Hunderte Bewohner erhalten die Kündigung

  02.09.2021 Brennpunkt, Rheinfelden

Dianapark Rheinfelden: Alle Mieter müssen raus

Die Helvetia-Versicherungen wollen die Rheinfelder Überbauung Dianapark mit ihren zehn Mehrfamilien- und Hochhäusern umfassend sanieren. Ab März 2023 erhalten alle Mieterinnen und Mieter die Kündigung. Aktuell wohnen rund 330 Leute dort.

Valentin Zumsteg

«Das ist eine Katastrophe. Ich bin im Alter extra hierhergezogen und wollte hier bleiben», sagt Sonja Kindler-Wittenwiler. Seit rund 13 Jahren wohnt die ehemalige SP-Grossrätin im Hochhaus an der Dianastrasse 3 in Rheinfelden. Vergangene Woche hat die 77-Jährige erfahren, dass sie in absehbarer Zeit raus muss – so wie alle anderen Bewohner der Siedlung Dianapark auch.

«Kündigung ist ein Schock»
Die Überbauung, welche den Helvetia-Versicherungen gehört, umfasst zehn Mehrfamilien- und Hochhäuser. Insgesamt sind es 243 Wohnungen. Anlässlich eines Informationsabends hat die Eigentümerin allen Mieterinnen und Mietern mitgeteilt, dass sie die Kündigung erhalten werden. Grund ist die geplante umfassende Sanierung aller Gebäude. «Ich habe gewusst, dass eine Sanierung geplant ist. Da seit einiger Zeit aber zahlreiche Wohnungen leer stehen, habe ich gedacht, dass wir während der Bauarbeiten innerhalb der Siedlung umziehen können. Die Kündigung ist ein Schock», sagt Sonja Kindler-Wittenwiler. Auch andere Mieter, mit denen die NFZ sprechen konnte, haben nicht mit einer bevorstehenden Kündigung gerechnet. Sonja Kindler-Wittenwiler gibt zu bedenken, dass in der Überbauung sehr viele ältere Menschen leben, die teilweise schon über 30 Jahre hier wohnen. «Ich habe selber auch Angst, dass ich keine Wohnung mehr finde, weil ich schon älter bin», sagt sie. Die Erneuerungsarbeiten laufen in drei Etappen. Die ersten Mieter müssen per 30. März 2023 ausziehen, die letzten per 30. April 2024. Die Kündigungsschreiben sollen verschickt werden, sobald die Baubewilligung vorliegt. Die Helvetia-Versicherungen gehen davon aus, dass dies im März 2022 der Fall sein wird: «Aufgrund der Eingriffstiefe und des Überlappens der Arbeiten ist es nicht möglich, die Arbeiten so gestaffelt auszuführen, dass alle aktuellen Bewohner vorübergehend in eine der leerstehenden Wohnungen ziehen können. Hingegen ist es möglich, dass Bewohner, deren Wohnungen in der dritten Etappe saniert werden, in Wohnungen ziehen, die in der ersten Etappe saniert worden sind», begründet Helvetia die Kündigungen. Von den 243 Wohnungen stehen aktuell 65 leer.

57 Wohnungen mehr
Die Siedlung ist zwischen 1969 und 1979 erbaut worden. «Wegen aktueller Vorschriften, des Alters der Gebäude und des bereits überschrittenen Lebenszyklus ist eine umfassende grosszyklische Sanierung unumgänglich», teilt Helvetia auf Anfrage der NFZ mit. Gleichzeitig sollen in den Hochhäusern mehr kleinere Wohnungen entstehen. Nach der Sanierung werden es nicht mehr 243, sondern 300 Wohneinheiten sein, schildert Helvetia-Mediensprecher Jonas Grossniklaus.

Wie viel die sanierten Wohnungen künftig kosten, dazu wollten sich die Helvetia-Versicherungen anlässlich des Informationsanlasses nicht äussern. Die Mieter gehen aber davon aus, dass es deutlich teurer wird. Dazu hält Helvetia auf Anfrage fest: «Die Mieten der sanierten Wohnungen richten sich nach den dann aktuellen Marktkriterien und werden zirka Mitte 2023 festgelegt.» Für viele Mieter ist die bevorstehende Kündigung ein herber Tiefschlag.

Das Thema beschäftigt auch die Stadt Rheinfelden: «Wir können sehr gut nachvollziehen, dass dies insbesondere für langjährige Mieterinnen und Mieter einschneidend sein kann», erklärt Stadtschreiber Roger Erdin gegenüber der NFZ. «Andererseits haben wir Verständnis, dass für die Grundeigentümerin nach über 40 Jahren seit der Erstellung eine Gesamtsanierung unumgänglich ist. Eine vergleichbare Situation haben wir vor einigen Jahren in der Überbauung Augarten erlebt.»

Aktuell leben gemäss Erdin 328 Personen in der Überbauung. «Aufgrund der Vorlaufzeit und der Staffelung der Sanierung glauben wir, dass der Immobilienmarkt die Nachfrage nach Mietwohnungen aufnehmen kann.» Neben den gängigen Immobilienportalen führt die Stadt auf der eigenen Webseite eine Übersicht über Miet- und Kaufobjekte. Dort sind aktuell 45 Mietwohnungen und 15 Kaufobjekte verzeichnet. Erdin: «Hinzu kommen aktuell nochmals 54 Mietwohnungen, welche heute in der neuen Überbauung Furnierwerk frei und bezugsbereit sind.» Allerdings können sich diese nicht alle leisten, da sie im oberen Preissegment liegen.


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