ich werde aber wohl hier noch pensioniert.» Es hätte immer wieder mal Möglichkeiten gehabt zu wechseln, aber eigentlich habe ihn das nicht interessiert. «Mir gefällt es hier, ich habe hier meinen Freiraum, ich konnte zusammen mit dem medizinischen Direktor gestalten, wie wir es für richtig hielten.» Als er als Betriebswirtschafter in Spitälern zu arbeiten begann, sei noch vieles grüne Wiese gewesen. Es habe in Spitälern eine Buchhaltung gegeben, aber nicht eigentlich eine betriebswirtschaftliche Führung und Planung und schon gar kein Marketing. Heute sei nun aber klar, dass auch eine Klinik nach betriebswirtschaftlichen Prinzipien geführt werden müsse, selbst wenn es primär um das Wohl der Menschen und Patienten gehe und nicht um die Erwirtschaftung eines möglichst hohen Gewinns.

Per Zufall zum Gesundheitssektor
Matthias Mühlheim hat als junger Mann eine KV-Lehre gemacht. Später liess er sich an einer Fachhochschule zum Betriebswirtschafter ausbilden. «Ich halte diesen Schweizer Weg nach wie vor als ein sehr gutes Modell», sagt Matthias Mühlheim. Es sei eine gute Sache, wenn man schon ein paar Jahre die Wirklichkeit geschnuppert habe, bevor man in ein Fachstudium einsteige. Das gebe eine andere Sicht auf die Dinge. Fast durch Zufall sei er dann in den Gesundheitssektor gekommen. Das Zürcher Unispital habe einen IT-Fachmann für den Pflegedienst gesucht, und so sei er in einem Spital gelandet und schliesslich in Rheinfelden Klinikdirektor geworden. «Vielleicht hätte ich auch Hoteldirektor werden können.» Diese Branche habe ihn auch interessiert. Aber das setze voraus, dass die ganze Familie mitmache und dass man ein eigenes Hotel betreiben könne nach eigenen Ideen. Dann würde das Spass machen, aber auch sehr viel Engagement verlangen.

Mit einem Fuss ist er dennoch in der Gastrobranche gelandet: Seit rund zehn Jahren ist er Aktionär von einem der besten Restaurant in Zürich – dem «Equi Table» an der Stauffacherstrasse mit einem Michelin-Stern und 17 Gault-Millau-Punkten. Es ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit rund dreihundert Aktionären, das eine regional verankerte, nachhaltige Küche anbietet. Begriffe, die heute alle im Munde führen, aber vor zehn Jahre noch nicht selbstverständlich waren. Für dieses Profil bekam das «Equi Table» kürzlich zum «normalen» Michelin-Stern hinzu noch einen grünen. Matthias Mühlheim ist dort Vizepräsident des Verwaltungsrats und – wie viele Aktionäre – zusammen mit seiner Frau oder Freunden auch häufig Gast. Gut essen gehen und dabei Neues entdecken, betrachtet er als sein grosses Hobby. Er kocht aber auch gerne selbst. Vorzugsweise nach eigenem Gusto – ohne Blick ins Rezeptbuch – oder falls doch, in einer sehr freien Interpretation. «Ich kann alles kochen, aber am liebsten eigentlich Wild.» Spass macht ihm auch, ein Kalbsrahmgulasch zuzubereiten oder zum Beispiel Kalbsbäckli.

Der Zürcher in Rheinfelden
Au fgewach sen i st Mat t h ia s Mühlheim am Zürichsee in Stäfa. Noch heute hat er, zusammen mit seiner Frau, seinen Hauptwohnsitz am Zollikerberg. Während der Woche sei er in Rheinfelden, er habe hier eine kleine Wohnung und viele Freunde und Bekannte. Rheinfelden sei ein charmantes Städtchen, dem er sich sehr zugetan fühle.

Als Matthias Mühlheim nach Rheinfelden kam, waren in der Reha etwa 350 Personen beschäftigt, heute sind es rund doppelt so viele. Der Bedarf an Rehabilitation hat stark zugenommen – insbesondere die Pflege und Therapie von Patienten nach Schlaganfällen sei sehr arbeitsintensiv, aber auch viel erfolgsversprechender als früher. Eine der grossen Herausforderungen für die Leitung der Reha ist, genügend qualifiziertes Personal zu finden. Gute Fachkräfte seien rar und könnten Ansprüche stellen. Früher hätten die Arbeitnehmer beim Bewerbungsgespräch vor allem erzählen müssen, was sie anzubieten haben, heute sei es eher umgekehrt. Viele arbeiten zwar gerne in Gesundheitsberufen, weil sie sinnerfüllende Arbeit suchen. Gleichzeitig wollten sie aber eine gute «Work-Life-Balance» und das sei ihnen auch zu gönnen. Denn sie müssten in einem Drei-Schichten-System arbeiten, an sieben Tagen der Woche und an 365 Tagen im Jahr. Das sei vor allem für Familien und Frauen mit Kindern nicht immer leicht. Diese Frauen wollten sich zwar engagieren im Beruf, gleichzeitig aber ein vernünftiges Familienleben führen. Diese beiden Dinge müsse man versuchen, unter einen Hut zu bringen.


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