«Bei uns wird niemand ausgeschlossen»

  16.04.2021 Brennpunkt, Fricktal

Römisch-katholische Pfarrei setzt Zeichen gegen Segnungsverbot

Das Nein des Vatikans zu Segnungen von homosexuellen Paaren sorgt an der Basis für Diskussionen und Unverständnis. Die römisch-katholische Pfarrei Rheinfelden-Magden-Olsberg wehrt sich sichtbar gegen das Verdikt aus Rom.

Valentin Zumsteg

«Die Nachricht aus Rom war für viele Leute schlimm. Sie kam für uns aus heiterem Himmel. Es gab sehr viele Reaktionen», erzählt Monika Lauper, Seelsorgerin bei der römisch-katholischen Kirchgemeinde Rheinfelden-Magden-Olsberg. Im März hat die vatikanische Glaubenskongregation klargestellt, dass die katholische Kirche Partnerschaften von Homosexuellen nicht segnen kann. Auch der Papst hat dem zugestimmt.

«Von oben wird viel kaputt gemacht»
An der Basis sorgte diese Mitteilung bei vielen für Kopfschütteln und Verärgerung. «Auch uns aus der Pfarrei liegt diese Nachricht aus Rom schwer auf dem Magen», so Lauper. Genau solche Dinge seien es, welche Leute dazu bringen, aus der Kirche auszutreten.

«Wir können vor Ort kaum so viel Gutes tun, wie von oben kaputt gemacht wird», ärgert sich Pfarreikoordinatorin Linda Gaeta. Für die beiden Frauen und das ganze Seelsorgeteam war klar, dass man reagieren muss. Denn: «Niemand von uns im Team steht hinter der Verlautbarung – auch nicht unser Bischof und viele weitere Bischöfe», so Lauper. Um dies deutlich zu machen, hängen seit Gründonnerstag zwei Regenbogen-Transparente vor den Kirchen in Rheinfelden und Magden. Darauf ist zu lesen: «Bei uns wird niemand ausgeschlossen». Dies ist als klare Antwort auf die Meldung aus Rom gedacht: «Wir wollen ein Zeichen setzen und deutlich machen, dass bei uns niemand ausgeschlossen wird und wir offen für alle sind. Das ist das Erbe Jesu, dem wir uns auch heute verpflichtet fühlen», sagt Lauper.

Würden Segnung vornehmen
Bislang habe es in der Pfarrei Rheinfelden-Magden-Olsberg zwar noch keine Segnungen von homosexuellen Partnerschaften gegeben, doch wenn eine Anfrage käme, würden sie nicht ablehnen, betonen die beiden Frauen. «Das ist selbstverständlich. Wenn ein Mensch zu uns kommt und sagt, er wünsche eine Segnung seiner Partnerschaft, wie sollen wir da Nein sagen. Rom ist weit entfernt. Wir handeln nach unserem Gewissen, das ist auch im Katechismus so vorgesehen.» Aus der Bevölkerung habe es für die Regenbogen-Transparente viel Zustimmung gegeben. Gaeta und Lauper finden es aber bedenklich, dass ein solches Statement heute noch nötig ist.


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