Sonnenuhr mit Zeitumstellung

  25.04.2021 Persönlich, Rheinfelden

Josef Mietrup verbindet Natur und Technik

Josef Mietrup aus Rheinfelden hat viele Hobbys: Fast alle haben aber mit der Natur und deren Bedeutung für den Menschen zu tun. Seine Sonnenuhr, die Sommer- und Winterzeit anzeigt, hat er selbst gebaut.

Boris Burkhardt

Josef Mietrup behauptet nicht, dass noch nie jemand vor ihm eine Sonnenuhr erfunden habe, die Sommer- und Winterzeit anzeigt. Tatsächlich gibt es verschiedene Systeme dreidimensionaler Sonnenuhren, die das können. Aber Mietrup hat seine zylindrische Uhr selbst konstruiert und in dieser Bauart «noch nie eine gesehen», wie er nicht ohne Stolz sagt, als er in seinem Schrebergarten im Gebiet Neuland am Rheinfelder Ortsausgang Richtung Möhlin steht. Er wartet kurz, bis die Wolke an der Sonne vorbeigezogen ist, und erklärt dann die Funktionsweise seiner Sonnenuhr: Auf einem kleinen Steinpodest steht ein unscheinbares gebogenes Blech von etwa einem halben Meter Höhe mit reichlich perforierten Stellen darin.

Sonnenuhren ist eines von vielen Hobbys, denen der 76-jährige pensionierte Maschineningenieur aus Rheinfelden nachgeht, die im weitesten Sinne mit Natur und Technik zu tun haben. Vor einem Jahr wagten er und seine Frau Brigitta, trotz ihres Alters, den Umzug von den Familiengärten in der Breitmatt, die wegen des Golfplatzes aufgelöst wurden. Seine Sonnenuhr baute er bereits 1996. «Meine Frau wusste im Garten nie, wieviel Uhr ist; da habe ich ihr eine gebaut», sagt Mietrup humorig, als dächte jeder Ehemann in dieser Situation sofort an eine selbstgebaute Sonnenuhr, statt an eine Wanduhr mit Batterie.

Auf Mietrups Uhr fällt der Schatten der Sonne nicht wie üblich als Strich auf Ziffernreihen, die die vollen Stunden angeben: Mietrup verwendet als Schattenspender eine Kugel, deren ellipsenförmiger Schatten über die vielen perforierten Stellen wandert, die sich vom Morgen im Westen zum Abend im Osten in immer grösseren Schlaufen durch das Blech ziehen. Eine Linie, die diagonal über das Blech führt, stellt den Sonnenverlauf während der Tagund-Nacht-Gleiche im Frühjahr und im Herbst dar. Im Winterhalbjahr steht die Sonne tiefer; der Schatten fällt über die Linie. Im Sommerhalbjahr steht die Sonne höher; der Schatten fällt unter die Linie. In den Schlaufen unterhalb dieser Linie hat Mietrup eine Stunde mehr eingetragen (also Sommerzeit), in die Schlaufen darüber eine Stunde weniger (also Winterzeit). Ärgerlich nur: Seine Uhr gehe eine Minute vor, sagt Mietrup in halbem Ernst.

Mietrup war das Denken in diesen mathematisch-naturwissenschaftlichen Dimensionen sein ganzes Berufsleben gewöhnt: Geboren 1944 in Rheinfelden als Nachkomme eines norddeutschen-dänischen Grossvaters, der ihm den Familiennamen vererbte, liess er sich an der damaligen Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) Brugg-Windisch zum Maschineningenieur ausbilden und leitete das Konstruktionsbüro des Rheinfelder Waggonbauers Josef Meyer. Ab 1983 unterrichtete er am Berufsbildungszentrum Rheinfelden als Fachlehrer für Anlagen- und Apparatenbauer, wo er den Schülern das Wissen in Mathematik, im Zeichnen, über Werkstoffe und über Verfahrenstechnik beibrachte. Er engagierte sich auch in der Schulleitung, bis er 2007 in Rente ging. Mietrup und seine Frau haben zwei erwachsene Kinder.

Neben der Freude an technischen Dingen geht Mietrup zeit seines Lebens gerne wandern. In vergangenen Jahrzehnten stieg er mit seinem Bruder oder dem Schweizer Alpen-Club (SAC) in den Alpen auf die Gipfel vieler Viertausender, darunter als die Schönsten Grand Combin, Matterhorn und Aletschhorn. Zuletzt stand er um seinen 60. Geburtstag auf einem Viertausender. Heute geht es mit seiner Frau nicht mehr ganz soweit hinauf: Mietrup betreut aber regelmässig die 14 Kilometer des Aargauer Wanderwegenetzes zwischen Rheinfelden und Möhlin. Um alle Wegweiser und -markierungen gut erreichen zu können, hat er sich eine Leiterhalterung an das Arbeitsvelo gebaut, mit dem er zur Kontrolle der Wege etwa fünfmal im Jahr unterwegs ist.

Das theoretische Interesse an der Geologie der Schweiz und des Schwarzwaldes sowie die Spielfreude beim Geocaching lassen sich gut mit dem Wandern verbinden. Für das Geocaching hat Mietrup in den vergangenen zehn Jahren fünf eigene Verstecke angelegt. Hinzu kommt, wie erwähnt, die Arbeit im Garten und seit der Pensionierung das Singen im Männerchor Rheinfelden. Letzteres ist die einzige von Mietrups Freizeitbeschäftigungen, die von Corona direkt betroffen ist: Mit nur einer kurzen Wiederaufnahme im Herbst haben er und seine Kameraden nicht mehr miteinander gesungen. Dabei ist er es, der sie dazu animiert, das auch in der Beiz nach der offiziellen Singstunde zu tun.


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