Die «neue» Kaistenbergstrasse

  24.02.2021 Frick, Kaisten

Vor 80 Jahren, im August 1941, wurde mit einem grossen Volksfest die neu gebaute Strassenverbindung Kaisten-Frick eingeweiht. Anlässlich der Feier und gleichzeitig auch zu «650 Jahre Eidgenossenschaft» führten die Kaister Jugendlichen das Stück «Wilhelm Tell» auf. Die neue Verkehrsverbindung über den Kaistenberg war für die Region von grosser Bedeutung. Die Kosten für die Strasse betrugen 200 000 Franken. (sh)


Tell-Spiele und Jugendlandsgemeinde auf dem Kaistenberg

1941 wurde die wichtige Strassenverbindung Kaisten-Frick eingeweiht

Lange fehlte zwischen Laufenburg und Frick eine gute Verkehrsverbindung. Nach mehreren Anläufen wurde 1939 mit dem Bau der heutigen Kaistenbergstrasse begonnen. Zwei Jahre später erfolgte mit einem grossen Volksfest deren Einweihung.

Susanne Hörth

Die Kantonsstrasse von den Kaister Warthöfen bis hinunter nach Frick ist in einem schlechten Zustand. Vor kurzem sind deshalb bei der Kaistenbergstrasse K 462 die Bagger aufgefahren. Gearbeitet wird gleich an mehreren Streckenabschnitten. Nötig sind neben den Belagsarbeiten auch umfassende Sicherungsmassnahmen. Diese braucht es, weil von der Hangseite her das Wasser drückt und regelmässig die Strasse über- und unterspült. Zudem ist der Kaistenberg in Bewegung. Innerhalb der letzten 50 Jahre hat es Verschiebungen von bis zu 30 Zentimeter gegeben. Sanierung sowie Entwässerungsund Stabilisierungsmassnahmen haben ihren Preis. Für die gesamte Baustrecke von 2,5 Kilometer sind Kosten von rund 16 Millionen Franken veranschlagt. Im Vergleich mit den Erstellungskosten der Kaistenbergstrasse vor 80 Jahren eine sehr hohe Summe. Die langersehnte Verbindung Kaisten – Frick schlug damals mit 200 000 Franken zu Buche.

Mehrere Anläufe nötig
Der Geschichte der Kaistenbergstrasse ist auch in der Chronik «Kaisten – unser Dorf» ein Kapitel gewidmet. Wie diesem zu entnehmen ist, bewegte eine Strassenverbindung zwischen Kaisten und Frick die Bevölkerung viele Jahrzehnte lang. Als das Fricktal 1803 zum Kanton Aargau hinzugefügt wurde, bekam auch der Weg von Laufenburg nach Frick über den Kaistenberg als kürzeste Verbindung eine grössere Bedeutung. Das Thema wurde auf Kantons-, Bezirksund Gemeindeebene immer wieder angesprochen. So hatte sich etwa Grossrat Berner 1836 im Kantonsparlament für den Bau einer solchen Strasse als bessere Verkehrsverbindung in der Region stark gemacht. Doch vergebens. Das gleiche Anliegen hatte auch zwei Jahre später, diesmal vorgetragen vom Laufenburger Bezirksamtmann Brentano, keine Chance. Gebaut wurde kurze Zeit später eine Strasse von Eiken durch den Hardwald nach Laufenburg. Diese ebenerdige Hardstrasse war deutlich billiger als eine nochmals von Brentano vorgeschlagene Verbindung über den Kaistenberg.

In den Folgejahrzehnten gab es regelmässig Stimmen, die ihr Unverständnis über das Fehlen einer guten Verkehrsstrasse über den Kaistenberg äusserten. Erst 1934 brachte der Kanton das Projekt Kaistenbergstrasse wieder auf den Tisch. Hierzu ist in «Kaisten – unser Dorf» nachzulesen: «An die Kosten von 200 000 Franken hätte Kaisten einen Anteil von 12 000 Franken leisten sollen, zuzüglich des Landerwerbs. Der Gemeinderat lehnte jedoch den Bau dieser Strasse aus folgenden Gründen ab: Keine Notwendigkeit, keine Vorteile für die Gemeinde, geringe Frequenz, keine Benützung von Laufenburg aus, weil der bestehende Weg über Eiken ebenerdig und viel bequemer sei.» Der Antrag wurde an der Kaister Gemeindeversammlung mit 105 Neingegen 90 Ja-Stimmen abgelehnt.

Ein Volksfest zur Einweihung
Für 200 000 Franken, der Kaister Gemeindeanteil betrug 15 000 Franken, wurde 1939 dann doch noch mit dem Bau der heutigen Verbindung von Kaisten nach Frick begonnen. Zwei Jahre später, mitten im Zweiten Weltkrieg, fand die Einweihung statt. Als einen der Höhepunkte gehörte zu dem Fest auch eine Jugendlandsgemeinde mit dem Motto «Zusammenhalten». Die jungen Teilnehmer kamen aus Eiken, Frick, Gipf-Oberfrick, Hornussen, Ittenthal, Oeschgen und Kaisten. Zur Einweihung, aber auch anlässlich 650 Jahre Eidgenossenschaft, spielte die Kaister Jungmannschaft einig Szenen aus Schillers Stück Willhelm Tell. Regie führte der Lehrer Traugott Fricker.

Heute, 80 Jahre und viele kleinere und grössere Unterhaltsarbeiten später, gleicht die regional bedeutungsvolle Kantonsstrasse einem Flickwerk. Dieses soll dank der umfassenden Sanierungen bis Herbst 2022 einer gut ausgebauten und sicheren Kaistenbergstrasse weichen.


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