Solidarische Landwirtschaft für nachhaltige Lebensmittel

Wie kann heute ange - sichts des globalen Super-Marktes eine bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft gefördert werden, die gesunde und frische Nahrungsmittel erzeugt und die Natur- und Kulturlandschaft pflegt?

Die solidarische Landwirtschaft – oft unter ihrer Abkürzung «Solawi» oder «Solila» bekannt – versucht diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Dabei versorgt ein Hof eine Gruppe von Menschen mit Lebensmitteln. Anders als bei einem klassischen Gemüseabo, zahlen die Teilnehmenden dem Hof jedoch im Voraus einen festgesetzten Betrag, welcher den zukünftigen Bezug von Lebensmitteln deckt. Jeder Teilnehmende erhält dafür einen Teil der Ernte, einen sogenannten «Ernteanteil». Der Preis für den Ernteanteil wird auf Grundlage der geschätzten Kosten für die landwirtschaftliche Produktion bestimmt. Die Teilnehmenden garantieren dem Hof somit die Abnahme eines Teils der Erzeugnisse und finanzieren diese vor, unabhängig davon, wie die Ernte während der Saison dann tatsächlich aussieht. So tragen die Teilnehmenden das Risiko für einen Ernteausfall oder für schlechte Witterungsbedingungen mit. Im Gegenzug erhalten sie frische, regionale und fair produzierte Lebensmittel. Die Produzenten erhalten andererseits Planungssicherheit und die Gewährleistung eines fairen Lohns.

Verschwendung vermeiden
Die solidarische Landwirtschaft bietet somit eine Strategie für eine lebendige und verantwortungsvolle Landwirtschaft. Es werden neben Regionalität und Saisonalität der Nahrungsmittel auch Werte wie eine kleinräumige Landwirtschaft, Verbesserung der Biodiversität, Vermeidung von Lebensmittelverschwendung oder nachhaltige Bodenbewirtschaftung ins Zentrum gestellt. Bei der solidarischen Landwirtschaft können Produkte verwertet werden, die normalerweise auf Grund von Marktnormen auf dem Kompost landen würden. Ein weiterer Grundsatz vieler solidarischer Landwirtschaftsprojekte ist eine aktive Beteiligung der Teilnehmenden an der Arbeit auf dem Feld, bei der Verarbeitung der Produkte oder bei organisatorischen Arbeiten. Auf diese Weise wird den Teilnehmenden ein grösseres Verständnis für die Bedingungen der landwirtschaftlichen Produktion vermittelt. Ausserdem wird ein neuer Erfahrungs- und Bildungsraum ermöglicht und eine Achtsamkeit gegenüber der Umwelt, der Herstellung von Lebensmitteln und deren Verzehr gefördert.

Die Idee der solidarischen Landwirtschaft kam in den 1960er Jahren auf. Heute existieren weltweit solidarische Landwirtschaftsprojekte. Dabei können sich auch Menschen mit kleinem Einkommen gesundes Gemüse leisten und es wird zahlreichen kleineren Bauernhöfen eine neue Existenz geboten.

Solidarisches Landwirtschaftsprojekt in Möhlin
Der Eulenhof in Möhlin wird seit 1982 von der Familie Hilpert biologisch bewirtschaftet. Gemüse wird auf dem Hof schon länger produziert und wurde anfänglich über den eigenen Hofladen und auf dem Markt vertrieben. Im Jahr 2016 wurde von einer Gruppe interessierter Menschen zusätzlich das solidarische Landwirtschaftsprojekt «SoliLa Eulenhof» ins Leben gerufen. Diese bestand zuerst in Form eines Vereins, im August 2020 wurde das Projekt schliesslich in eine Genossenschaft umgewandelt. Heute zählt die «SoliLa Eulenhof» zirka 120 Mitglieder und bezieht den Grossteil des Gemüses, welches auf dem Eulenhof produziert wird. Deshalb werden der Hofladen und die Marktstände in Rheinfelden nicht mehr durch den Eulenhof betrieben beziehungsweise beliefert.

Die Mitglieder der «SoliLa Eulenhof» können über die Genossenschaft Ernteanteile von Gemüse oder Obst beziehen. Bei der «SoliLa Eulenhof» wird eine jährliche Mitwirkung von 16 Stunden pro Obst- oder Gemüseanteil vorgegeben. Dabei reichen die Arbeitsbereiche von der Mitarbeit auf dem Feld über das Abpacken und Verteilen der Lebensmittel bis hin zu administrativen, organisatorischen und kreativen Arbeiten. Beim gleichzeitigen Bezug von Obst und Gemüse wird die Anzahl der zu leistenden Mitwirkungsstunden reduziert. Weitere Infos im Internet. (mgt)

www.solila.ch