Zwei Frauen und ihre Rückkehr in ein «normales» Leben

  05.05.2021 Gesundheit, Rheinfelden, Persönlich

Jannie Schaffner und Martina Donath erhielten die Diagnose «Brustkrebs»

Sie haben ein gemeinsames Schicksal. Bei Jannie Schaffner und Martina Donath wurde im Frühjahr 2019 Brustkrebs diagnostiziert. Heute blicken beide Frauen zuversichtlich in die Zukunft.

Janine Tschopp

Die Zahl der Frauen, die sich am Brustzentrum Rheinfelden behandeln lassen, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Aktuell sind es rund 150 Patientinnen, die hier mit der Erstdiagnose Brustkrebs behandelt werden.

Zwei davon sind Jannie Schaffner (61) aus Wintersingen und Martina Donath (48) aus Efringen-Kirchen, Deutschland. «Mir ist plötzlich aufgefallen, dass die eine Brust viel grösser war als die andere. Dann spürte ich einen Knoten in der Brust und stellte fest, dass die Lymphknoten in den Achselhöhlen geschwollen waren», erzählt Martina Donath. Die Diagnose «Brustkrebs» war für sie ein völliger Schock. Da sie sich gesund und fleischlos ernährt, keinen Alkohol trinkt und viel an der frischen Luft bewegt, hat die Pferdewirtin und Bewegungstherapeutin nicht damit gerechnet, je an Brustkrebs zu erkranken. «Dann ging alles ganz schnell», erzählt sie. Sie entschloss sich, nach der Diagnose die ganze Brust entfernen zu lassen.

Bei Jannie Schaffner war die Reaktion auf die Diagnose anders als bei Martina Donath. «Wieso sollte es mich nicht treffen?», war die Frage, die sich die damals 59-Jährige stellte. «Krebs kann jeden Menschen treffen», ist die Einstellung der gebürtigen Holländerin. Sie selber bemerkte den Tumor damals nicht, sondern er wurde durch Zufall bei einer Mammographie im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung festgestellt. «Ich bekam dann einen Anruf in die Skiferien auf die Belalp, dass ich sofort in die Praxis kommen sollte.» Sie wusste, dass das nichts Gutes bedeutete, wollte aber ihre Ferien trotzdem nicht vorzeitig abbrechen. «Ich sah den Sinn nicht, extra vom Wallis nach Hause zu fahren, um zu erfahren, dass ich Brustkrebs habe.»

Nach den Ferien folgte sehr bald die Operation und anschliessend die Bestrahlungen, welche Jannie Schaffner als «belastend» empfand.

«Ich habe keine Angst vor dem Tod»
Martina Donath lebt zusammen mit ihrem Freund, dessen Sohn, zwei Pf legekindern, ihrem Bernhardiner-Hund, Pferden, Ziegen und Katzen in einer Patchwork-Familie. «Während ich stationär im Spital war, hatte ich sehr starkes Heimweh. Ich war noch nie so lange getrennt von meinem Hund», schildert sie. Nach dem Eingriff und der Bestrahlung wollte sie so schnell wie möglich wieder zurück in ihr altes Leben. Sie entschloss sich bewusst gegen eine Chemotherapie. «Ich weiss nicht, ob ich eine Chance habe ohne Chemotherapie», sagt sie, aber auch mit Chemotherapie sei nicht sicher, dass der Krebs für immer besiegt sei. «Ich versuche, mir nicht ständig Gedanken darüber zu machen», sagt Martina Donath und führt weiter aus: «Ich habe keine Angst vor dem Sterben und vor dem Tod. Meine grösste Angst ist, dass ich meine Eltern und meinen Hund zurücklassen müsste.»

Martina Donath lebt heute ähnlich wie sie vor ihrer Diagnose lebte. «Körperlich geht es mir momentan gut.» Trotzdem hat sie ihre Arbeit als Pferdewirtin und Bewegungstherapeutin aufgegeben, weil dies für ihren Körper zu anstrengend wäre. «Ich bin nicht mehr so belastbar wie vorher.»

«Alle haben Angst um mich»
Jannie Schaffner ist vor 42 Jahren aus Holland in die Schweiz gekommen. Sie ist verheiratet, hat drei Söhne und bis jetzt ein Enkelkind. «Bald kommen weitere Enkelkinder dazu», freut sie sich. «Alle haben Angst um mich. Ich selber habe wahrscheinlich am wenigsten Angst.» Sie lebe jetzt genau gleich wie vor der Diagnose mit dem einen Unterschied, dass sie täglich ein Medikament einnimmt, welches das erneute Auftreten der Krankheit vermindern beziehungsweise verhindern soll. «Die Symptome der Wechseljahre werden bei mir durch das Medikament verstärkt, das ist mühsam», sagt sie. Sie habe sich jedoch für die Therapie entschieden und führe diese nun auch zu Ende.

Wie Martina Donath hat auch Jannie Schaffner am «Mind-Body-Medizin-Kurs», der am Brustzentrum Rheinfelden angeboten wird, teilgenommen. «Bei dieser Gruppe dabei zu sein, tat mir sehr gut. Ich fand den Austausch mit anderen Krebspatientinnen sehr interessant und lernte viel dabei. Mir wurde auch bewusst, dass ich im Vergleich zu anderen Frauen, nur ‹ein bisschen Krebs› habe», erzählt Jannie Schaffner, die manchmal unsicher ist, ob sie ihre Krankheit als «zu nüchtern» betrachtet. Wenn sie sich Gedanken darüber macht, kommt sie aber immer wieder zum gleichen Resultat: «Es ist so wie es ist, und eine Krankheit kann man nicht einfach ‹wegbeamen›. Jeder Mensch muss einmal sterben.»

Trotz ihrer Geschichte sitzen die beiden Frauen an diesem Montagmorgen mit einem guten Gefühl im Brustzentrum in Rheinfelden. Sie fühlten sich hier von Anfang an sehr gut aufgehoben. Es sei schön, wie fürsorglich man hier behandelt würde. Und generell stellt Jannie Schaffner fest: «Wir leben hier in einer Luxuswelt, selbst wenn man krank ist.» Angst vor der Krankheit oder vor der Zukunft war während des Gesprächs mit Martina Donath und Jannie Schaffner nicht zu spüren. Zu spüren waren vielmehr Mut und Zuversicht. Und die Freude, dass sie trotz der Diagnose, die sie vor zwei Jahren erhielten, wieder schnell in ihr altes Leben zurückkehren durften.

Auf www.brustzentrum-rheinfelden.ch ist je ein kurzes Video über die Geschichten von Martina Donath und Jannie Schaffner zu sehen.


Brustzentrum Rheinfelden

Am Brustzentrum Rheinfelden werden Patientinnen von einem interdisziplinären Team ganzheitlich und integrativ betreut. Das heisst die Schulmedizin wird durch wissenschaftlich basierte komplementärmedizinische Behandlungen ergänzt. Auf die Wünsche und Bedürfnisse der Patientinnen wird sehr individuell eingegangen. Das Brustzentrum ist sowohl von der Krebsliga Schweiz, als auch von der Deutschen Krebsgesellschaft als Brustkrebszentrum zertifiziert und ist damit eines von nur wenigen Schweizer Brustzentren mit einer Doppelzertifizierung nach renommierten Fachgesellschaften. Der ärztliche Leiter, Dr. med. Maik Hauschild, ist Präsident der Arbeitsgemeinschaft der zertifizierten Brustzentren der Schweiz. (mgt)


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