Eine wichtige Zutat ist die Geschichte

  09.04.2021 Aargau, Fricktal

Kantischüler gründen Backunternehmen mit besonderer Philosophie

Menschen mit besonderen Geschichten vor der Vergessenheit bewahren, zu Gesprächen anregen und dabei auch dem Genussmoment grosse Aufmerksamkeit widmen, das ist die Philosophie von Internos. Gegründet wurde das Mini-Unternehmen von sieben Kantischülern, darunter auch ein Fricktaler.

Susanne Hörth

Der dunkle Kuchen mit dem hellen Inneren ist voller Geschichte. Nicht nur in Bezug auf das süsse Backwerk selbst. Der Weg, der zur Herstellung dieses Produktes geführt hat, ist ebenso spannend. Begonnen hat alles im Sommer 2020. Seit damals belegen Tim Tagwerker aus Gipf-Oberfrick, David Kutschera aus Lenzburg, Justin Schmöller aus Niederlenz, Vera Brantschen aus Aarau, Jana Röösli aus Wildegg, Tiago Maurer aus Erlinsbach und Florim Bunjaku aus Rupperswil gemeinsam das Schwerpunktfach Wirtschaft an der Alten Kantonsschule in Aarau. Eine der gestellten Aufgaben war die Gründung eines Miniunternehmens; was gleichzeitig bedeutete, neben einer Geschäftsidee auch für die Unternehmensführung, Produktentwicklung und -herstellung sowie Marketing verantwortlich zu sein. Eine Herausforderung. «Von uns hat ja bisher keiner ein Unternehmen geführt.» Das sollte sich nun ändern. Den Aufbau beschreiben die sieben Jungunternehmer wie folgt: «Zuerst muss man die Aufgaben aufteilen und klar strukturieren, wer was macht. So eine Aufteilung ist das A und O für eine produktive Arbeit.» Als nächstes widmeten sie sich der Produktfindung. Hierzu sagt Tim Tagwerker, der mit der Aufgabe des CEO betraut ist: «Hat man eine gute Idee, heisst das noch lange nicht, dass ein Unternehmen erfolgreich wird.» Zudem müsse man sich damit auseinandersetzen, was das Unternehmen nach aussen verkörpern soll. Unterstützung erhält das Team von YES (Young Enterprise Switzerland).

Am 15. September 2020 wurde «Internos» gegründet. Seither können Tim Tagwerker, Vera Brantschen, Justin Schmöller, Florim Bunjaku, Jana Röösli, Tiago Maurer und David Kutschera aus eigenen Erfahrungen als Jungunternehmer erzählen.

Ess- und erlebbar
Auf die Frage, wie das Backhandwerk ins Spiel kam, erklären sie: «In der Phase der Produktfindung waren wir uns einig, ein essbares Produkt auf den Markt zu bringen. Zudem wollten wir etwas Regionales kreieren.» Essbar und regional sind nicht die einzigen Kriterien, welche für das Team eine grosse Rolle spielten. Die jungen Leute wollen auch an besondere Persönlichkeiten und deren Schaffen erinnern. Die erste Back-Kreation «Meyerschen Stollen» ist Johann Rudolf Meyer Sohn gewidmet. «Er hat viel für die Stadt Aarau und Umgebung geleistet, das geht oft vergessen. Wir wollen ihn vor der Vergessenheit bewahren und unseren Kunden seine Geschichte näherbringen.» Um das Gebäck aber auch herstellen zu können, brauchte es einen Produzenten. Wiederum startete eine Suchaktion. Mit Jaisli-Beck konnte der richtige Partner schon bald an Bord begrüsst werden. Seit dem 18. November ist der Meyersche Stollen in den Jaisli-Filialen erhältlich.

Hürden gemeistert
Was waren grössere Hürden bei diesem Firmen-Start? Darauf die Kantischüler: «Wir mussten immer dafür sorgen, dass die Verkaufszahlen ansprechend hoch waren. Daneben mussten wir auch zahlreichen Aufgaben von YES nachkommen. Zum Beispiel mit dem Businessplan oder Management Summary.» Ab und zu sei es schon ein wenig stressig geworden. Dennoch habe man alle Hürden erfolgreich meistern können. Das Fazit zum Projekt Mini-Unternehmen lautet entsprechend begeistert: «Ein solches Mini-Unternehmen zu gründen ist eine einmalige Chance. Dadurch erhält man einen Einblick in das Leben eines Unternehmers und erhält praktische Erfahrungen, welche einem für das ganze Leben bleiben. In unserem Team hatten alle Mitglieder zahlreiche Lerneffekte und es macht uns Spass, für unser Unternehmen zu arbeiten und Zeit zu investieren.»


Erfolgreiche Wettbewerbsteilnahme

Die sieben Kantischülerinnen und -schüler haben mit ihrem Mini-Unternehmen «Internos» am 6. März erfolgreich an der online durchgeführten Pitch Competition von YES teilgenommen. Nach einer fünfminütigen Präsentation von «Internos» stellte sich das Team der 20 Minuten dauernden Befragung der Jury. «Am Ende dieses Halbtages setzten wir uns gegen 18 Mitstreiter durch und erhielten 210 UBS-Points, die wir in unser Unternehmen in Zukunft reinvestieren können. Wir befinden uns weiterhin im Wettbewerb von YES, wir sind unter den Top 75 der Miniunternehmen schweizweit. Unser Ziel ist es, möglichst weit im Wettbewerb zu kommen, und wir erhoffen uns einen Platz in den Top 22, die Ende April bekannt gegeben werden», blicken die jungen Leute optimistisch in die Zukunft.


Zukunft von Internos

Nach diesem Geschäftsjahr soll das Unternehmen weitergeführt werden. Weil aber der grosse Aufwand und gleichzeitig auch die Schule auf die Dauer nicht vereinbar sind, visieren die Gründer von Internos ein anderes Ziel an. «Wir wollen unser Unternehmen in Form einer Kollektivgesellschaft weiterführen und den erwirtschafteten Gewinn für die Zukunft nutzen.» Den Kunden soll auch in Zukunft Genuss verbunden mit Geschichte und Gesprächen offeriert werden können.


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