Stephan Müller im Interview als Präsident der Schulpflege Möhlin

Noch bis Ende Jahr gibt es im Aargau die Schulpflegen. Ihre Aufgaben übernimmt danach der Gemeinderat. Just der Möhliner Schulpflegepräsident selbst machte sich für eine solche Neuorganisation stark. Die NFZ fragt: Wie schafft man sich eigentlich ab?

Ronny Wittenwiler

NFZ: Stephan Müller, in einem Leserbrief vor der damaligen Abstimmung am 27. September sprachen Sie sich für die Abschaffung der Schulpflege aus. Stehen Sie als Präsident einem derart unwichtigen Amt vor?
Stephan Müller: Nein. Das Amt war und ist nicht unwichtig. Aber nach den Bildungsreformen der vergangenen Jahre, zuletzt mit Einführung des neuen Aargauer Lehrplans und der Neuressourcierung der Volksschule, ist es ein logischer Abschluss und richtiger Schritt, dass der Gemeinderat jetzt übernimmt. So kommt alles aus einer Hand und es gibt keine Doppelspurigkeit.

War die Tätigkeit der Schulpflege zuletzt bloss Alibiübung?
Die Tätigkeit der Schulpf lege ist auch jetzt keine Alibiübung. Die Schulpf lege war aber vor allem früher ein wichtiges Bindeglied zwischen Gemeinderat, Schulleitung und Lehrpersonen. Damals wandten sich Eltern deutlich öfters an die Schulpf lege. Mit Einführung der geleiteten Schule ist das kaum mehr so. Schulleitung sowie Schulverwaltung sind die ersten Anlaufstellen. Auch wurde mit der geleiteten Schule das Aufgabengebiet der Schulpf lege immer kleiner, am Schluss oblagen ihr noch Personalführung der Schulleitung oder beschwerdefähige Entscheide w ie Lauf bahnentscheide oder Zuweisungen in Sonderschulen. Alles andere wurde sukzessiv an die Schulleiter delegiert, so auch die Rekrutierung von Lehrpersonen. Als ich gewählt wurde, war jeweils ein Schulpf legemitglied bei Bewerbungsgesprächen von Lehrpersonen dabei. Da musste ich sagen: Hier läuft etwas falsch. Ich kann doch ohne pädagogische Erfahrung nicht beurteilen, ob eine Lehrperson fachlich etwas taugt.

Die geleitete Schule im Aargau wurde 2006 eingeführt. Warum brauchte es so lange bis hierhin?
Eine Abschaffung der Schulpflege war immer mal Thema und es wurde wieder in die Schublade gelegt. Ich glaube aber, es ist jetzt einfach Zeit für diesen Schritt.

Wie schafft man sich eigentlich selbst ab?
Eine vom Gemeinderat eingesetzte Arbeitsgruppe beschäftigt sich jetzt mit der Übertragung an den Gemeinderat und macht entsprechende Vorschläge. In dieser Arbeitsgruppe behandeln wir diverse Fragen: Wie werden die Verwaltungsstrukturen der Schule Möhlin mit ihrem gesamten Personalbestand in die bestehende Verwaltungsstruktur der Gemeinde integriert? Wer entscheidet worüber? Braucht es eine Bildungskommission? Welche Aufgaben könnte eine solche übernehmen? Die Arbeitsgruppe wägt bezüglich all dieser Fragen Vor- und Nachteile ab und macht dann Vorschläge zuhanden des Gemeinderats. Mitte Jahr geht es dann an die Umsetzung der getroffenen Entscheide.

Und die Schulpflege?
Der Betrieb für uns als Schulpflege geht normal weiter wie bisher. Daran wird sich nichts ändern. Bis zum 31. Dezember 2021 trifft nach wie vor die Schulpf lege die Entscheidungen.

Sie sind SVP-Mitglied. Die Partei dürfte neben dem bisherigen Vizeammann Lukas Fässler (SVP) einen zweiten Gemeinderatskandidaten portieren.
Die letzten sieben Jahre in der Schulpflege waren sehr spannend. Das Thema Bildung reizt mich grundsätzlich. Es ist Sache der SVP zu entscheiden, ob sie neben Lukas Fässler einen weiteren Kandidaten portieren wird.

Es ist noch nichts in Stein gemeisselt?
Nein, die Entscheidung der Partei steht noch aus. Auf jeden Fall wird es eine interessante Gemeinderatswahl, da es bereits jetzt mehr Kandidaten hat, als Sitze zu vergeben sind.