«Kunst hat viel mit stetiger Arbeit und Praxis zu tun»

  10.01.2021 Kunst, Rheinfelden, Persönlich

Laura Mietrup findet als Künstlerin immer mehr Beachtung

Die in Rheinfelden aufgewachsene Laura Mietrup wurde kürzlich mit dem Werkpreis des Aargauer Kuratoriums ausgezeichnet. Im Kunsthaus in Aarau sind unter anderem ihre in einer fiktiven Zeichensprache geschriebenen «Gedichte» zu sehen. Daneben steht eine Installation mit einer verfremdeten Leiter und einem hängenden Ring aus Blattgold.

Edi Strub

Der Weg ins Atelier von Laura Mietrup im Basler Klingental führt durch einen langen Korridor in einer ehemaligen Unterkunft für Soldaten. Heute haben hier rund drei Dutzend Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers. Der Arbeitsraum von Laura Mietrup liegt im Chor des Gebäudes, das ursprünglich ein Frauenkloster war. Wenn man abends von draussen zu ihrem Atelier hochschaut, sind die gotischen Fenster hell erleuchtet. Man könnte glauben, hier würden noch immer Messen gefeiert und der Rosenkranz gebetet. Im Gebäude drin sieht es dann mehr nach müffelnder Kaserne aus. Aber Laura Mietrup fühlt sich wohl in dieser durch die Geschichte entstandenen Mischung von Kirche, Kaserne und Künstlerhaus. Die Miete sei bescheiden und die Lage exzellent – bloss ein paar hundert Meter von der Rheinpromenade entfernt.

Etwas mit den Händen machen
Aufgewachsen ist Laura Mietrup in Rheinfelden. Da ging sie zur Schule und hier hatten ihre Eltern eine Schreinerei. Als sie die Schule beendet hatte, wollte sie etwas «mit den Händen machen», erzählt sie. Die Wahl fiel schliesslich auf eine Berufslehre als Rahmenvergolderin. Das war ein bisschen eine Verlegenheitslösung, aber doch etwas, was ihr später nützlich sein sollte. Noch heute braucht sie bei der Oberflächenbehandlung ihrer Masken Techniken und Methoden, die sie sich als Rahmenvergolderin angeeignet hatte. Der Weg zur Künstlerin verlief für sie in einem Dreischritt: Handwerk – Gestaltung – Kunst. Das ist eine Linie, die auch die Schüler und Meister des Bauhauses gegangen seien. Darunter so grosse Künstler wie die Schweizer Paul Klee, Johannes Itten und Max Bill. Laura Mietrup verweist auch auf die oft etwas verkannten Bauhaus-Frauen – zum Beispiel Anni Albers. Kunst ohne solides handwerkliches Können gibt es nach Laura Mietrup nicht. Sie nennt das auch die Praxis, aus der sich alles entwicklt. Sie arbeite jeden Tag daran. Das ständige «Üben», das Sich-Aneignen neuer Techniken und Vorgehensweisen sei unerlässlich für eine Künstlerin mit Ambitionen. Sie komme täglich um acht ins Atelier und bleibe oft bis spät am Abend. «Ich arbeite langsam, das heisst, ich brauche Zeit. Ich bin auch oft unzufrieden mit dem Geschaffenen, spüre, dass es noch nicht das ist, was ich anstrebe.»

An vier verschieden Orten ausgestellt
Laura Mietrup ist mit ihren 33 Jahren bereits eine recht erfolgreiche Künstlerin. Ausgestellt sind Werke von ihr gegenwärtig an vier verschiedenen Orten. Am prominentesten im Aargauer Kunsthaus in Aarau im Rahmen der «Auswahl 20», einzelne Werke sind aber auch in der Tony Wuethrich Galerie und im space25 in Basel sowie in Hegenheim im Elsass (Fabrikculture) zu sehen. In Biel zeigte sie ihre Kreationen Anfang 2020 in einer Solo-Ausstellung. Wegen Corona ist allerdings vieles ein bisschen schwieriger geworden. Vernissagen und öffentliche Preisverleihungen mussten abgesagt werden. Ausstellungen wurden geschlossen.

Mit «Kunst lokal» angefangen
Zum ersten Mal ausgestellt hat Laura Mietrup in Rheinfelden in «Kunst Lokal.» Das war ein Anfang. Weitergebildet hat sie sich parallel dazu unter anderem im Haus der Farbe in Zürich und dann an der Hochschule für Kunst und Gestaltung in Basel mit einem Bachelor in Fine Arts. Dazu kam ein Stipendium in Paris, das ihr ein halbes Jahr ungestörtes Arbeiten ohne finanzielle Engpässe erlaubte. Noch immer verdient sich Laura Mietrup etwas Geld mit Nebenjobs, sie hat aber auch schon einiges verkauft, unter anderem an die Kunstförderung des Kantons Basel-Stadt (Kunstkredit BS), an die Roche-Kunstsammlung sowie an private Sammler. Sie lebe bescheiden, sagt sie, sie komme mit wenig Geld aus. Und sie sei sehr froh, dass sie seit Sommer im Klingental ein eigenes Atlier habe. «Ich brauche unbedingt etwas nur für mich selber. Ich kann nicht mit anderen im selben Atelier arbeiten.» Sie schätze im Atelierhaus die Nähe anderer Künstler, die sie mal um ihre Meinung oder um Rat fragen kann. Aber sonst arbeitet sie gerne etwas abgeschieden voll konzentriert auf ihr künstlerisches Schaffen. Als die NFZ sie besuchte, holte sie einen Abguss einer Maske aus einer Form. Sie sei schön geworden, fand sie, obschon sie eigentlich zu wenig lang in der Form steckte. Auf dem Fenstersims stand ein neues Werk: ein Zwitter von einer Büste und einer Maske. Vorne mit einer runden Vertiefung, in der Laura Mietrup ein Auge sah, auf dem Kopf vier kleine «Propfen», die den NFZ-Journalisten an Sensoren für eine geheimnisvolle Sinneswelt denken liessen. Laura Mietrup plant solche Dinge nicht. «Ich nehme mir nie vor, etwas Bestimmtes zu gestalten. Sondern es entsteht einfach aus der Praxis, findet seine Form – oder manchmal eben auch nicht», lacht sie.


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