«Wir möchten wieder für Bankette und Events kochen»

  10.03.2021 Fricktal, Gastronomie, Wirtschaft

Corona erschwert Ausbildung der Lehrlinge in den Gastrobetrieben

Ende Dezember mussten alle Restaurants im Kanton schliessen. Das hat nicht nur die Wirte, sondern auch alle Lehrlinge und Lehrtöchter in der Gastronomie hart getroffen.

Edi Strub

Noa Böller und Marc Stöckli, Lehrlinge im Landgasthof Ochsen in Wölflinswil, sind immer dabei, wenn die Take-Away-Menüs zubereitet werden. Zum Beispiel «Rassiges Thaicurry mit Poulet und Gemüse» oder «Fleischvogel vom CH-Rind in Rotweinsauce». Dazu gibt es entweder Kartoffelgratin, Basmatireis oder Bramata-Polenta. «Kürzlich gab es einmal Fisch, den es zuerst fachgerecht zu filetieren galt», sagt Küchenchef und Ochsen-Wirt Jörg Lenzin. «Wir versuchen, alle Gelegenheiten zu nutzen, den beiden Neues beizubringen und sie üben zu lassen.»

Hoffen auf eine Ende des Corona-Spuks
Noa Böller und Marc Stöckli sind ihrem Chef dankbar, dass er sie nicht einfach hängen lässt. Dennoch hoffen die beiden, dass der Corona-Spuk bald ein Ende hat. «Ich möchte wieder für Bankette kochen oder für Events. Das ist das Schönste, weil man sich da ganz auf eine Sache konzentrieren kann», sagt Noa Böller. Zur Ausbildung gehöre natürlich auch der Stress und dessen Bewältigung, wenn das Restaurant voll ist und die Gäste hungrig auf das Essen warten. Das könne man mit Take-Away nicht üben. Einige seiner Kollegen an der Berufsschule könnten gegenwärtig gar nicht in ihren Lehrbetrieben arbeiten, sagt Marc Stöckli. Die Wirte hätten die Küchen dicht gemacht, weil sich Take-Away allein nicht rechne.

Vergangene Woche hat der Präsenzunterricht in der Berufsschule wieder begonnen. Das sei ein Schritt vorwärts. Da könnten die Lehrer vorkochen und erklären, was beim Fernunterricht über den Computer nicht funktioniere. Die Lehrer hätten es zwar gut gemacht und sinnvolle Aufgaben gestellt. Aber es fehle halt die Praxis und die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren.

Was passiert mit den Lehrstellen?
Auch im «Bären» in Hottwil gibt es gegenwärtig nur Take-Away – einmal die Woche am Samstag. Da ist die junge Lernende Gina Oeschger natürlich mit dabei. Vergangene Woche hatte sie jedoch die Möglichkeit, an einem Ausbildungblock des Verbands Gastroaargau teilzunehmen. In der Küche des Hotels Aarehof in Wildegg wurde gekocht und gebraten, was das Zeug hält. Manchmal sogar Exklusiveres ausprobiert – zum Beispiel Fisch räuchern oder Pralinen herstellen. Das Echo sei überwältigend. Alle seien mit Begeisterung und Eifer dabei, berichten die Lehrer. Einige der älteren Lernenden sind natürlich auch ein bisschen nervös, weil sie kurz vor der Lehrabschlussprüfung stehen und unsicher sind, ob sie die Prüfung trotz Corona-Unterbrüchen bestehen.

Für Geri Keller vom «Bären» in Hottwil stellt sich auch die Frage, was mit den jungen Leuten passiert, die im kommenden Sommer eine Lehrstelle antreten möchten. «Wird es genug Lehrbetriebe geben, die diese Verantwortung auch in diesen Zeiten auf sich nehmen?» Geri Keller, Mitglied des Vorstands von GastroAargau, ist vorsichtig optimistisch. Er hofft, dass die Covidseuche bis im August einigermassen unter Kontrolle ist. Das sei gegenwärtig mit über tausend Neuansteckungen pro Tag noch nicht der Fall. Die Zahlen müssten runterkommen, bevor man die Restaurants wieder öffnen könne. Einfach öffnen, wie gewisse propagierten, sei keine gute Idee. Dann drohe der nächste Lockdown.


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