«Für gute Bilder braucht es viel Geduld»

  11.01.2022 Persönlich, Wallbach

Das Fotografieren ist die grosse Leidenschaft von Roger Forrer

Ich habe es wohl in meinen Genen, sagt Roger Forrer (40). Wie schon sein Vater ist er ein begeisterter Hobbyfotograf. Zu seinen häufigsten Sujets gehören Vögel. Wenn andere joggen gehen, um nach einem Tag im Büro zu entspannen, geht Roger Forrer fotografieren – in den Wald und die Naturschutzgebiete in der Nähe seines Wohnorts Wallbach.

Edi Strub

Alles begann mit einem Geschenk: eine Spiegelreflexkamera, die ihm sein Vater auf die grosse Reise nach Neuseeland mitgab. Damit er bessere Fotos machen könne als mit seiner alten, einfachen Kamera. «Mein Vater war ein leidenschaftlicher Fotograf», erzählt Roger Forrer. Er sei kaum je aus dem Haus gegangen ohne seine Nikon. «Die war sozusagen an ihm angewachsen.» Vor rund zwei Jahren sei dann das Fotografen-Virus auch auf ihn übergesprungen. Wegen Corona sei er mehr in den Wald gegangen und so erwachte das Interesse, die Natur, die schöne Landschaft und die Tiere dort mit der Kamera festzuhalten. «Ich begann genauer zu beobachten und entdeckte plötzlich Dinge, die ich früher kaum beachtet hatte. Zum Beispiel Eulen im Geäst von hohen Bäumen.» Früher sei er wohl einfach daran vorbeigegangen, ohne etwas zu bemerken.

Fotografie ist nur Hobby
Roger Forrer ist Maschineningenieur bei Novartis in Basel. Er projektiert dort Produktionsanlagen für neue Wirkstoffe. Fotografieren sei für ihn «nur» ein Hobby, sagt er. Er habe keine Fotografen-Ausbildung gemacht, er habe bislang nicht einmal einen Fotografie-Kurs belegt. Er habe sich einfach vorgetastet, indem er Erfahrungen sammelte und sich dann überlegte, was er anders und besser machen könnte. «Learning by doing». Schaut man sich die Bilder an, ist klar, dass Roger Forrer eine besondere Begabung fürs Fotografieren hat. «Ich erbte wohl die Fotografen-Gene meines Vaters, der früher manchmal als Freelancer für die Fricktaler Zeitung tätig war oder als Hochzeitsfotograf.»

Roger Forrers Sujets sind eher die Natur und die Tiere, die dort leben. Gerne gehe er nach der Arbeit zur Entspannung in den Wald und schaue, ob ihm etwas Spannendes vor die Linsen komme. Immer häufiger gehe er aber auch ganz zielgerichtet zu Werke. So setzte er sich vor einiger Zeit das Ziel, einen Eisvogel zu fotografieren. Und zwar aus der Nähe, formatfüllend, in schönem Licht und perfekter Schärfe. Das sei nicht ganz einfach, weil Eisvögel sehr klein und sehr scheu sind. «Ich wollte diesen wunderbar farbigen Vogel dann natürlich auch im Augenblick fotografieren, wenn er aus dem Wasser auftaucht mit einem Fischchen im Schnabel. Das brauchte unzählige Versuche und grosse Geduld.»

Ähnlich war es mit den Eulen. Zuerst konnte er nur das Gekreische der Jungtiere hören, dann konnte er sie abends zwar sehen, aber bei fortgeschrittener Dunkelheit nicht richtig fotografieren. So musste er herausfinden, wo sich die Tiere tagsüber aufhalten. Manchmal habe er Tipps von Leute bekommen, die eine Eule gesehen hatten. Er sei dann viele Abende unterwegs gewesen und habe dem Vogel abgepasst. Oft vergeblich. Alles sei ein grosses Geduldsspiel. Doch gerade das sei für ihn eigentlich der Reiz. Ein scheues Tier gut fotografiert zu haben, mache mehr Spass als eines, das jeder sehen könne und keine Fluchtreflexe zeige wie zum Beispiel ein Schwan. Am Schluss ist es Roger Forrer dann aber doch gelungen, ein paar Eulen zu fotografieren. Darunter ist ein Meisterschuss, der nun das Titelblatt seines Kalenders für 2022 ziert: Eine Waldohreule mit kapriziös schräggestelltem Kopf. Ein Bild, das heraussticht und alle entzückt.

Kalender mit den schönsten Motiven
Der eben erschienene Kalender von Roger Forrer für 2022 ist ein durch und durch lokales Produkt. Fast alle Bilder hat er in der Natur zwischen Wallbach und Möhlin geschossen. Verkauft habe Roger Forrer die Kalender über Facebook, über seine Website www.rogerforrer.ch sowie im Laden der Papeterie Isenegger. «Am Weihnachtsmarkt in Wallbach hatte ich einen Stand und bald waren so viele Kalender verkauft, so dass ich ein paar Exemplare nachdrucken musste, um alle Bestellungen noch vor Weihnachten erledigen zu können. Wenn ich Leuten aus Wallbach oder Möhlin im Wald begegne, sagen sie oft: «Aha, sie sind der Fotograf mit dem Kalender oder der mit den Fotos von Eulen und kleinen Füchslein im Facebook.» Das schaffe schöne Kontakte und Grundlagen für nette Gespräche.

Was hat sich Roger Forrer für die Zukunft vorgenommen? – Irgendwann werde er versuchen, den Sternenhimmel mit der Milchstrasse zu fotografieren. Locken würde ihn auch das Nordlicht. Eine Reise in den Norden Finnlands oder Norwegens ist daher auch eines seiner Projekte. Bis Reisen wieder einfacher wird, werde er aber wohl einfach abends oder am Wochenende für ein paar Stunden in den Wald gehen und schauen, was ihm dort vor sein Teleobjektiv komme. Es gebe sicher noch viel zu entdecken, ist er überzeugt.


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