«Bleibende Eindrücke schaffen»
01.09.2021 Gipf-Oberfrick, PersönlichDer Gipf-Oberfricker Matthias Wipfli bringt sich vielseitig ein für seine Heimat
Jeden Mittwochnachmittag schiebt Matthias Wipfli Dienst auf der Kinderbaustelle in Frick. Er ist der Ideengeber des ungewöhnlichen Projekts, das Woche für Woche rund 30 Kinder anlockt, um ihrer handwerklichen Kreativität freien Lauf zu lassen.
Hildegard Siebold
Er wollte «etwas machen, was bleibende Eindrücke schafft», sagt Matthias Wipf li auf die Frage nach seinem Engagement. Sieben bis acht Stunden pro Woche kostet ihn sein ehrenamtlicher Einsatz für die Kinderbaustelle.
Mit einer solch überwältigenden Resonanz hat er nicht gerechnet, als er seine Idee in die Tat umsetzte. Bei einer Spielplatzsicherheits-Fachtagung in Biel hat er vor einigen Jahren eine solche Kinderbaustelle gesehen und war sofort begeistert. Schon als er das Ganze genauer in Augenschein nahm, wusste er, das muss er im Fricktal auch machen. Wipfli ist selbst Vater von drei Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren. Auch das habe den Ausschlag gegeben, sich zu engagieren. Mit Unterstützung der Gemeinde und von Sponsoren wurde das Pilotprojekt realisiert. Es läuft seit Anfang Juni. «Für die Kinder ist es eine durchwegs positive Erfahrung», sagt er. Für ihn selbst sei es eine sehr intensive Zeit. Jeden Mittwochnachmittag ist er da und verbringt dort einen Teil seiner Freizeit ein.
Eigentlich ist es nicht unbedingt das Metier des gelernten Gartenbauers, aber dass er an einer Technikerschule unterrichtete, hilft ihm natürlich schon. Noch bis Oktober läuft die Kinderbaustelle, künftig statt am Mittwochnachmittag jeweils samstags. Ob es im kommenden Jahr wieder eine Kinderbaustelle geben wird, ist noch offen. «Wenn, dann sollte es breiter abgestützt sein», sagt er und kann sich etwa vorstellen, dass hin und wieder Auszubildende aus Baubetrieben die Kinder beim Bauen und Werken anleiten und ihnen ihr Wissen vermitteln. Mit dabei wäre Matthias Wipf li aber auf jeden Fall. «Ich möchte das auch weiterführen, aber so wie es jetzt ist, ist es für mich einfach etwas zu intensiv mit allem Drumherum», erklärt er. Und keinesfalls möchte er die Erfahrung missen, zu sehen, mit wie viel Freude die Kinder etwas mit ihren Händen kreieren.
Leben in der Stadt
Das Handwerk war auch das Metier, das Matthias Wipfli für sich auserkoren hat. In Oberhof geboren und aufgewachsen, besuchte er in Wölflinswil und Gipf-Oberfrick die Oberstufe. «Ich war nicht gerade ein Musterschüler und brachte Lehrer und Eltern wohl so einige Male an den Rand der Verzweiflung, rückblickend bin ich dankbar, dass alle so viel Geduld mit mir hatten.» Anschliessend absolvierte er eine Gärtnerlehre in Frick. Danach folgten diverse Weiterbildungen vom Polier bis zum Bauführer. Er hat sozusagen alle Karrierestufen im Gärtnerberuf erklommen – handwerklich und kaufmännisch. Anschliessend arbeitete er fünf Jahre als Bauführer im Gartenbau in Zürich.
Das Leben in der Stadt sei für ihn als Landei spannend und sehr intensiv gewesen. 13-Stunden-Tage waren keine Seltenheit. «Das ist toll, wenn man jung ist, man lernt in kurzer Zeit unglaublich viel», sagt Matthias Wipfli. Aber auf Dauer brauche es einen Anschlussplan, das könne man nicht ewig machen. «Den hatte ich zwar nicht», räumt er ein, aber er wollte gemeinsam mit seiner Partnerin und heutigen Frau Sabrina reisen. Also kündigte er den Job und gemeinsam gingen sie 2013 für acht Monate nach Südamerika. Im Wohnmobil erkundeten sie das Land abseits der touristischen Ströme. «Unser Ziel war primär, etwas von der Welt zu sehen», sagt Matthias Wipfli und kann im Nachhinein jedem nur empfehlen, sich einmal für ein Jahr rauszunehmen.
Nach acht Monaten ging es nach Hause ins Fricktal. Das zweite Sicht-Feld-Openair stand vor der Tür – und Matthias Wipfli war mittendrin. Er hatte ein Jahr zuvor massgeblich zur Gründung des Vereins «SichtFeld» beigetragen, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, nach dem Ende des Freaktal-Openairs in Gipf-Oberfrick die kulturelle Vielfalt im Fricktal zu erhalten. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stand von Anfang an das Projekt «Openair SichtFeld». Schon beim Freaktal-Openair hatte sich Matthias Wipfli, der heute Co-Präsident vom Verein «SichtFeld» ist, eingebracht. Auch hier war es seine Motivation, gemeinsam mit anderen an einer Sache zu arbeiten, die grösser ist als das, was man alleine schaffen könnte.
Nochmals hinaus in die Welt
Nach dem SichtFeld-Openair 2013 ging es für ihn und seine Frau noch einmal hinaus in die Welt. Südostasien, Mauritius und die französischen Überseegebiete mit ihrer faszinierenden Inselwelt waren die Ziele. Nach vier Monaten kehrten sie zurück ins Fricktal. Und auch wenn Matthias Wipfli sagt, man könne an vielen Orten der Welt glücklich werden, ist er im Herzen immer ein Fricktaler geblieben.
Heute lebt er mit seiner Familie in Gipf-Oberfrick. «Das ist der Ort, wo unsere Kinder gross werden sollen», sagt er und weiss um das Glück, die Grosseltern seiner Kinder in der Nähe zu haben. Das mache vieles einfacher. Und auch heute noch geniesst er den spannenden Kontrast von Stadt und Land. 2014 machte er sich mit seiner Firma Wipfli Bausupport in Zürich selbständig. Gartenbaubetriebe und Landschaftsarchitekten zählen zu den Kunden des diplomierten Garten-Bauführers und Grünpf legespezialisten. Für sie erstellt er Ausschreibungen für Umgebungsprojekte und begleitet Projekte in der ganzen Schweiz. Problemlöser zu sein, sei eine sehr dankbare Aufgabe und die Selbständigkeit bringe trotz aller Arbeitsintensität durchaus Vorteile. Er kann sich seine Termine selbst einteilen. Ansonsten lässt er die Dinge auf sich zukommen, denn wer wisse schon was kommt, welche Herausforderungen im Leben einem noch finden.