«Der Wald wird sich in den nächsten 50 Jahren stark verändern»

  21.09.2021 Gansingen, Laufenburg

Erstmals lud das am 1. Januar 2020 ins Leben gerufene Unternehmen «Forst & Dienste Laufenburg-Gansingen» die Bevölkerung von Gansingen und Laufenburg zum Waldumgang ein.

Dieter Deiss

Verwaltungsrat Meinrad Schraner durfte bei der Feuerstelle Schlatt rund 120 Leute begrüssen und stellte das neunköpfige Team des Betriebs vor. Danach übernahm Betriebsleiter Alfred Bühler das Szepter und führte die Teilnehmenden hinauf nach Schlatt zum ersten Halt beim beschädigten Widinstein. Edwin Rüede, Leiter der Arbeitsgruppe «rund um sulz», erzählte die Legende des heiligen Widin, der den Märtyrertod gestorben ist und zu dessen Andenken man auf Schlatt einen Erinnerungsstein gesetzt hatte. Die Arbeitsgruppe werde den Stein im Laufe des nächsten Winters reparieren.

Baum des Jahres
«Die Stechpalme ist der Baum des Jahres», wusste Forstwart Christoph Oeschger beim nächsten Posten zu erzählen. Dies sei der einzige Laubbaum in unserer Region, der im Winter das Laub nicht abwirft und eigentlich ein Relikt aus einer wärmeren Zeitepoche sei. Deshalb kommen der Stechpalme mit ihren roten, leicht giftigen Beeren, denn auch die milden Winter sehr entgegen.

Eindrücklich sind die Zahlen, welche Betriebsleiter Bühler zum noch jungen Unternehmen präsentierte. Nebst der Bewirtschaftung von rund 1300 Hektaren Wald, verstreut über fünf Gemeinden, werden in den beteiligten Gemeinden zahlreiche Arbeiten erledigt. Dazu gehört namentlich der Unterhalt von Gemeinde- und Flurstrassen genauso wie die Heckenpflege und Betreuung von Grünflächen oder der Friedhöfe. In Gansingen gar sei die Wasserversorgung in den Händen des Unternehmens. Rund die Hälfte der geleisteten Arbeiten werde für den Wald erbracht, während die andere Hälfte für Dienstleistungen eingesetzt werde, berichtete Bühler.

Der Klimawandel macht Sorge
Mit den Auswirkungen des Klimawandels setzte sich Andreas Bühler, Stellvertreter des Betriebsleiters, auseinander. Anhand von interessanten Grafiken zeigte er auf, wie sich das Klima in den vergangenen 50 Jahren entwickelt hat. So stelle man einen kontinuierlichen Temperaturanstieg fest, die Zahl der jährlichen Trockentage sei ebenso im Wachsen begriffen wie die Zahl der Starkniederschläge. Die Ausschläge würden zunehmend extremer. Der Wald leide sichtlich unter den Klimaveränderungen, was beispielsweise das Fichtensterben mit aller Deutlichkeit zeige. Veränderungen sind nicht einfach zu realisieren, rechne man im Wald doch nicht in Jahren, sondern in Generationen. «Der Wald wird sich in den nächsten 50 Jahren stark verändern», führte Bühler aus und nannte ein paar Massnahmen, wie man den Folgen des Klimawandels begegnen will. So soll durch das Einbringen von anderen Bäumen die genetische Vielfalt verbessert werden. Angedacht ist auch das Anpflanzen einer allerdings stark begrenzten Zahl von sogenannten Gastbäumen, also Bäumen aus anderen Klimazonen, wie beispielsweise Zedern, Mammutbäume oder Robinien. Bühler sprach sich im Zusammenhang mit den Klimaschäden klar für den Dauerwald aus, so wie er von dem vor gut einem Jahr pensionierten Förster Sebastian Meier bereits vorgespurt worden sei.

Übergang zum gemütlichen Teil
Zum Abschluss gab es noch eine eindrückliche Demonstration der Hinden Holzspalterei, welche für «Forst & Dienste Laufenburg-Gansingen» regelmässig Lohnarbeiten verrichtet. Es war eindrücklich zu sehen, wie die 20 Tonnen schwere Maschine die Holzstämme aufgreift, der Säge zuführt und anschliessend mit einem Druck von 80 Tonnen in Scheite spaltet.

Nach dem zweistündigen Rundgang folgte der gemütliche Teil mit einem feinen Zobig und der für die unterdessen durstig gewordenen Kehlen benötigten Tranksame. Im gegenseitigen Gespräch gab es viel Lob für das noch junge Unternehmen, das bisher die hoch gesteckten Erwartungen in jeder Beziehung erfüllen konnte. Es war zudem ein geschickter Schachzug, diesen Anlass beim Weiler Schlatt abzuhalten, also dort, wo die Grenze zwischen den beiden Gemeinden Gansingen und Laufenburg mitten durch den Weiler führt.


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